Geschrieben am 6. Dezember 1945

Mit 76 Jahren Verspätung: Brief eines US-Soldaten erreicht seine Familie

Mit 76 Jahren Verspätung: Brief eines US-Soldaten erreicht seine Familie
Mit 76 Jahren Verspätung: Brief eines US-Soldaten erreicht seine Familie.
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Dass die Post nicht immer pünktlich ist, geschenkt. Aber eine Verspätung von 76 Jahren? So lange war der Brief des amerikanischen Soldaten John Gonsalves unterwegs, den er als junger Mann an seine Mutter in den USA geschrieben hatte – am 6. Dezember 1945. Damals war der 22-Jährige im hessischen Bad Orb stationiert und der Zweite Weltkrieg gerade vorbei. Ein Briefträger überreichte die überfällige Sendung jetzt seiner überraschten Ehefrau.

Weltkriegs-Brief nach 76 Jahren zugestellt

US-Soldat Denn Gonsalves schrieb den Brief vor 76 Jahren aus Deutschland an seine Mutter in den USA.
US-Soldat Denn Gonsalves schrieb den Brief vor 76 Jahren aus Deutschland an seine Mutter in den USA.
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Als Angelina Gonsalves die Tür öffnete, fragte der Postbote, ob ihr Mann gedient hätte, berichtet der Sender „CNN“. Demnach konnte die 89-Jährige zunächst nicht glauben, dass der Brief von ihrem seit inzwischen sechs Jahre verstorbenen Mann sein sollte. Denn ja, er hatte gedient. Aber im Zweiten Weltkrieg. Doch es bestand kein Zweifel. Die Zeilen waren tatsächlich unterschrieben von John Gonsalves und adressiert an seine 2015 verstorbene Mutter im US-Bundesstaat Massachusetts.

Auf zwei Seiten sprach er darin unter anderem über das schlechte Essen, das schlechte Wetter und seine Hoffnung, bald nach Hause zu kommen: „Liebe Mama, ich habe heute einen weiteren Brief von dir erhalten und habe mich gefreut zu hören, dass bei dir alles gut ist. Was mich betrifft: Es geht mir gut und ich komme gut zurecht. Aber das Essen ist die meiste Zeit ziemlich mies“, schrieb der damals 22-Jährige aus dem deutschen Bad Orb.

Brief von US-Soldat: Aufwendige Suche nach Angehörigen

Das Foto zeigt John Gonsalves und seine Frau Angelina in den 80er Jahren im Hawaii-Urlaub.
Das Foto zeigt John Gonsalves und seine Frau Angelina in den 80er Jahren im Hawaii-Urlaub.
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„Ich durfte es lesen und es war wunderbar“, sagte seine Witwe gegenüber „CNN“. Der Brief sei „in einem wirklich guten Zustand. Das hat mich überrascht“, so die 89-Jährige. Das Paar hatte sich fünf Jahre nach diesen Zeilen kennengelernt, war 61 Jahre verheiratet und hat fünf Söhne großgezogen. Einer von ihnen erinnert sich gerne an den Moment, als seine Mutter Post von ihrem verstorbenen Mann bekam: „Es war eine Freude zu sehen, wie sich ihr Gesicht beim Lesen seiner Worte aufhellte (...) Auf diese Geschichte zurückzublicken, wird ihr keiner mehr nehmen können“, sagte Brian Gonsalves zu „CNN“.

Die Postbehörde hatte keine Mühen gescheut, die Familie ausfindig zu machen, nachdem der Brief im Verteilerzentrum in Pittsburgh aufgetaucht war. Durch „engagierte Detektivarbeit“ sei es möglich gewesen, die Adresse zu ermitteln. Der Brief erreichte die 89-Jährige kurz vor Weihnachten – ihr wohl schönstes Geschenk. Die Familie hat inzwischen bei der Post angerufen und sich für den Aufwand bedankt. Angelina Gonsalves wird nie vergessen, dass sie die Zeilen ihres „Jonny“ lesen durfte. Sie sagte: „Es war, als wäre er zu mir zurückgekommen“. (CNN / sbl)