Gold-Koko im RTL-Interview

Klosterhalfen spürte "keinen Schmerz" dank Gänsehaut-Kulisse in München

von Felix Görner und Emmanuel Schneider

Konstanze Klosterhalfen hat den Lauf-Thron Europas bestiegen. Die 25-Jährige holt über die 5.000 Meter sensationell EM-Gold – dabei war ihr Start lange in Gefahr. Im Gespräch mit RTL/ntv erklärt die Läuferin, wie sehr das Publikum in München beim Coup geholfen hat, wie sie ihre Goldmedaille jetzt aufbewahrt und woher ihr Spitzname „Koko“ kommt – im Video.

Klosterhalfen schwärmt vom Publikum: "Das war der Wahnsinn"

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Nicht zu stoppen: Konstanze Klosterhalfen in Top-Form.
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Mit unfassbarer Comeback-Power und einem gewaltigen Schlussspurt stürmte Konstanze „Koko“ Klosterhalfen am Donnerstagabend im Münchner Olympiastadion ins Ziel. Und erfüllte sich selbst einen großen Traum: Sieg über die 5.000 Meter bei der Europameisterschaft im eigenen Land. Als erste deutsche Läuferin. Es ist ohne Übertreibung ein Lauf für die Ewigkeit.

Und das muss auch gebührend gefeiert werden. Als sie die Ziellinie erreicht hatte, war Klosterhalfen trotz ihres Husarenritts so voller Energie und mit Adrenalin (und wohl ganz vielen Glückshormonen) geflutet, dass sie gar nicht mehr aufhören wollte zu laufen. Selbst auf ihrer Ehrenrunde gab Klosterhalfen noch mächtig Gas. Wäre es nach der frischgebackenen Europameisterin gegangen, dann wäre sie noch ewig weitergerannt. Einfach immer weiter. Wie im Rennen kurz zuvor. Doch die Orga-Aufpasser in München gingen dann mit deutscher Gründlichkeit dazwischen. „Ich hätte noch weiterlaufen können, wurde dann aber leider doch aufgehalten. Ich habe jeden Moment genossen“, sagt Klosterhalfen im Gespräch mit RTL/ntv.

Lese-Tipp: 5.000-m-Wahnsinn: Klosterhalfen feiert Gold!

14:50,47 Minuten hatte sie für die 5.000 Meter benötigt, die Türkin Yasemin Can abgehängt und stehen gelassen. Die Energie des Stadions ging Stück für Stück auf das Lauf-Wunderkind über. „Ich habe gestern keine Schmerzen gespürt, es war so eine fantastische Atmosphäre im Stadion und so viele Leute haben mich angefeuert und mitgefiebert“, sagt Klosterhalfen immer noch ein wenig staunend über die Traum-Kulisse. „Das war der Wahnsinn. Die haben mich da wirklich getragen. Da habe ich nicht viel gespürt und bin einfach gerannt.“

Die Erleichterung ist riesig

 European Championships Munich22 Leichtathletik, 18.08.2022 Konstanze Klosterhalfen GER European Championships Munich22 im Olympiastadion in Muenchen am 18.08.2022, Bayern. *** European Championships Munich22 Athletics, 18 08 2022 Konstanze Klosterhalfen GER European Championships Munich22 at the Olympic Stadium in Munich on 18 08 2022, Bavaria Copyright: xBEAUTIFULxSPORTS/KJPetersx
Konstanze Klosterhalfen auf der Ehrenrunde.
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Für die Sportlerin aus Königswinter bei Bonn ist der EM-Coup der erste große Titel. Deutsche Meisterin und Rekordhalterin, klar, all das war sie schon. Dazu der ebenfalls sensationelle dritte Platz bei der WM in Doha 2019. Doch der ganz große internationale Titel-Durchbruch fehlte ihr noch. Das ist jetzt vorbei. Geschichte.

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Die Erleichterung bei Klosterhalfen ist umso größer, da sie in den vergangenen Jahren auch durch tiefe Täler ging, sich gegen Kritik wehren musste und sich pünktlich zum Saison-Highlight zurückkämpfte. Erst warfen sie Verletzungen an der Hüfte zurück. Dann folgte eine Oberschenkel-Verletzung und ein Corona-Schock. Nur wenige Wochen vor der WM im Juli musste Klosterhalfen zwei Wochen pausieren, einen Tag lang ging gar nichts, sagt sie. Corona geschwächt lief sie bei der WM in Eugene (USA), ihrem ersten Heimspiel, da Klosterhalfen seit Jahren in der Nähe wohnt und trainiert, zu einem bitteren Aus im Vorlauf. Mit ihrem Trainer nutzte sie die verbleibenden Wochen bis zum zweiten Heimspiel, die Form stieg wieder an. Doch auch im ersten Rennen in München über die 10.000 Meter erlebte „Koko“ eine Enttäuschung, 4. Platz, knapp am Edelmetall vorbeigeschrammt. Ausgepowert.

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EM-Coup hätte es fast nicht gegeben

Klosterhalfen war angeknockt nach dem ersten Rennen. Ihr Trainer riet sogar von einem Start über die kürzere Distanz ab. Beinahe wäre der Triumph von München nur ein Traum geblieben. Obwohl sie sich am Donnerstagmorgen auch gar nicht „so gut“ fühlte, blieb sie bei ihrer Entscheidung. Ein Gefühl „in mir drin“, habe sie dazu gebracht, doch an den Start zu gehen, verrät Klosterhalfen. Für sich selbst und die Fans.“ Ich wusste von ganz vielen, dass sie extra am Donnerstag kommen.“ Das wollte sie sie nicht nehmen lassen.

So kam es zum "Koko"-Spitznamen

Es kam bekanntlich anders. Sie startete, gewann und hält nun stolz eine Goldmedaille in der Hand. Diese wollte sie auch am liebsten gar nicht mehr abgeben. Sie habe die Medaille in der Nacht auf Freitag „schon mit ins Bett genommen, als ich dann im Hotel war.“, sagt Klosterhalfen und lacht. „Und ich glaube da bleibt sie auch erst mal noch die nächsten Nächte.“ Irgendwann soll das Goldstück dann einen Ehrenplatz in ihrem Kinderzimmer im Elternhaus bekommen.

Dort kann es sein, dass sie nicht „Koko“, sondern Konstanze genannt wird, vor allem von ihren Großeltern. Woher kommt der Spitzname eigentlich? Entstanden ist „Koko“ bei einem Familienurlaub durch ihre beiden Brüder, verrät Klosterhalfen. „Da waren wir noch ganz jung, vielleicht sieben oder acht Jahre alt. Wir haben alle sehr lange Namen und haben uns gedacht: ‚Komm, wir denken uns jetzt etwas Kürzeres aus.‘ Zuerst haben mich nur meine Brüder so genannt. Dann irgendwann mein Papa und meine Mitschüler und Kolleginnen im Sport. In Amerika kann eh keiner meinen Namen aussprechen. Ich mag ‚Koko‘ aber auch ganz gerne.“

Auf einmal war die Kurzform des Namens also in der Welt. Und ist es bis heute geblieben. Und heute steht „Koko“ in der ganzen Welt für Lauf-Sensation.

Wie geht es nun weiter für die ehrgeizige Athletin? Die Ziele für die 25-Jährige sind klar abgesteckt. Was die Zeiten angeht, wolle sie sich „keine Grenzen setzen“ und ruft einen Angriff auf die Weltelite aus. „Ich möchte auf jeden Fall schneller laufen und wieder komplett mit der Weltspitze mitlaufen.“ Vor allem die WM und Olympia hat sie fest im Blick. “Nach der Tortur in den vergangen zwei Jahren hoffe sie aber vor allem „gesund zu bleiben“. Dann sollen noch weitere „schöne Momente zusammenkommen“. Mit solche Comeback-Fähigkeiten wie an diesem historischen Donnerstag, ist daran eigentlich kaum zu zweifeln. Sie ist gekommen, um auf dem Thron zu bleiben.