Mexiko: Meistgesuchter Drogenboss 'El Chapo' geht Ermittlern ins Netz
Triumph gegen Mexikos Drogen-Syndikate: Nach mehr als 13 Jahren auf der Flucht ist 'El Chapo', der mächtige Chef des Sinaloa-Drogenkartells, in Mexiko gefasst worden. Marineinfanteristen hätten Joaquín Guzmán Loera in Mazatlán im Bundesstaat Sinaloa festgenommen, teilte Generalstaatsanwalt Jesús Murillo Karam mit. Guzmán war der meistgesuchte Drogenhändler der Welt. Er war 1993 in Guatemala festgenommen worden. 2001 gelang ihm die Flucht aus einem mexikanischen Hochsicherheitsgefängnis.

Es sei ein "makelloser" Zugriff ohne Verluste gewesen, so Karam. Ärzte hätten 'El Chapo' untersucht, seine Identität sei zweifelsfrei festgestellt worden. Guzmán wurde zunächst auf den Marinestützpunkt am Flughafen von Mexiko-Stadt gebracht und dann in das Hochsicherheitsgefängnis Altiplano im Bundesstaat México verlegt. Im Fernsehen war zu sehen, wie ihn vermummte Soldaten zu einem Hubschrauber der Bundespolizei brachten.
Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto gratulierte den Ermittlern zu der Festnahme. "Meine Anerkennung gilt den mexikanischen Sicherheitskräften", schrieb der Staatschef auf Twitter. "Die Zusammenarbeit des Innenministeriums, des Verteidigungsministeriums, der Marine, der Generalstaatsanwaltschaft, der Bundespolizei und des Geheimdienstes war entscheidend. Meine Glückwünsche an alle." Auch die US-Regierung äußerte sich zufrieden über den Zugriff. "Die heutige Festnahme ist ein bahnbrechender Erfolg", sagte US-Justizminister Eric Holder. "Die kriminellen Aktivitäten von Guzmán haben durch Drogenabhängigkeit, Gewalt und Korruption wahrscheinlich Millionen Leben zerstört."
Über 70.000 Opfer in mexikanischem Drogenkrieg
Das Sinaloa-Kartell ist eines der mächtigsten Verbrechersyndikate Mexikos. Es ist vor allem im Westen des Landes aktiv und unterhält enge Beziehungen zu Drogenhändlern in Kolumbien. Wie 'Der Spiegel' berichtet, operiert die Organisation Experten zufolge in rund 50 Staaten und geht 21 verschiedenen illegalen Aktivitäten nach. "Es ist längst keine Rauschgiftmafia mehr", sagt Edgardo Buscaglia dem Magazin. Er ist der Leiter des International Law and Economic Development Centre in Mexiko. Nur noch 50 Prozent seines Umsatzes, mache das Kartell mit Drogenhandel. Alle weiteren Einkünfte generiere es aus Geschäften wie Schmuggel, Menschenhandel, Raub von Rohstoffen und Produktpiraterie, so Buscaglia.
Die Zeitschrift 'Forbes' nahm Guzmán im Jahr 2009 mit einem geschätzten Vermögen von einer Milliarde US-Dollar in ihre Liste der reichsten Menschen der Welt auf.
Das Sinaloa-Kartell, sowie die konkurrierenden Los Zetas, werden für einen Großteil der Gewalttaten in Mexikos erbittertem Drogenkrieg verantwortlich gemacht. Den schweren Auseinandersetzungen waren in den vergangenen sieben Jahren mehr als 70.000 Menschen zum Opfer gefallen. Für die Festnahme von 'El Chapo' boten die USA fünf Millionen Dollar (3,8 Millionen Euro), Mexiko 30 Millionen Pesos (1,8 Millionen Euro).
Nach Guzmáns Festnahme könnten interne Machtkämpfe um seine Nachfolge beginnen, heißt es in einer Analyse des auf Sicherheitsthemen spezialisierten Nachrichtenportals Insight Crime. Er war zwar der bekannteste, jedoch nicht der einzige Anführer der 'Federación' (Bündnis), wie seine Organisation auch genannt wird. Das Sinaloa-Kartell ist traditionell dezentral strukturiert. Mehrere eigenständige Banden ringen innerhalb des Verbrechersyndikats ständig um Einfluss und Geschäftsfelder. Neben dem zweiten starken Mann des Kartells, Ismael Zambada Garcia alias 'El Mayo', könnte auch der ehemalige Polizist Juan Jose Esparragoza Moreno alias 'El Azul' Führungsansprüche anmelden.