Schockierende Aussagen

Missbrauchs-Skandal im US-Fußball: Spielerinnen packen aus

Herbe Vorwürfe erschüttern den US-Fußball: Ein unabhängiger Bericht kommt zu dem schockierenden Ergebnis, dass Missbrauch systematisch abgelaufen sei. Mehr als 200 Spielerinnen aus der Profiliga, darunter einige Nationalspielerinnen, belasten einige Trainer. Und auch Star-Spielerinnen wie Alex Morgan melden sich mutig zu Wort.

Missbrauch gibt es schon in den Jugendligen

Mehrere Skandale sorgten für den Anstoß, nun ist klar: Die unabhängige Untersuchung über den Missbrauch von Spielerinnen im US-Fußball brachte die schlimmsten Ergebnisse ans Licht. In dem 172 Seiten umfassenden Bericht geht es um „verbale und emotionale Gewalt, sexistische Sprache, unerwünschte sexuelle Annäherungen, Berührungen und erzwungenen Geschlechtsverkehr“. Die ehemalige Staatsanwältin Sally Q. Yates, die die Untersuchung leitete, sagte dazu: „Wir haben genug Informationen, um zu belegen, dass es hier nicht nur um Einzelfälle geht, sondern um Fehler im System, die das zulassen.“

10.000 Dokumente wurden gesichtet, sehr viele Gespräche geführt. Yates und ihre Kommission hatten mit mehr als 200 Spielerinnen aus der Profiliga NWSL gesprochen, darunter einige Nationalspielerinnen. Missbrauch in der NWSL sei tief verwurzelt und beginne bereits in den Jugendligen, sagte Yates. Ihre Kommission habe eine Liga vorgefunden, in der „systematischer Missbrauch und sexuelles Fehlverhalten“ an der Tagesordnung seien.

"Die Spielerinnen, die ihre Geschichten erzählt haben, haben großen Mut bewiesen"

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Trainer Paul Riley sieht sich schweren Vorwürfen ausgesetzt.
imago sportfotodienst, imago/ZUMA Press, Craig Mitchelldyer

Nach den massiven Vorwürfen der sexuellen Nötigung in der NWSL hatte der Verband Yates mit der Untersuchung der Fälle beauftragt.Die Spielerinnen Sinead Farrelly und Meleana Shim hatten in einem Artikel des Internet-Portals „The Athletic“ die mutmaßlichen sexuellen Übergriffe ihres Ex-Trainers Paul Riley geschildert. Der NWSL-Klub North Carolina Courage entließ daraufhin den Engländer, der US-Verband entzog ihm die Lizenz. Riley bestreitet die Vorwürfe, die heftige Reaktionen im Land der Weltmeisterinnen nach sich zogen.

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„Die Spielerinnen, die ihre Geschichten erzählt haben, haben großen Mut bewiesen. Jetzt ist es an der Zeit, dass die Institutionen, die sie bisher im Stich gelassen haben, ihnen zuhören und eine Reform einleiten, um sie zu schützen“, sagte Yates. Dazu gehören, so Yates, die Vereine, die Liga-Verantwortlichen und der Verband „US Soccer“.

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Deutsche Fußball-Frauen sind geschockt

04.10.2022, Sachsen, Dresden: Fußball: Nationalmannschaft, Frauen, DFB-Pressekonferenz vor dem Länderspiel gegen Frankreich. Spielerin Alexandra Popp sitzt auf dem Podium. Foto: Robert Michael/dpa - WICHTIGER HINWEIS: Gemäß den Vorgaben der DFL Deutsche Fußball Liga bzw. des DFB Deutscher Fußball-Bund ist es untersagt, in dem Stadion und/oder vom Spiel angefertigte Fotoaufnahmen in Form von Sequenzbildern und/oder videoähnlichen Fotostrecken zu verwerten bzw. verwerten zu lassen. +++ dpa-Bildfunk +++
Alexandra Popp äußerte sich zu den Missbrauchsvorwürfen.
ert alf, dpa, Robert Michael

Die deutschen Nationalspielerinnen haben sich bestürzt über die Missbrauchsvorwürfe im US-Frauenfußball gezeigt. „Wir sind geschockt darüber, was da zu lesen ist. Wir können alle sagen, dass so etwas und generelle Gewalt im Sport im Fußball nichts zu suchen hat“, sagte DFB-Kapitänin Alexandra Popp am Dienstag in Dresden vor dem Länderspiel am Freitag gegen Frankreich.

Sie sei froh, dass im deutschen Fußballbereich bisher so etwas nicht passiert sei. „Im DFB gibt es Anlaufstellen, falls so etwas vorkommen sollte. Ich hoffe einfach, und das wünschen wir uns alle, dass so etwas nie vorkommen wird. Man muss die Augen aufbehalten“, sagte die 31-jährige Torjägerin. (jlu/sid/dpa)