""Wir sahen, wie der angesehene Generalsekretär ausgemergelt aussah"
Kim Jong-un erschlankt: Staatsfernsehen veröffentlicht besorgten Bürger-Kommentar
Bilder aus Nordkorea sind selten und über den Gesundheitszustand von Staatsoberhaupt Kim Jon-un spricht in der Regel niemand. Doch nun gibt es aktuelle Bilder von Staatsoberhaupt Kim Jong-un, der deutlich abgenommen hat. Das Staatsfernsehen KCTV zeigt einen Bürger, der von einem „ausgemergelten“ Generalsekretär spricht. Das alles soll offenbar dazu dienen, in der aktuellen Lebensmittelkrise die Loyalität des Volkes zu binden.
"Alle sagen, es habe sie zu Tränen gerührt"

"Die Leute, mich eingeschlossen, waren am untröstlichsten und wir sahen, wie der angesehene Generalsekretär ausgemergelt aussah. Alle sagen, es habe sie zu Tränen gerührt," sagt der namentlich nicht näher genannte Mann mit Strohhut. Die Medien in Nordkorea sind nicht frei, werden von der politischen Führung gelenkt, somit ist davon auszugehen, dass auch dieses Interview bewusst von der Staatsführung eingesetzt wurde. Der Gewichtsverlust von Kim Jong-un ist also als ein politisches Statement zu werten – das Land ächzt unter eine Lebensmittelkrise.
Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un hatte die Bevölkerung in diesem Monat auf eine schlechtere Versorgung mit Nahrungsmitteln vorbereitet. Die Landwirtschaft habe im vergangenen Jahr infolge eines Taifuns weniger Getreide produzieren können, sagte Kim bei einem mehrtägigen Treffen des Zentralkomitees der herrschenden Arbeiterpartei Mitte Juni. Die Nahrungssituation für die Menschen werde nun „angespannt“ sein, zitierten ihn die Staatsmedien damals.
Nordkorea ist nach mehreren Naturkatastrophen und aufgrund der eigenen Misswirtschaft seit vielen Jahren auf Nahrungsmittelhilfe von außen angewiesen. Nach Schätzung der südkoreanischen Regierung fehlen dem isolierten Nachbarland in diesem Jahr 1,2 bis 1,3 Millionen Tonnen Nahrungsmittel für eine halbwegs ausreichende Versorgung der Bevölkerung.
Neben den Folgen von Überschwemmungen und Sturmschäden hatte 2020 auch die Corona-Pandemie dem Land schwer zugesetzt. Nordkorea machte seine Grenzen wegen des Corona-Ausbruchs schon früh dicht, was sich stark auf den Außenhandel auswirkte. Beobachter sehen dennoch bisher keine Anzeichen für eine neue Hungersnot wie in den 1990er Jahren, als Schätzungen zufolge Hunderttausende Nordkoreaner vor Hunger starben. (dpa/eku)