Staatsanwaltschaft Osnabrück eröffnet Verfahren - es geht um viele Millionen Euro

Erste Anklagen im Fall "Gorch Fock" - Lug, Betrug und Hinterziehung

Arturo Jimenez
Das Segelschulschiff "Gorch Fock" liegt in einem Hafen. Foto: Arturo Jimenez/dpa/Archivbild
deutsche presse agentur

Nach fast drei Jahren Ermittlungen zu Geschäften des früheren "Gorch Fock"-Sanierers Elsflether Werft ist Anklage gegen die frühere Werftleitung und andere Beteiligte erhoben worden. Ein Zivilangestellter der Marine werde der Vorteilnahme angeklagt, teilten die Staatsanwaltschaft Osnabrück und die Polizeidirektion Oldenburg am Montag mit. In diesem Fall von Bestechung gebe es sechs Angeklagte. Daneben seien Anklagen wegen Untreue, unerlaubten Bankgeschäften und Insolvenzverschleppung erhoben worden. Über die Eröffnung des Hauptverfahrens müsse noch das Landgericht Oldenburg entscheiden. Weitere Anklagen könnten folgen.

Betrug, Hinterziehung, Bestechung

Aktuell gibt es vier Komplexe mit mehreren Dutzend Verfahren und einem möglichen Schaden in Millionenhöhe. Allein die 26 Ermittlungsverfahren gegen Verantwortliche der EW AG (gewerbsmäßiger Betrug, Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr) könnten um die 18 Millionen Euro Schaden ausgelöst haben. Ursprünglich sollte die Sanierung des Marine-Schulschiffes nur 95 Millionen Euro kosten. Die Rechnung explodierte dann auf 135 Millionen Euro.

Verteidigungsministerium wurde stutzig

Aufgrund einer Strafanzeige des Verteidigungsministeriums wurde die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Die Elsflether Werft AG war Hauptauftragnehmerin bei der Sanierung der "Gorch Fock". Sie musste im Februar 2019 Insolvenz anmelden. Die zwei Vorstände hatten Millionen Euro in Nebengeschäfte gesteckt. Die Bremer Lürssen-Werft übernahm die Fertigstellung des Segelschiffs und gab es im Herbst 2021 an die Marine zurück. Über die Anklagen hatte zuerst das Nachrichtenportal "The Pioneer" berichtet. Im September 2021 stach die Gorch Fock das erste Mal nach der teuren Sanierung wieder in See. (dpa/lsi)