Familie sucht nach Chaos in Kabul nach ihrem Sohn
Sie gaben ihren Sohn ihn die Hände von US-Soldaten – bis heute haben sie ihn nicht wiedergesehen

Die dramatischen Szenen am Flughafen von Kabul im Sommer gingen um die Welt. Mehrere Familien drückten US-Soldaten verzweifelt ihre Kinder in die Arme. So auch Mirza Ali Ahmadi und seine Frau Suraya. Bis heute haben sie ihren Sohn Sohail nicht wiedergefunden. Doch sie geben die Suche nicht auf.
Dramatische Szenen am Flughafen von Kabul
Es war eine Entscheidung innerhalb von Sekundenbruchteilen: Als Mirza Ali und Suraya am 19. August vor den Toren des Flughafens in der Hauptstadt von Afghanistan standen, reichten sie einem US-Soldaten auf der anderen Seite des Zauns ihren erst zwei Monaten alten Sohn Sohail.
Die Ahmadis hatten Angst, dass der kleine Sohail in dem Chaos vor dem Eingangstor des Flughafens zerquetscht werden könnte. In nur wenigen Minuten würden sie wieder bei ihm sein, dachten sie, der Eingang war nur wenige Meter entfernt – doch es kam ganz anders.
Afghanistan: Keine Spur von Sohail am Flughafen

Plötzlich drängten die Taliban die wartende Menge vor den Toren zurück. Die Familie musste kämpfen, um doch noch ins Innere des Flughafens zu gelangen. Als sie mehr als eine halbe Stunde später dort ankamen, war von Sohail weit und breit keine Spur.
Mirza Ali sagt, dass er zahlreiche US-Militärs nach seinem Sohn fragte. Doch keiner der Soldaten konnte ihm weiterhelfen. Nach drei Tagen erklärte ein Kommandant, dass das Kind wahrscheinlich bereits ohne seine Familie evakuiert worden sei.
Die Familie gibt die Hoffnung nicht auf
Mirza Ali, der laut eigenen Angaben als Sicherheitsmann für die US-amerikanische Botschaft in Kabul arbeitete, wurde daraufhin mit seiner Familie zunächst nach Katar, dann nach Deutschland und schließlich nach Texas in die USA geflogen. Wo es als nächstes für die Familie hingeht, ist unklar. Sie haben keine Verwandten in den USA.
„Leider kann das Kind derzeit niemand finden“, teilt ein Sprecher der US-Regierung mit. Sämtliche Behörden würden jedoch nach dem kleinen Sohail suchen, heißt es.
„Alles was ich mache, ist, an mein Kind zu denken“, sagt seine Mutter Suraya. „Jeder, mit dem ich spreche – meine Mutter, mein Vater, meine Schwester -, sie alle trösten mich und sagen: ‚Mach dir keine Sorgen, Gott ist gut, dein Sohn wird gefunden werden.‘“ Noch hat die Familie die Hoffnung nicht aufgegeben. (jda)