Nach Angriff auf Trainerin in Miami - Delfin-Shows als Goldgruben
Delfin-Experte: "Es ist nicht möglich, diese Tiere artgerecht im Zoo zu halten"

Für das Publikum waren es nur ein paar Schrecksekunden: Im Seaquarium in Miami, im US-Bundesstaat Florida, griff bei einer Delfin-Show eines der Tiere seine Trainerin an. Sie konnte sich aus dem Wasser retten. Für Ric O’Barry ist dieser Vorfall ein weiterer Beweis dafür, dass die Tiere nicht in Gefangenschaft gehören. RTL sprach mit dem Delfin-Experten.
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Ric O’Barry arbeitete selbst vor vielen Jahren im Seaquarium. Dort trainierte er unter anderem die Delfine, die den weltbekannten „Flipper“ spielten. Ebenso trainierte er den ersten Orca in Gefangenschaft in den USA. Doch als Kathy, der Delfin, der Flipper die meiste Zeit spielte, in seine Armen starb, realisierte der Trainer: Es ist falsch, Delfine zu Tricks zu zwingen. Anlässlich des ersten Earth Days 1970 gründete er daher eine Kampagne gegen die Multi-Milliarden-Dollar-Industrie, die sich hinter den Delfinarien und Delfinshows verbirgt: das Dolphin Project.
RTL.news: Mr. O’Barry, was ist das große Problem an den Delfin-Shows mit Publikumsbeteiligung?
Ric O’Barry: Nirgendwo sonst im Zoo ist es erlaubt, zu einem wilden Tier in den Käfig zu gehen. Aber aus irgendeinem Grund erlaubt es die Regierung Menschen, in einen Pool mit Delfinen und Orcas zu steigen. Dahinter steckt eine Millarden-Dollar-Industrie.
RTL.news: Können Sie das genauer erläutern?
Ric O’Barry: Die Besucher zahlen die Ticketpreise, die Aquarien wiederum hohe Steuern. Das Geld fließt an die Regierung. Deshalb hat die Politik ein Interesse an den Shows.
RTL.news: Wie stehen Sie generell zu der Idee, Delfine im Zoo zu halten?
Ric O’Barry: Das ist keine gute Idee. Menschen sollten aufhören, Tickets für solche Shows zu verkaufen – oder zu kaufen.
RTL.news: Sind solche Vorfälle wie in Miami eher die Regel oder eher die Ausnahme?
Ric O’Barry: Solche Unfälle geschehen regelmäßig. Viele davon können Sie auf unserer Homepage finden. Die Regierung und Zoos versuchen aber, die Vorfälle zu vertuschen. Es ist einfach nicht möglich, Delfine oder Orcas artgerecht in einem Zoo zu halten.
RTL.news: Warum nicht?
Ric O’Barry: Wissen Sie, Delfine haben ein größeres Gehirn als ein Mensch. Sie werden psychotisch, wenn sie in viel zu kleinen Becken immer nur im Kreis schwimmen. Und das kann man an solchen Unfällen sehen.
RTL.news: Sie haben selbst in der Industrie gearbeitet, was hat sie dazu gebracht, sie zu verlassen?
Ric O’Barry: Ich bin gegangen, weil ich es satt hatte, immer ein Lügner zu sein. Jeden Tag mich selbst anzulügen. Sie erzählen einem in diesen Aquarien von Umweltschutz, Artenschutz und Arterhaltung, aber darum geht es nicht. Die Aquarien lügen sich da auch selbst etwas vor. Es geht um das Geschäft.
RTL.news: Was sollten die Regierungen ihrer Meinung nach tun?
Ric O’Barry: Das Schwimmen mit Delfinen sollte illegal werden. Es sollte bei jedem Tier verboten sein, dass Menschen einfach so in das Gehege gehen können.
RTL.news: Glauben Sie, dass wir künftig mehr solcher Unfälle sehen werden?
Ric O’Barry: Sicher! Smartphones sind allgegenwärtig, die Zuschauer nehmen solche Unfälle auf. Es wird nicht mehr so leicht sein, sie zu vertuschen. Die Unfälle werden ans Licht der Öffentlichkeit kommen.
RTL.news: Mr. O’Barry – vielen Dank für das Gespräch.