Neue Arbeitsmarkt-Studie

Bedrohen die Klimavorhaben unsere Jobs?

Bernd Wüstneck
Die Ampelkoalition hat Pläne für den zum Klimaschutz. Foto: Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa
deutsche presse agentur

Kohlekraftwerke werden abgeschaltet, die Autoindustrie steht vor einem Wandel – kurz: die konventionelle Industrie. Doch dahinter stehen auch viele Jobs, die durch den Wandel auf dem Spiel stehen könnten. Denn Umweltreformen werden oft mit einer Gefahr für die Beschäftigten gleichgesetzt. Eine neue Studie widerspricht: Ein Wandel biete auch auf dem Arbeitsmarkt vor allem neue Chancen.
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Etwa 400.000 zusätzliche Erwerbstätige

Die Ampelkoalition hat sich einiges vorgenommen. Es sollen nicht nur mehr E-Autos auf die Straßen, auch mehr erneuerbare Energien sollen in den Strommix einfließen und auch der Ökolandbau soll ausgebaut werden. Das Konventionelle soll dagegen zurückgefahren werden. Nicht nur IG-Metall-Chef Jörg Hofmann mahnte bereits angesichts der Energiewende schon öfters vor Jobverlusten. Doch eine aktuelle Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sieht vor allem positive Effekte auf für den Arbeitsmarkt – und zusätzlich auch für Wirtschaft.

In die Untersuchung eingeflossen sind vor allem die Vorhaben der Ampelkoalition zum Klimaschutz und sozialen Wohnungsbau. Die Wirtschaft müsse demnach mehr leisten als noch ohne die geplante Maßnahmen. Gemessen wird das am Bruttoinlandsprodukt, kurz BIP. Das soll im Jahr 2030 um rund 1,2 Prozent höher liegen als ohne die Ampel-Maßnahmen.

Für unsere Jobs in Deutschland würde das bedeuten: Für die neue Aufgaben, die durch den Umbau auf E-Autos und erneuerbare Energien entstehen bieten sich auch neue Chancen. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass ab 2025 etwa 400.000 zusätzliche Erwerbstätige benötigt werden.

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Fachkräfte fehlen für die Umsetzung der Ziele

Für die Studie hatten die Fachleute auf Basis von Modellrechnungen zwei Szenarien simuliert und verglichen: ein Szenario ohne Koalitionsvertrag und eins mit den Maßnahmen zum Klimaschutz und Wohnungsbau.

Dazu zählen

  • die Erhöhung des E-Auto-Anteils und der Wasserstoffproduktion,

  • der Bau von zusätzlichen 100.000 Wohnungen pro Jahr,

  • die Abschaffung der EEG-Umlage,

  • der höhere Anteil der erneuerbaren Energien am Strommix,

  • der Ausbau des Ökolandbaus

  • sowie der Austausch von Gasheizungen.

"Die Ergebnisse zeigen, dass die Maßnahmen bis 2030 positive ökonomische Impulse erzeugen", schreiben die Autorinnen und Autoren. Auch für den Arbeitsmarkt zeigten sich positive Wirkungen. "Die klimapolitische Wende ist möglich, ohne in Summe Beschäftigung zu verlieren", sagte IAB-Ökonom Enzo Weber.

Allerdings könnte ein möglicher Fachkräftemangel die Umsetzung der ambitionierten Ziele erschweren. Bereits heute gibt es in vielen Schlüsselbereichen wie Bau, Handwerk und Energietechnik Engpässe. "Fachkräftesicherung ist deshalb klimapolitisch zentral", betonte Weber. "Zusätzliche Bedeutung erhält das angesichts der besonderen Dringlichkeit des Ersatzes fossiler Energieträger infolge des Ukraine-Kriegs." (dpa/mtr)