Profi-Fußball soll für Polizei zahlen

Mehr Kosten beim Kicken

Urteil heute am Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe: Die Deutsche Fußball Liga, kurz DFL, muss künftig die zusätzlichen Kosten bei sogenannten Hochrisikospielen tragen. Ursprünglich hatte das Land Bremen die DFL nach einem Derby zwischen Werder Bremen und dem Hamburger SV zur Kasse gebeten. Die DFL versuchte fast zehn Jahre lang sich dagegen zu wehren.

Urteil mit Signalwirkung

Hunderte Polizisten sind bei sogenannten Hochrisikospielen im Dauereinsatz. Die Kosten sind bisher Ländersache. Das heutige Urteil vom Bundesverfassungsgericht Karlsruhe könnte das jetzt ändern. Die Richter zeigen dem Profi-Fußball die rote Karte:
„Auf diese Weise sollen die Mehrkosten der Polizeieinsätze nicht durch die Gesamtheit der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, sondern jedenfalls auch durch die wirtschaftlichen Nutznießerinnen und Nutznießer der Polizeieinsätze geschultert werden. Dies ist ein verfassungsrechtlich legitimes Ziel“, so Stephan Harbarth, Präsident des Bundesverfassungsgerichts.

Präzedenzfall Bremen

Heißt: Die Clubs können zur Kasse gebeten werden – wie in Bremen. Für den Einsatz bei Hochrisikospielen will die Stadt inzwischen mehr als drei Millionen Euro von der Deutschen Fußball Liga. Die DFL klagt dagegen. Blechen musste der Verein trotzdem schon: rund eine Million. Entsprechend sorgt das Urteil bei Werder für Unmut. Der Bundesligist sei schließlich weder für die Risikobewertung noch die Auswahl der Gegner verantwortlich: „Es bleibt doch festzuhalten, dass die DFL mindestens eine CO-Veranstalterrolle hat. Und es bleibt auch festzuhalten, dass die Anhänger des Gastvereins durchaus dazu beitragen, dass ein Spiel ein Hochrisikospiel wird mit Kostenfolge. Und meine Erwartungshaltung ist, dass wir da nicht alleine im Haftungsboot sitzen“, so Tarek Brauer, der Geschäftsführer von Werder Bremen.

In der Fanszene ist die Sorge groß: Denn die Kosten könnten künftig von den Vereinen auf die Fans umgelegt werden. „Stadionfußball ist jetzt schon extrem teuer. Eine weitere Erhöhung ist faktisch ausgeschlossen. Bzw. Wenn man die Ticketpreise weiter erhöhen wird, wird das die Fankultur, wie wir sie heute kennen. Die bunten, farbenfrohen Kurven wird es mindestens bedrohen, wenn nicht gar zerstören“, sagt Thomas Kessen von der Organisation Unsere Kurve e.V..

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Hochrisikospiele sind Polizeisache

Welche Begegnungen tatsächlich als gefährlich gelten, entscheidet die Polizei: „Wir haben da natürlich unsere Statistiken. Wir kennen den Fußballfan, Reiseverkehr, wir kennen die Fußballfans. Also die Bundespolizei selber hat sogenannte szenekundige Beamte, die auch in dem Fanmilieu operieren, offen und verdeckt. Und daraus wird eben immer so eine Gefährdungsanalyse gemacht […] und dementsprechend wird dann auch der Polizeieinsatz berechnet", bestätigt Heiko Teggatz von der Deutschen Polizeigewerkschaft.
Ob das Land Nordrhein-Westfalen, die Clubs am Ende auch zur Kasse bittet ist noch nicht klar: „Ich persönlich bin nach wie vor der Meinung, wir sollten es nicht tun. Allerdings, das will ich auch klar sagen, das wird nur zu halten sein, wenn auch die großen Fußballklubs endlich dafür sorgen, dass in ihren Stadien Ruhe und Ordnung herrscht. Und das läuft nicht zufriedenstellend“, betont NRW-Innenminister Herbert Reul. Die Bremer Gebühr kann bei allen Großveranstaltungen erhoben werden, die gewinnorientiert sind, mehr als 5-TAUSEND Teilnehmer haben und bei denen es erfahrungsgemäß zu Gewalt kommen kann. Fanorganisationen fordern deshalb jetzt schon, dass dann beispielsweise auch das Münchner Oktoberfest oder der Kölner Karneval zahlen müssten.