Fall des "Monsters von Chiclayo" entsetzt das ganze Land
Dreijährige entführt und vergewaltigt: Präsident von Peru will Sexualstraftäter chemisch kastrieren

Der Mann wird von der peruanischen Presse nur „das Monster von Chiclayo“ genannt: Der 48-Jährige soll in der Stadt im Nordwesten von Peru ein drei Jahre altes Mädchen entführt haben. Das Kind war mit seiner 17-jährigen Tante auf dem Markt. In einem unbeobachteten Moment schlug der Tatverdächtige offenbar zu. Überwachungsaufnahmen zeigen, wie ein Mann die Kleine in sein Auto bringt und wegfährt. Die Polizei fand das vermisste Kind gefesselt und missbraucht in der Wohnung des Mannes. Der Fall sorgte für so viel Aufsehen, dass der Präsident des Landes jetzt sogar ein drastisches Gesetz einführen will.
"Monster von Chiclayo" soll betrunken eine Dreijährige entführt haben, um sie zu vergewaltigen
Juan Antonio E. gestand im Polizeiverhör, die Dreijährige am 12. April entführt zu haben, wie die Zeitung „El Comercio“ berichtet. Er sei betrunken gewesen und habe das Kind einfach in sein Auto gesetzt, als er gesehen habe, dass es unbeobachtet gewesen sei. Er habe das Mädchen in seine Wohnung gebracht und es dort sexuell missbraucht. Die Taten filmte er sogar mit dem Handy. Damit das Kind ihm nicht entkommen konnte, habe er es mit Klebeband gefesselt, soll der 48-Jährige gestanden haben. Er habe angeblich vorgehabt, das Kind in einer menschenleeren Straße oder einem abgelegenen Ort wieder auszusetzen.
Doch dazu kam es nicht mehr. Die Polizei fasste E. am 13. April. Mithilfe der Überwachungsaufnahmen waren die Ermittlungsbehörden auf sein Nummernschild gestoßen. Bei dem Polizeieinsatz an der Wohnung des Tatverdächtigen kam es zu tumultartigen Szenen. Wütende Bürger, die Wind davon bekommen hatten, wer dort gerade festgenommen wurde, versuchten, den Mann zu lynchen. Der Polizei gelang es aber gerade noch, ihn wegzubringen, bevor der wütende Mob über den mutmaßlichen Sexualstraftäter herfiel, berichten peruanische Medien. Inzwischen sitzt der Mann in Untersuchungshaft.
Perus Präsident will hart gegen Sexualstraftäter durchgreifen
Doch auch nach dem Vorfall nahm die Wut über den Fall in dem Land nicht ab. Der peruanische Präsident Pedro Castillo sagte in einer Erklärung: "Sexualverbrechen gegen Kinder werden von dieser Regierung nicht toleriert und auch nicht ungestraft bleiben". Er forderte eine Gesetzesänderung: „Die chemische Kastration ist eine Option, wir können nicht länger warten.“ Die von der Regierung geplante Maßnahme müsste noch vom Parlament angenommen werden, um in Kraft zu treten.
Die Präsidentin der Frauenkommission des Kongresses äußerte sich bereits begeistert. Sie sei für das Projekt, denn es sei an der Zeit, drastische Maßnahmen zu ergreifen. Die Zeitung „Gestión“ zitierte den Justizminister Félix Chero, der ankündigte, dass der Ministerrat des Landes bereits am Mittwoch über den Gesetzentwurf diskutieren werde. „Wir schätzen, dass es in Peru jährlich zwischen 700 und 800 Fälle von Verletzungen der sexuellen Freiheit von Minderjährigen gibt“, erklärte er.

Anwältin kritisiert chemische Kastration für Sexualstraftäter
Doch nicht alle sind begeistert von dem Vorschlag, Sexualstraftäter chemisch zu kastrieren. Die Strafverteidigerin Romy Chang kritisierte den Vorstoß der Regierung in einem Interview mit dem Sender „RPP“. Das Ganze sei nur eine Maßnahme, um die aufgebrachte Bevölkerung zu beruhigen, meint die Anwältin. Eine chemische Kastration sei schwierig und kaum wirksam, meint sie. Der verurteilte Straftäter müsste dauerhaft Medikamente nehmen, die seine Libido eindämmen sollen. Das sei kaum kontrollierbar. „Darüber hinaus ist bewiesen, dass Vergewaltigung nicht nur ein biologisches Problem ist, sondern auch ein psychologisches. Die chemische Kastration wird eine Person nicht daran hindern, weiter zu vergewaltigen“, erklärte Chang.
Der Arzt Jesús Roca, bestätigte in einem „RPP“-Interview diese Befürchtung. Bei der chemischen Kastration würden den Betroffenen in der Regel Medikamente verabreicht, die Produktion von Sexualhormonen unterdrücken. Solche Mittel könnten zwar die Libido eines Menschen verringern, "aber die anderen Auswirkungen, die mit der Sexualität zu tun haben, die weiter gefasst sind, können dauerhaft sein", so der Arzt. Sexuelles Verlangen sei nicht nur hormonell, sondern auch psychologisch bedingt.
Anwältin meint: Gesetze sind streng genug, sie müssten nur angewendet werden
Die Anwältin sieht das Problem in Peru woanders. Rein rechtlich wäre es schon jetzt möglich, Vergewaltigung und Kindesmissbrauch hart zu bestrafen. Aber die Höchststrafe Lebenslange Haft würde von den Gerichten nur selten verhängt. Schlimmer noch: Tatverdächtige würden einfach wieder aus der Untersuchungshaft entlassen, weil Gerichtsverfahren sich zu lange hinziehen, klagt die Juristin in dem Interview an. Das Problem seien also weniger die Gesetze, sondern die Menschen, die die Gesetze anwenden müssen, sagte sie „RPP“. (jgr)