Mohed Altrad: Ein Wüstenjunge erobert die Welt

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Mohed Altrad bei der Preisverleihung, Quelle: altrad.com

Wie alt er genau ist, weiß Mohed Altrad nicht, aber er müsste so um die 67 Jahre alt sein. Zum Zeitpunkt seiner Geburt gehörte er einem Beduinenstamm an, der durch die syrische Wüste wanderte. Dokumente und Geburtsurkunden gab es nicht. Damit aber auch er seinen Ehrentag feiern kann, legten seine fünf Kinder kürzlich den 9. März als Geburtstag fest. Sein Geburtsjahr musste Altrad angeben, als er vor 46 Jahren im französischen Montpellier ankam. 1948 vielleicht? Könnte stimmen.

Damals sprach Altrad kein Französisch und musste mit einer Mahlzeit pro Tag auskommen. Heute hingegen ist sein Name weltbekannt und besonders aus Montpellier nicht mehr wegzudenken. Altrad ist schließlich niemand Geringerer als der wohlhabendste Bürger.

Es ist eine dieser Geschichten, die klingt wie aus einem Hollywood Film: vom mittellosen Beduinen zum Multimillionär. Gerade erst war Altrad in Monte Carlo, wo eine Jury ihn aus 52 internationalen Preisträgern zum ‚World Entrepreneur of the Year 2015‘ – weltbester Unternehmer des Jahres 2015 - wählte.

Rückblick: Altrads Vater war syrischer Stammesanführer, seine Mutter lebte verarmt und missachtet. Der Vater missbrauchte die Mutter, sie bekam zwei Söhne. Altrads älterer Bruder kam ums Leben, getötet vom eigenen Vater. Seine noch jugendliche Mutter starb, als Altrad noch ein Kind war. Vom Vater wurde er verstoßen.

Altrad wurde von seiner Großmutter aufgezogen. Da er Hirte werden sollte, gab es keinen Grund für ihn eine Schule zu besuchen. Doch der kleine Junge war neugierig und hartnäckig und verfolgte heimlich den Unterricht. Schließlich durfte er eine Schule besuchen – und wurde Klassenbester. „Es war Instinkt“, sagt Altrad. „Ich wusste, dass die Schule meine einzige Chance ist“.

Irgendwie schaffte es Altrad zu entkommen und das Schicksal nahm seinen Lauf. Ein kinderloses Paar aus Rakka nahm den Jungen auf. Seine guten schulischen Leistungen brachten ihm ein Stipendium ein. Er wurde nach Montpellier geschickt, an eine der ältesten Universitäten Europas. Der junge Mann, der kein Französisch sprach, promovierte schließlich in Computer Wissenschaften. Während des Studiums arbeitete er als Ingenieur für Technikkonzerne, sodass er anschließend relativ problemlos die französische Staatsbürgerschaft bekam.

Der ganz große Durchbruch

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Mohed Altrad, Quelle: altrad.com

1985 kaufte er zusammen mit seinem britischen Kollegen Richard Alcock ein kleines insolventes Unternehmen. Obwohl er nichts über diesen Sektor wusste, ist die ALTRAD-Gruppe heute weltweiter Marktführer im Bereich Geräte und Anlagen für den Bau- und Industriesektor. Der ALTRAD-Gruppe unterstehen 92 Tochterunternehmen sowie 7.000 Angestellte, ihre Kunden kommen aus über 100 Ländern. Forbes listet Altrad auf Platz 1.741 der reichsten Menschen der Welt. Ihm gehören 80 Prozent der Firma - geschätzter Wert eine Milliarde US Dollar.

Doch der Milliardär scheint seine Geschichte trotz des Erfolgs nicht vergessen zu haben. „Ich möchte, dass die Menschen, die für mich arbeiten glücklich sind“, sagt der 67-jährige im Gespräch mit der BBC. „Wenn sie glücklich sind, arbeiten sie effizienter, liefern bessere Ergebnisse und haben ein besseres Leben“.

Wenn Altrad nicht in der Firma ist, widmet er sich der Literatur. Sein autobiografischer Roman ist Pflichtlektüre in vielen französischen Schulen. Doch auch Ruhm und Ehre lassen ihn nicht richtig glücklich werden. Altrad fühlt sich noch immer schuldig am Tod seiner Mutter. Ihren Namen in Ehren zu halten – das ist seine größte Motivation.