Kai Havertz machte den FC Chelsea zum Champions-League-Sieger
Der Normalo mit dem Weltfußballer-Potenzial

Erst 21 Jahre alt und schon der Held des größten Vereinswettbewerbs der Welt! Kai Havertz hat mit seinem goldenen Tor den FC Chelsea zum Sieger der Champions League geschossen. Nach einem Traumpass umspielte er Manchester Citys Keeper Ederson und schob zum 1:0 ein. Es war ein perfekter Abend für den deutschen Nationalspieler, auf dem Platz und neben dem Platz. Und dort wird man in den nächsten Jahren noch sehr, sehr viel von Havertz hören und sehen.
"I don't give a fuck!"
Kai Havertz hat am Samstag ALLES richtig gemacht. Er spielte schon von Beginn an stark. Aber bei seinem Tor war er gar nicht mehr zu bremsen. Er lief ManCity-Verteidiger Oleksandr Zinchenko mit einem Sprint davon, wurde von Jason Mount hervorragend bedient und spitzelte den Ball am herausstürmenden Ederson vorbei, um dann das 1:0 zu erzielen. Er war vielleicht – nicht nur wegen des Tores – der beste Mann des FC Chelsea an diesem Abend. Im Spiel und auch danach.
Denn am Mikrofon zeigte Havertz ebenfalls großes Können. Er wurde darauf angesprochen, dass Chelsea ja für keinen anderen Spieler jemals so viel Geld investiert hat wie ihn Havertz und er damit ja zurückgezahlt habe. Nach dem Motto: Hey, du hast viel Kohle gekostet, da warst du schon auch in der Pflicht. Seine Antwort in Partylaune: „I don’t give a fuck about that!“ Auf gut deutsch: „Da scheiß’ ich drauf!“
Einer von ganz wenigen Mega-Youngster
Wie recht Havertz damit hat – auch wenn er sich am Tag darauf für seine Wortwahl entschuldigte. Dass er viel Geld, bis zu etwa 100 Millionen Euro, gekostet hat, ist eine Entscheidung des Clubs gewesen, weil er bei Bayer Leverkusen in sehr jungen Jahren fantastische Leistungen gezeigt hat. Havertz ist noch immer jung, da sind Durchhänger wie zeitweise in dieser Saison völlig normal – auch als 100-Millionen-Euro-Spieler. Alles andere als normal ist, dass ein 21-Jähriger das größte Spiel des Jahres entscheidet und man schon von vornherein sagt, dass Havertz einer der größten Anwärter für eine solche Heldentat ist.
In diesem Alterssegment gibt es nur viele, die die Fähigkeit haben, derart groß aufzutrumpfen. BVB-Stürmer Erling Haaland ist ein solcher Spieler, ebenso Paris-Star Kylian Mbappe. Viel länger ist die Liste aber auch nicht.
Kai Havertz: Ein Blick auf seine Zeit bei Leverkusen
Das perfekte Paket
Woher kommt aber diese unglaubliche Qualität? Schon 2019 sagte RTL-EM-Experte Lothar Matthäus über Havertz, nachdem er in der Bundesliga 17 Tore erzielt hatte: „Er hat die Latte sehr hoch gelegt, für mich war er der Spieler der Saison. Wenn Havertz dieses hohe Niveau halten kann, mit dieser Leichtigkeit, Cleverness, Präsenz auf dem Platz und Torgefährlichkeit, dann könnte er irgendwann mein Nachfolger als Weltfußballer werden.“
Leichtigkeit, Cleverness, Präsenz, Torgefahr – wenn man jetzt noch seine tolle Technik, die enorme Schnelligkeit und die Spielübersicht hinzunimmt, hat man einen kompletten Offensiv-Fußballer, einen potenziellen Weltstar. Oder: Havertz. Kaum ein Spieler bewegt sich so geschmeidig durch die gegnerische Defensive und behält dann auch die Ruhe, wenn es ernst und eng wird.
Lieber kicken als Gewichte stemmen
Als er nach England kam, merkte er, dass es auch für ein solches Ausnahmetalent noch Luft nach oben gibt. In seinen ersten Wochen wurde er von den englischen Abwehr-Brocken immer wieder locker zur Seite geschubst. Auch heute ist Havertz zwar eher ein Schmächtling. Sein Ex-Bayer-Kollege Jonathan Tah sagte eins über ihn: „Also der, der nie Bock hat, Krafttraining oder irgendwie sowas zu machen, ist Kai Havertz. Das ist immer lustig, wenn wir dann alle in den Kraftraum gehen. Er will einfach nur den Ball am Fuß haben. Er hat keine Lust, Krafttraining zu machen.“
Die Lust hat ihn auch in England nicht überkommen, aber Havertz hat gelernt, sich durchzusetzen. Vielleicht nicht mit Muskelkraft, aber mit Geschick und Schnelligkeit. Das wird sich in seiner zweiten Saison auf der Insel sicher zeigen, im Champions-League-Finale gab es schonmal einen Vorgeschmack.
Glamour gibt es nur auf dem Platz
Und abseits des Platzes? Da ist Havertz auch eher der, der von den anderen – wie von den Verteidigern – unbemerkt bleibt. Er ist kein Bling-Bling-Profi, kein Mann der Skandale, keiner, der mit dem 200.000-Euro-Lambo durch die Straßenbrettert, kein Fußball-Influencer auf Instagram (obwohl ihm dort 2,4 Millionen Menschen folgen – vielleicht auch, weil er sich dort häufiger mit süßen Tieren zeigt...). Wenn es Blitzlichtgewitter um Havertz gibt, geht es um seine sportlichen Leistungen.
In Aachen wurde er geboren, mit vier Jahren spielte er erstmals Fußball im Verein, bei Alemannia Mariadorf. Über Alemannia Aachen ging es für ihn 2004 als elfjähriger zu Bayer Leverkusen, wo er sich das Rüstzeug für eine Welt-Karriere holte – und ganz nebenbei 2017 das Abitur machte. Unterstützt wird er dabei von seiner Familie, Kai hat zwei Geschwister, und Freundin Sophia Weber, ein Model aus Köln. Er zockt gern Fortnite und spielt Klavier. Eben ein ganz normaler 21-Jähriger. Aber ein bodenständiger. Und ein Weltklasse-Kicker.