Zum 25. Todestag von Ayrton SennaImola 1994: Als die Formel-1-Welt in sich zusammensackte
Heute vor 25 Jahren lag nicht nur die Formel-1-Welt in Tränen. Der König der Rennfahrer, Ayrton Senna, fand am 1. Mai 1994 bei einem verheerenden Unfall in Imola im Alter von 34 Jahren den Tod. Um 14.17 Uhr schoss sein Williams FW16 offensichtlich unlenkbar mit Tempo 330 aus der langgezogenen Tamburello-Kurve geradeaus, das Auto zerschellte wie ein Spielzeugflieger an der Betonmauer. Ein Teil der Radaufhängung durchschlug den Helm des Brasilianers und bohrte sich in seinen Kopf, er hatte nicht den Hauch einer Chance.
Regungslos auf dem Asphalt
Die schaurigen Bilder des tragischen Crashs brannten sich ins kollektive Gedächtnis ein. Lang ausgestreckt lag Senna auf dem Asphalt, als wollte er mitten in dem tobenden Chaos ein kleines Nickerchen halten. Er lag einfach dort, er bewegte sich nicht, während um ihn herum das Treiben immer hektischer, immer atemloser, immer verzweifelter wurde. Sanitäter, Streckenposten, Ärzte scharten sich um ihn, doch Ayrton Senna war nicht mehr da. Leise glitt er hinüber in die andere Welt.
Dreitägige Staatstrauer in Brasilien
In seiner Heimat Brasilien, in dem nach Sennas Tod eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen wurde, wird Senna auch heute noch wie ein Heiliger verehrt. Denn er war nicht einfach nur ein Rennfahrer, der sein Gefährt emotionslos über den Asphalt knüppelte. Er war gesegnet mit Talenten, ein Denker, Freigeist. Für ihn musste der Begriff Superstar neu definiert werden. Senna, Sohn aus gutem, wohlhabendem Hause, war der Prototyp eines Menschen, dem das Leben sein ganzes Füllhorn gönnt. Senna war belesen, musikalisch, weltoffen, er spielte Klavier, sammelte Kunst, zitierte altgriechische Philosophen, las Shakespeare und Freud.
Schwarzes Wochenende: Erst Ratzenberger, dann Senna
Und er fuhr Autorennen. Besser, schneller, spektakulärer, gewagter als andere. Den einen, der da kam, diesen jungen Deutschen namens Michael Schumacher, damals 25 Jahre alt, hatte Senna auf der Uhr, es versprach 1994 ein grandioses Duell um die WM zu werden. Die ersten beiden Rennen hatte Schumacher gewonnen. Senna, 34 Jahre alt, Weltmeister von 1988, 1990 und 1991, hatte sein Auto nach dem Wechsel von McLaren zu Williams noch nicht so recht unter Kontrolle – was ihm an diesem schwarzen Wochenende, an dem auch Roland Ratzenberger bei der höllischen Zeitenjagd im Qualifying 24 Stunden vorher ums Leben kam – zum Verhängnis wurde. Der offizielle Todeszeitpunkt war 18.40 Uhr. Die Formel 1 hatte ihren Allergrößten verloren, einen charismatischen Schöngeist, einen Wohltäter, der gerne mit jenen teilte, die im Schatten standen.
Vielleicht auch, weil für den tiefgläubigen Christen Werte wie Nächstenliebe keine Worthülsen waren, sondern gelebte Realität. "Nichts kann mich von Gottes Liebe trennen" – diese Inschrift ziert das Grab Sennas auf dem Morumbi-Friedhof in seiner Heimatstadt Sao Paulo, das seit nunmehr 25 Jahren Pilgerstätte nicht nur für Motorsport-Fans ist.
Vettel erinnert sich: "Es wurde ganz still"
"Aus vielerlei Gründen ist er einer der Größten. Was er in so kurzer Zeit erreicht hat und wie präzise er hinter dem Lenkrad war, war einzigartig. Ich glaube, die ganze Motorsportgemeinde weltweit war schockiert, es wurde ganz still. Es war ein immenser Verlust für den Sport", erinnert sich Sebastian Vettel, damals gerade sechs Jahre alt.
Still blieb es aber nur kurz. Eine kurze Unterbrechung, ein kurzes Atemholen im Angesicht der Tragödie, dann ging die gnadenlose Hatz auch schon weiter. Michael Schumacher gewann das Rennen, er wurde in jenem schicksalhaften Jahr zum ersten Mal Weltmeister. In den 25 Jahren nach Sennas Tod veränderte die Formel 1 ihr Gesicht, der Tod an der Betonmauer ist ein Mythos aus längst vergangenen Zeiten. Aus den Zeiten, als der König der Rennfahrer der Königsklasse seinen Stempel aufdrückte.
Fangio, Schumi, Senna, Hamilton - die irrsten Rennen der F1-Geschichte
Die abgefahrensten Überholmanöver der Formel-1-Geschichte
Im Video: Nach der Katastrophe von Imola gab es radikale Änderungen in Sachen Sicherheit, dennoch kam es etwas mehr als 20 Jahre später zu einem weiteren schweren Unfall, an dessen Folgen Jules Bianchi starb
Prost: "Senna hat mich gezwungen, über meine Grenzen zu gehen"
"Er hat eine Epoche geprägt, die es nie mehr geben wird", sagte Alain Prost, früherer Weggefährte und Erzrivale Sennas heute: "Senna hat mich gezwungen, über meine Grenzen zu gehen." Der viermalige Champion Prost und Senna dominierten in den 1980er und 90er Jahren die Formel 1. 1988 und 1989 fuhren beide gemeinsam für den englischen Rennstall McLaren, die Geschichtsbücher der Königsklasse prägten sie aber auch in den Jahren danach. "Nicht nur meine Karriere, sondern mein gesamtes Leben ist eng mit Ayrton Senna verbunden", sagte der Franzose. "Glücklicherweise gab es, nachdem ich die Formel 1 (nach der Saison 1993, Anm.d.Red.) verlassen hatte, bis zu seinem Unfall eine sechsmonatige Freundschaft zwischen uns."
Hamilton: Senna "fuhr auf einem ganz anderen Niveau"
Senna gilt vielen auch heute noch als Vorbild. "Er ist ein Idol, zu dem man aufschauen kann", hatte der mittlerweile fünfmalige Weltmeister Lewis Hamilton, der Senna stets zu seinen großen Vorbildern zählt, schon vor zwei Jahren gesagt. "Für mich ragt er heraus, er fuhr auf einem ganz anderen Niveau. Die Art und Weise, wie man sich heute an ihn erinnert. Ich hoffe, dass ich auf eine ähnliche Art in Erinnerung bleiben werde", betonte Hamilton stellvertretend für die aktuelle Fahrergeneration.




