Corona: Neue Ursache für schweren Verlauf entdeckt
Immunthrombose: Was ist das und wie oft kommt das vor?

Ein Team der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) glaubt, das eine sogenannte Immunthrombose der Grund dafür sein könnte, warum die Corona-Erkrankung bei einigen Patienten schwerer verläuft als bei anderen. Aber was ist das überhaupt? Arzt und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht klärt auf.
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Bildung von netzähnlichen Strukturen in Blutgefäßen
Die Forscher untersuchten Covid-19-Patienten, die auf der Intensivstation behandelt werden mussten und fanden heraus, dass diese eine höhere Zahl bestimmter Immunzellen, der neutrophilen Granulozyten, aufwiesen. Das Coronavirus scheint diese Art von weißen Blutkörperchen also stark zu aktivieren.
Dadurch sollen sich den Forschern rund um Moritz Leppkes zufolge netzähnliche Strukturen in den Blutgefäßen bilden.Diese Netze fangen Eindringlinge wie Bakterien und Viren ein – eigentlich etewas gutes. Doch im Falle von Covid-19 könne es häufiger dazu kommen, dass die Netze die feinen Blutgefäße der Lunge verstopfen. Sie sorgen dann – ähnlich wie eine Thrombose – dafür, dass der Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Daher sprechen die Forscher in der im Fachmagazin "EBioMedicine by The Lancet" veröffentlichten Studie von einer Immunthrombose. „Die Abwehr ist vom Körper gut gedacht, nur ist es ein Überschuss und das ist leider dann zu viel des Guten.“ so Dr. Specht.
Die Ursache ist unklar
Unbekannt ist dieser Prozess Medizinern nicht, denn er findet auch bei anderen Krankheitserregern statt. Entdeckt wurde er aber erst im Jahr 2004. Bei Covid-19 hat diese Immunantwort allerdings eine Besonderheit: Sie läuft nicht nur in einem Areal eines Organs ab, sondern in verschiedenen Organen und in vielen Blutgefäßen. Besonders gefährlich ist, dass die feinen Mikrogefäße in der Lunge schnell verstopfen. Warum dieser Prozess bei einer Covid-19-Erkrankung stattfindet ist unklar. Eine sichere Behandlungsmethode gibt es derzeit noch nicht, dennoch könnten die Medikamente Heparin und Dexamethason ein Schlüssel zum Erfolg sein. „Dexamethason ist ein Medikament, welches das Immunsystem runterdrückt. Das wäre aber im Falle einer Immunthrombose ja hilfreich, weil der Körper eben überreagiert.“ Der Wirkstoff Heparin verhindert, dass das Blut im Körper gerinnt. „Es hilft, das Blut zu verflüssigen und könnte damit auch gegen die Thrombose helfen.“ erklärt Medizinjournalist Dr. Specht.