Bezahlbar und klimagerecht:
Warum bauen wir nicht mehr Häuser aus Stroh?
Gerade mal etwas mehr als 1.000 sogenannte „Strohballen-Häuser“ stehen aktuell in Deutschland. Jährlich kommen rund 50 Stück dazu. Dabei könnten Häuser aus dem natürlichen und nachhaltigen Rohstoff einen erheblichen Beitrag zur Bauwende leisten. Die Häuser aus Stroh sind, umweltfreundlich, bestens gedämmt und energetisch. Die Genossenschaft „Kassel im Wandel“ setzt bereits auf solche Häuser. Strohhaus-Pionier und Architekt Christoph Harney erzählt uns im Videobeitrag, wieso Häuser aus Stroh in der öffentlichen Wahrnehmung seiner Meinung nach absolut unterbewertet sind.

Häuser aus vermeintlichen Abfall-Produkten
Für die Errichtung der „Strohballen-Häuser“ wurden in erster Linie Halme benötigt. Die bleiben ohnehin über, nachdem die Körner aus den Getreide-Ähren herausgedroschen wurden. Gepresst haben diese Halme dann zusätzlich noch einen Nutzen, indem sie zwischen Häuserwände gepackt werden. Bei der Herstellung eines Strohballen-Hauses werde dann so viel Energie gespart, dass davon ein Haus 70 Jahre lang beheizt werden könne.
Besonders fürs Klima sei der Strohballenbau gut: „Das Stroh speichert Kohlenstoffdioxid beim Wachstum und für die Lebensdauer des Hauses“, erklärt Harney. Bei der Herstellung der Ballen fielen im Vergleich zu anderen Wärmedämmstoffen nur minimale CO2-Emissionen an. Zudem hätten Strohballenhäuser einen sehr guten Dämmwert. „Die Ballen sind ein guter Wärmespeicher und helfen, zusätzlich Heizkosten zu sparen“, erklärt Harney.

Bedenken an Strohballen-Häusern unbegründet?
Dass ein klassisch gefertigtes Haus aus Steinen erst einmal deutlich robuster und langlebiger ist, als eines, dass aus Pflanzen-Resten gefertigt wird, ist vermutlich die Meinung vieler. Dem müsse aber so nicht sein, findet Architekt Harney. Sorgen wegen Feuchte oder Schädlingsbefall kann er zerstreuen. „Wenn es fachgerecht verbaut ist, verrottet das Stroh nicht und wird nicht von Nagetieren und Ungeziefer befallen“, erläutert er. Das Stroh sei dermaßen dicht zusammengepresst, dass Ungeziefer hier keine Chance hat. Auch habe es sehr gute Brandschutzeigenschaften.
Strohballen-Häuser als Antwort auf Wohnraummangel
Im Strohballenbau sieht Architekt Christopher Harney eine Möglichkeit, mehr bezahlbare und klimagerechte Wohnungen zu schaffen. Durchschnittlich benötige man zehn Tonnen Stroh für die Dämmung einer Wohneinheit. „Bei vier Millionen Tonnen Stroh, die als Nebenprodukt übrig sind, macht das 400 000 Wohneinheiten“, rechnet er vor. „Genug also für die 400.000 Wohnungen, die die Bundesregierung jährlich bauen will.“ (kmü/dpa/cei)