Er kann doch "jederzeit gehen"

Djokovics Ehefrau bedankt sich für die weltweite Unterstützung - und Australien bleibt hart

Noch drei Nächte muss Novak Djokovic im Horror-Hotel ausharren, ehe ein Richter am Montag darüber entscheidet, ob der Serbe in Australien bleiben kann. So lange steckt der Tennis-Star in seinem schwersten Match des Lebens fest. Durchhalten, nur durchhalten – inmitten von inhaftierten Asylsuchenden, Medienberichten zufolge Maden im Essen und schlechter Luft. Zuletzt gab es dort einen heftigen Corona-Ausbruch. Das Park Hotel – es ist ein unwürdiger Käfig. Mittendrin: Der weltbeste Tennisspieler, der immer mehr zum Freiheitsapostel hochstilisiert wird. Der Fall Djokovic spaltet derweil weiter die Welt. Familie, Fans, Menschenrechtler und Verschwörungsgeneigte feiern ihn wie einen Messias – während die australische Regierung, seit Jahren wegen ihrer rigiden Flüchtlingspolitik am Pranger, sich keiner Schuld bewusst ist. Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat längst Stellung bezogen. Ein Politikum, das immer mehr zum Kuriosum mutiert. Djokovics Ehefrau Jelena hat sich nun zu Wort gemeldet und sich bei allen Unterstützern ihres festgehaltenen Gatten bedankt – siehe Video oben!

VIDEO: Djokovics Mama klagt an - Australien bleibt hart

Djokovic "kann jederzeit gehen"

Und das sagt die australische Regierung zu den Vorwürfen, man würde Djokovic gefangen halten: „Herr Djokovic wird nicht in Australien gefangen gehalten, er kann jederzeit gehen, und der Grenzschutz wäre dabei behilflich“, meinte Innenministerin Karen Andrews dem Sender ABC News. Zugleich bestätigte sie zwei weitere Problemfälle im Zusammenhang mit den Australian Open, die nun vom Grenzschutz geprüft würden.

Andrews verteidigte das Vorgehen der Behörden und sagte dem TV-Kanal Seven Network, Djokovic habe es versäumt, die richtigen Informationen für seine Einreise nach Australien bereitzustellen: „Sie werden von jedem verlangt, der in das Land einreist. Wenn diese Informationen nicht bereitgestellt werden können, sind die Einreisebestimmungen für Australien nicht erfüllt.“ Bei den weiteren Ermittlungen gehe es um zwei Personen, die ebenfalls wegen der am 17. Januar beginnenden Australian Open angereist seien. Namen nannte sie nicht.

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VIDEO: Einreise-Chaos um Djokovic

Welt-Star von abgelehnten Asylbewerbern umgeben

Eigentlich gilt in Australien die Regel, dass nur Reisende mit Impfschutz gegen das Coronavirus ins Land gelassen werden. Laut Turnierboss Craig Tiley hatten anlässlich der Australian Open 26 Profis oder Betreuer eine Ausnahmegenehmigung beantragt. Bei einer „Handvoll“ von Fällen habe das auch geklappt. Titelverteidiger Djokovic ist als einziger namentlich bekannt und steht seit Tagen in der Kritik - zumal der 34-Jährige bislang nicht offengelegt hat, mit welcher Begründung ihm die umstrittene Genehmigung erteilt wurde.

Der Mitte 2020 von einer Corona-Infektion genesene Serbe hat sich gegen eine Impfpflicht ausgesprochen und um seinen Impfstatus stets ein Geheimnis gemacht. Als er am späten Mittwochabend (Ortszeit) in Melbourne landete, sah der Grenzschutz die Einreiseregeln in seinem Fall als nicht erfüllt an - so dass der Weltranglisten-Erste zwei Nächte in einem Hotel für Ausreisepflichtige verbringen musste, in dem auch abgelehnte Asylbewerber untergebracht sind. Djokovic hat dagegen geklagt. Ein Gericht in Melbourne will am Montag eine Entscheidung fällen.

In Australien hatte der Eindruck einer Vorzugsbehandlung für den neunfachen Australian-Open-Sieger Wut und Empörung ausgelöst - zumal selbst zahlreiche Bürger des Landes während der Pandemie lange nicht in ihre Heimat reisen konnten, weil sich Australien zum Schutz vor einer Einschleppung des Coronavirus abgeschottet hatte. (lgr/mli/dpa)