Hotel spart Energie: Draußen brutzeln, drinnen runterkühlen
Müssen Hotelgäste im Harz für das warme Zimmer draufzahlen?

Auf kuschelig warme Hotelzimmer müssen Urlauber möglicherweise in Zukunft verzichten. Denn nicht nur im eigenen Haushalt ist Energiesparen angesagt, auch Gastronomie und Hotellerie müssen wegen steigender Energiekosten kürzer treten. Ein Hotel in Braunlage hat sich dafür ein Konzept ausgedacht, das die Gäste mit ins Boot holt.
Hotel in Braunlage benutzt Outdoorküche
Statt auf dem Gasherd in der Hotelküche des „The Hearts Hotel“ in Braunlage brutzelt es dort in einer unter freiem Himmel aufgebauten Küche mit Holzkohlegrill. Auch die Gäste sitzen noch bis Ende September draußen. Die Rückmeldungen seien verständnisvoll bis positiv, sagt Hotelgeschäftsführer Meik Lindberg.
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Hotelzimmer bleiben kalt - wenn der Gast mitmacht
Für Übernachtungsgäste könnte es in dem Hotel künftig ein neues Bezahlmodell geben: Zimmer zum Kaltpreis. Tagsüber würden die Zimmer auf maximal 21, nachts höchstens 17 Grad geheizt. Das Hotel versuche Energie zu sparen, „bis zu einem erträglichen Wert, der uns als Gastgeber möglich ist“, sagt Lindberg. Wer sein Zimmer lieber wärmer möchte, der müsse draufzahlen. Eine Software steuere die einzelnen Zimmertemperaturen genau. Der Hotelchef weiß aber auch, dass die Preisschraube ein sensibles Thema ist. Im Augenblick lägen die Vorabbuchungen etwa 50 Prozent unter denen eines gewöhnlichen Augustes. Die Hälfte der Buchungen kämen erst zwei Wochen vor der Anreise herein.
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Dehoga: Hotels und Restaurants sparen Energie
Nicht nur in Braunlage wird umgedacht: Laut Rainer Balke, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), stehen Hotels und Restaurant unter einem enormen Kostendruck. Denkbar sei deshalb die Reduzierung der Temperatur in Pools oder Hotel- und Restaurantgebäuden. Betriebe würden beispielsweise bereits Heizungsanlagen neu einstellen und energieintensive Geräte abschalten oder ersetzen, sagte Balke. „Alles was schon seit Jahren propagiert wird, bekommt nun unter dem enormen Kostendruck eine neue Bedeutung.“
Kommen Preiserhöhungen für Gäste?
Teilweise würden Entscheidungen aus der Vergangenheit rückgängig gemacht. Etwa in Restaurantküchen, wo nun wieder die als träge geltenden Elektroherde als Alternative zum Gasherd ein Thema sind. Die Kosten müssten dabei immer berücksichtigt werden, sagte Balke.
Das gilt auch für die Kosten der Kunden. „Nicht jede Preiserhöhung wird vom Kunden akzeptiert“, sagte der Dehoga-Geschäftsführer. Viele Betriebe stünden aber mit dem Rücken zur Wand und würden ohne höhere Preise nicht überleben. Maßhalten sei das Gebot der Stunde. Klar sei zudem, dass Gäste keine ungeheizten Hotels oder Restaurants akzeptierten. „Wohlfühlen gehört zum Gastgewerbeerleben dazu.“ (dpa/mba)