Er blieb stundenlang mit der Leiche in seiner WohnungProzessauftakt: Matthias G. (34) soll 26-jährige Mutter erstickt haben

Der Angeklagte Matthias G. beim Prozessauftakt in Oldenburg.
Der Angeklagte Matthias G. beim Prozessauftakt in Oldenburg.
RTL Nord

Am 10. Dezember vergangenen Jahres schallen laute Schreie aus einem Mehrfamilienhaus in Brake, Niedersachsen. Die Polizei rückt an. Vor Ort finden die Beamten eine 25-jährige verletzte Frau – blutüberströmt mit schweren Stichwunden. Doch sie wird nicht das einzige Opfer sein, was die Polizisten an diesem Abend finden.
Am Dienstag beginnt in Oldenburg der Prozess gegen den 34-jährigen Matthias G., der als Tatverdächtiger gilt.

Frauenleiche in Wohnung gefunden

Matthias G. muss sich seit heute vor dem Landgericht Oldenburg wegen Mordes und versuchten Mordes verantworten. Er soll im Dezember 2021 in seiner Wohnung in Brake die 26-jährige Larissa S., Mutter eines zweijährigen Mädchens, mit einem Handtuch erstickt haben. Zuvor sei es zum einvernehmlichen Sex gekommen. Nach der Tat habe er sich zunächst in seiner Wohnung mit der Leiche versteckt. Gegen 18:15 Uhr wird laut den Ermittlungen eine Nachbarin auf dem Flur sein nächstes Opfer.

Kokain, Gewalt und gescheiterte Beziehung

Matthias G. lässt seine Sicht der grausamen Stunden durch seine Verteidigerin verlesen. Zunächst gibt er an, am Boden gewesen zu sein, weil seine Verlobung mit der Mutter seines Sohnes scheiterte. Ein Grund: Er habe Chatverläufe mit einem anderen Mann in ihrem Handy gefunden, weswegen er glaubte, dass sie ein Verhältnis habe. Dazu sei er seit 2020 arbeitslos geworden. Im Dezember 2021, kurz vor der Tat, sei es dann zum Streit mit seiner Ex-Verlobten und der Trennung gekommen. Er habe daraufhin den Kontakt zu seinem späteren Mordopfer, Larissa S. gesucht. Laut seinen Aussagen kannten sich die beiden schon länger, hätten in der Tatnacht gemeinsam Kokain sowie Alkohol konsumiert und einvernehmlich miteinander geschlafen.

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Matthias G. will sich selbst töten - Situation eskaliert!

Die Stimmung sei zunächst gut gewesen, bis er dem späteren Mordopfer Larissa S. gesagt habe, dass er sich aufgrund seiner gescheiterten Beziehung umbringen wolle und sie ihm dabei helfen könne. Sie sei daraufhin schreiend auf den Balkon gerannt, weshalb G. sie beruhigen wollte. Zunächst habe er ihr den Mund zu gehalten, danach habe er ihr ihm Wohnzimmer ein Handtuch auf das Gesicht gedrückt. Doch irgendwann habe sich Larissa S. nicht mehr geregt, auch nicht, als der Angeklagte sie laut seinen Aussagen auf das Bett gelegt und ihr Backpfeifen gegeben habe, um sie wachzurütteln. Matthias G. spricht von Erinnerungslücken und seinem auch nach der Tat anhaltenden Wunsch, sich umzubringen. Stundenlang soll sich der Angeklagte laut der Staatsanwaltschaft in der Wohnung mit der Leiche aufgehalten haben, dabei habe er sich laut eigener Aussage immer wieder selbst Schnittverletzungen zugefügt – doch gegen 18:15 Uhr am Abend folgt die nächste schreckliche Tat. Das Opfer: Seine damals 25-jährige Nachbarin Mareike R., die schwer verletzt überlebt!

Bei Messerangriff auf Nachbarin: "Du wirst nie wieder etwas sehen können!"

Als der Angeklagte in den Gerichtssaal geführt wird, fängt Mareike R. an zu weinen – ihr Verteidiger hält ihr die Hand – denn sie ist nur knapp mit dem Leben davon gekommen! Sie ist Nebenklägerin, genau wie die Mutter der Toten. Mareike R. sagt, sie kenne den mutmaßlichen Mörder schon lange, gibt an, dass er schon früher drohend und auch gewalttätig ihr gegenüber geworden war. Erst drei Wochen vor der Tat habe der Angeklagte sie gewürgt. Am Abend des Angriffs – nach der Tatnacht – sei sie mit einer Freundin nach Hause gekommen. Mareike R. gibt an, schnell ein Messer im Auge gehabt und um Hilfe geschrien zu haben. „Matthias, ich sehe nichts mehr!“, habe sie dem Angeklagten zugerufen. Unter großer Gegenwehr habe er sie an den Haaren in die Wohnung gezogen und gesagt: „Du wirst nie wieder was sehen oder was sagen“, dann habe sie einen Schnitt gespürt. Laut Anklage soll der Angeklagte Mareike R. mit einem Messer mehrere Verletzungen zugefügt haben, sie trägt unter anderem auch eine Wunde von 12 Zentimetern Länge am Hals davon. Und auch ihr linkes Auge ist derart schwer verletzt worden, dass sie sich bald einer Operation unterziehen muss – ob sie Folgeschäden davon trägt, wird sich danach zeigen. Mit allerletzter Kraft kann sich die heute 26-Jährige doch noch aus der Wohnung retten und bricht laut eigener Aussage vor dem Haus am Auto ihrer Freundin zusammen.

Angeklagter spricht von Erinnerungslücken

Matthias G. gibt an, sich nicht an die Tat mit seiner Nachbarin R. erinnern zu können. Lediglich daran, dass sie schreiend neben ihm gestanden habe. Eine Erinnerung fehle ihm auch daran, dass er die Polizei laut Anklage mit Kurzhanteln beworfen haben soll. Was er aber über seine Anwältin verlauten lässt, ist, dass er sich zwischendurch immer wieder Schnittverletzungen zugefügt hat. Er beteuert über seine Anwältin, wie leid es ihm tue und dass er sich alles nicht erklären kann. Doch was bleibt, sind die schrecklichen Tatsachen, dass eine Frau ihr Leben verloren hat, ein kleines Mädchen ihre Mutter und eine weitere Frau schwer verletzt wurde. Für den Prozess sind vier Verhandlungstage angesetzt. (agi/kbü/cgo)