Menstruationsurlaub und Frauenquote bei "stern TV am Sonntag"

Ex-Fußballer Thorsten Legat über CDU: "Ihr habt doch nur alte Böcke"

Das Thema bei "stern TV am Sonntag": Menstruationsurlaub und Frauenquote
Das Thema bei "stern TV am Sonntag": Menstruationsurlaub und Frauenquote
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von Marko Schlichting

Spanien hat vor ein paar Tagen einen Menstruationsurlaub für Frauen eingeführt. Das sei in Deutschland unnötig und hier gebe es ganz andere Probleme, sagen die Gäste bei „stern TV am Sonntag“ bei RTL.

Sonderurlaub bei Regelschmerzen unnötig

Die Kölner Rechtsanwältin und Unternehmerin Sandra von Möller
Die Kölner Rechtsanwältin und Unternehmerin Sandra von Möller
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In Spanien sollen Frauen, die unter Menstruationsschmerzen leiden, in Zukunft „Sonderurlaub“ bekommen. Drei Tage pro Monat. In der Sendung „stern TV am Sonntag“ fragt Moderator Dieter Könnes, ob eine solche Regelung auch in Deutschland sinnvoll wäre.

Die Kölner Rechtsanwältin und Unternehmerin Sandra von Möller findet, so ein Gesetz sei in Deutschland völlig unnötig. Wer hierzulande arbeitsunfähig ist, kann sich krankschreiben lassen und hat einen Anspruch auf Lohnfortzahlung. Das Gehalt wird dann weiter gezahlt. Eine vergleichbare Regelung gebe es in Spanien nicht. Außerdem beklagt sie sich über das Wort "Urlaub": "Das ist kein Urlaub, denn diesen Menschen geht es sehr sehr schlecht."

Ulrike von der Groeben findet den Begriff Urlaub fatal

RTL-Aktuell-Moderatorin Ulrike von der Groeben
RTL-Aktuell-Moderatorin Ulrike von der Groeben
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Da kann Ulrike von der Groeben nur zustimmen. Die RTL-Aktuell-Moderatorin findet den Begriff Urlaub fatal. "Das Wort verharmlost die Schmerzen, die manche Frauen haben, die ich kenne."

Zwar spricht sich bei einer Umfrage mehr als die Hälfte der Zuschauer für „Menstruationsurlaub“ aus, doch bislang ist in Deutschland keine solche Regelung angedacht. Die Gäste finden, Frauen bei uns hätten noch ganz andere Probleme. Oft würden sie schlechter bezahlt als Männer, wenn sie überhaupt den passenden Beruf ausüben können.

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"Lasst uns für Gleichberechtigung sorgen"

Christoph Poß ist Bundestagsabgeordneter und leitet den CDU-Landesverband in Hamburg
Christoph Poß ist Bundestagsabgeordneter und leitet den CDU-Landesverband in Hamburg
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So erzählt Sandra von Möller, sie habe sich am Anfang ihrer Karriere bei einem Fernsehsender als Anwältin beworben. Während des Vorstellungsgesprächs habe man sie gefragt, ob sie irgendwann auch Kinder haben wolle. Die Frage habe sie bejaht. Den Job habe dann ein Kommilitone bekommen, mit deutlich schlechteren Noten. Das war vor 27 Jahren. Seit elf Jahren leitet die dreifache Mutter zusammen mit ihrem Mann das eigene Technologieunternehmen.

Christoph Poß leitet den CDU-Landesverband in Hamburg. Er kennt das Problem, möchte Diskriminierungen abbauen. Aber er ist gegen eine Quote. Er sagt: "lasst uns für Gleichberechtigung sorgen, aber für alle. Da dürfen nicht das Geschlecht oder die Hautfarbe entscheidend sein, auch nicht das Alter oder die Herkunft." Das gelte für die Wirtschaft und für die Politik. Nicht das Geschlecht dürfe wichtig sein, sondern die Leistung, sagt Poß. Allerdings sieht er klare Nachteile bei Frauen, wenn es um die Kinderbetreuung geht, die müsste deswegen verbessert werden.

Während es bei RTL Aktuell mehr Frauen als Männer gibt, sei dies im Sportbereich noch nicht so, berichtet von der Groeben. Und in der Politik schon gar nicht, klagt von Möller. An den Spitzen der Bundestagsparteien sind im Moment sechs Männer, aber nur drei Frauen.

Thorsten Legat: "Frauen werden bei uns immer noch von Männern unterdrückt, und da habe ich ein Problem"

"Frauen werden bei uns immer noch von Männern unterdrückt, und da habe ich ein Problem", klagt auch Ex-Fußballspieler Thorsten Legat, der unter anderem für Werder Bremen und den VFB Stuttgart gekickt hat. Ihn stört auch, dass Frauen in Deutschland immer noch schlechter bezahlt werden als Männer.

Von Möller erklärt das unter anderem damit, dass Frauen schon bei den Gehaltsverhandlungen oft zu wenig Geld verlangen und nicht so viel Wert auf die Karriere legen wie Männer. Ob jedoch das auch den niedrigen Frauenanteil bei einigen Bundestagsparteien erklärt?

"Ergebnis einer demokratischen Wahl"

Am Ende wird die Diskussion bei "stern TV am Sonntag" noch einmal hitzig
Am Ende wird die Diskussion bei "stern TV am Sonntag" noch einmal hitzig
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So kommt zum Beispiel die CDU mit einem einzigen Parteivorsitzenden aus. In der Bundestagsfraktion sind Frauen mit einem Anteil von 23,4 Prozent deutlich in der Minderheit. "Das ist das Ergebnis einer demokratischen Wahl", begründet Christoph Poß diesen Zustand – was nicht ganz stimmt. Die Bürger können zwar entscheiden, wer einen Wahlkreis gewinnt. Wer den Wahlkreis vertritt, entscheidet jede Partei. Und sie entscheidet auch über die Landeslisten. "Was wir erreichen müssen ist, dass wir in den Wahlkreisen mehr Frauen für eine Kandidatur gewinnen müssen", fordert Poß denn auch.

Doch Thorsten Legat ist inzwischen stinksauer geworden, und das lässt er am Ende der Diskussion auch raus. "Ich bin erschüttert", sagt er. "Linke, Grüne, SPD und FDP zeigen doch, dass es mit Frauen geht. Wir wollen, dass die Frauen ein bisschen mehr emporkommen. Darum fördern wir Frauen. Wenn ich meinen Sohn bis zu einem gewissen Zeitpunkt nicht fördere, dann habe ich als Vater versagt. Jetzt müssen Sie sich fragen, warum die CDU bei den Frauen versagt. Ihr habt doch nur alte Böcke!" Antworten kann Poß nicht mehr.

"stern TV am Sonntag" können Sie hier nachträglich in voller Länge auf RTL+ sehen