Inflation auf höchstem Stand seit 28 Jahren

Diese Waren und Dienstleistungen sind im Oktober 2021 besonders teuer geworden

Woman wear medical mask at self-service gas station, hold fuel nozzle, refuel the car with petrol during corona virus pandemic lockdown. People in masks as preventive measure and covid protection.
Die Preise für Heizöl, aber auch für Diesel und Benzin, sind im Jahr 2021 deutlich angezogen.
romrodinka, iStockphoto

Die Inflation in Deutschland hat sich vorerst über der Vier-Prozent-Marke festgesetzt. Steigende Energiepreise und der Mehrwertsteuereffekt heizten die Teuerung im Oktober weiter an. Die Verbraucherpreise lagen um 4,5 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt errechnet hat. Und wieder zeigt sich: Vor allem die Energiepreise treiben die Preise hoch.

Höhere Inflationsrate gab es zuletzt vor 28 Jahren

Eine Inflationsrate in dieser Höhe hatten die Wiesbadener Statistiker zuletzt vor genau 28 Jahren ermittelt: im Oktober 1993. Eine höhere Inflationsrate gab es zuletzt im August 1993 mit 4,6 Prozent. Die Behörde bestätigte am Mittwoch vorläufige Zahlen.

Von September auf Oktober des laufenden Jahres kletterten die Verbraucherpreise um 0,5 Prozent. Im September hatte die Inflation in Europas größter Volkswirtschaft mit 4,1 Prozent erstmals seit Ende 1993 wieder die Vier-Prozent-Marke überschritten.

Vielen Verbrauchern macht das steigende Preisniveau Sorge. Denn eine höhere Inflation schwächt ihre Kaufkraft, weil sie sich für einen Euro dann weniger kaufen können als zuvor.

Preise für Heizöl verdoppelt

Seit Monaten heizen steigende Energiepreise die Teuerung an. Im Oktober mussten Verbraucher in Deutschland fürs Tanken und Heizen nach Berechnungen der Statistiker 18,6 Prozent mehr zahlen als ein Jahr zuvor. Die Preise für Heizöl verdoppelten sich (plus 101,1 Prozent), merklich teurer wurden zudem Kraftstoffe (plus 35 Prozent). Auch die Preise für Erdgas (plus 7,4 Prozent) und Strom (plus 2,5 Prozent) zogen an. Ohne Berücksichtigung der Energieprodukte hätte die Inflationsrate im Oktober laut Bundesamt 3,1 Prozent betragen.

„Die Teuerungsrate für Energie hat sich den vierten Monat in Folge erhöht. Wesentlich dafür waren die Basiseffekte, da wir die aktuellen Preise mit den sehr niedrigen Preisen des Vorjahres vergleichen“, erklärte Christoph-Martin Mai, Leiter des Referats Verbraucherpreise im Statistischen Bundesamt. Vor einem Jahr waren die Rohölpreise mit Ausbruch der Corona-Krise wegen geringer Nachfrage eingebrochen.

„Gleichzeitig wirkten sich die zu Jahresbeginn eingeführte CO2-Abgabe und die erneut gestiegenen Rohölpreise auf dem Weltmarkt erhöhend auf die Teuerungsrate der Energieprodukte aus“, führte Mai aus. Seit Januar sind in Deutschland 25 Euro je Tonne Kohlendioxid (CO2) fällig, das beim Verbrennen von Diesel, Benzin, Heizöl und Erdgas entsteht.

Waren und DienstleistungenVeränderungen gegenüber Vorjahreszeitraum
in Prozent
Leichtes Heizöl101,1 %
Diesel43,9 %
Autogas35,5 %
Superbenzin32,1 %
Fotokameras11,4 %
Erdgas7,4 %
Fahrschule9,5 %
Bus, Bahn & Taxi9,4 %
Computer & Notebooks8,4 %
Fahrräder7,5 %
Erdgas7,4 %
Speisefette- und Speiseöle7,3 %
Fahrzeuge (Pkw)7,2 %
Eier6,0 %
Brot5,0 %
Butter, Käse5,0 %
Möbel und Leuchten5,0 %
Zucker, Marmelade, Honig4,5 %
Kaffee, Tee und Kakao4,4 %
Milch4,4 %
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Verbraucherzentrale rät: Beim Heizöl abwarten

Experten rechnen damit, dass die Heizölpreise mittelfristig nachgeben werden. „Es geht so langsam wieder runter“, sagte der Inhaber des Portals Heizoel24, Oliver Klapschus. Udo Sieverding, Energieexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, rät: „Wer mit seinem Heizöltank über den Winter kommt, sollte jetzt nicht auffüllen.“

Bei der Teuerungsrate schlägt zudem die Rücknahme der temporären Mehrwertsteuersenkung nun voll zu. Um den Konsum in der Corona-Krise anzukurbeln, hatte der Bund die Mehrwertsteuer befristet vom 1. Juli 2020 bis zum 31. Dezember 2020 gesenkt. Seit Januar 2021 gelten wieder die regulären Mehrwertsteuersätze. Im Oktober erhöhten sich die Preise für Waren insgesamt nach Berechnungen des Bundesamtes im Vergleich zum Vorjahresmonat um überdurchschnittliche 7,0 Prozent.

Nahrungsmittel verteuerten sich um 4,4 Prozent. Dabei mussten Verbraucherinnen und Verbraucher vor allem für Molkereiprodukte und Eier (plus 6,0 Prozent) sowie Brot und Getreideerzeugnisse (plus 5,0 Prozent) mehr zahlen als im Oktober 2020.

Inflationsrate erst 2022 wieder niedriger

Volkswirte rechnen mit einem weiteren Anstieg der Verbraucherpreise in den nächsten Monaten. Europas Währungshüter, deren oberstes Ziel ein stabiler Euro ist, sind aber überzeugt, dass der vergleichsweise kräftige Anstieg der Inflation zum Großteil auf Sonderfaktoren wie der Erholung der Ölpreise nach dem Corona-Schock sowie Lieferengpässen infolge der gestiegenen Nachfrage zurückzuführen ist. Die Europäische Zentralbank (EZB) rechnet damit, dass die Inflationsraten im nächsten Jahr allmählich wieder niedriger werden. (dpa/aze)