Zweiter anonymer Hilferuf binnen zwei MonatenSchwuler Fußball-Profi: "Spiel hat sich nicht weiterentwickelt"

Homosexualität im Fußball
Homosexualität im Fußball
Imago Sportfotodienst

Homosexualität und Fußball – noch immer ein Tabu-Thema. In einem offenen Brief beschreibt ein schwuler Profi aus England seine Angst vor einem Outing und fordert mehr Hilfe von den Fußball-Bossen. Es ist der zweite Hilferuf in England binnen zwei Monaten.

Offener Brief: Nur "Lippenbekenntnisse" von den Verantwortlichen

In dem offenen Brief an die Justin-Fashanu-Stiftung kritisiert der Profi (offenbar ein Spieler aus der Premier League): „Obwohl sich die Gesellschaft massiv verändert hat, seit ich ein Teenager war, hat sich der Fußball nicht weiterentwickelt.“

Die Verantwortlichen müssten mehr konkrete Maßnahmen umsetzen, „so dass schwule Spieler wissen, dass sie Unterstützung bekommen, wenn sie sie brauchen.“ Bisher kämen von den Fußball-Bossen zum Thema Homosexualität aber nur „Lippenbekenntnisse“, so der Spieler.

Schwuler Profi: Geheim-Leben "absoluter Albtraum"

Für ihn selbst sei es „praktisch unmöglich“, eine Beziehung zu führen. Er habe sich zwar einigen Teamkameraden anvertraut. Dass er dennoch ein „Geheim-Leben“ führen müsse, wirke sich „massiv“ auf seine Psyche aus.

Schon im Juli hatte sich ein Premier-League-Profi in einem offenen Brief an Funktionäre und Fans gewandt. „Ich bin schwul. Allein das niederzuschreiben, ist ein großer Schritt für mich“, gestand der Fußballer. „Aber nur meine Familie und ein paar bewusst gewählte Freunde wissen über meine Sexualität Bescheid. Ich fühle mich nicht bereit, das mit meinem Team oder meinem Trainer zu teilen.“

So leben zu müssen, könne „von Tag zu Tag ein absoluter Albtraum sein. Es beeinträchtigt meine psychische Gesundheit mehr und mehr“, so der Premier-League-Kicker weiter. „Ich fühle mich gefangen und habe Angst, dass alles schlimmer wird, wenn die Wahrheit über mich herauskommt.“

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Stiftung will Spieler miteinander bekannt machen

5 Oct 1993:  Justin Fashanu of Heart of Midlothian takes a rest during a match. \ Mandatory Credit: Allsport/Allsport
Justin Fashanu outete sich 1990 als erster aktiver Fußball-Profi
Getty Images, Chris Cole

Die beiden Hilferufe wurden von der Justin Fashanu Foundation publik gemacht. Sie ist nach dem Fußballer Justin Fashanu benannt. Der Norwich-Stürmer hatte sich 1990 als aktiver Fußball-Profi überhaupt als homosexuell geoutet. 1998 nahm sich Fashanu das Leben.

Seine Nichte Amal Fashanu leitet heute die Stiftung und würde die beiden anonymen Premier-League-Spieler gerne vernetzen. „Ich hoffen, die beiden miteinander bekannt zu machen, damit sie ihre Situation diskutieren können.“ Dem ersten Spieler sei durch seinen Brief schon eine gewaltige Last von den Schultern gefallen.

In Großbritannien und Deutschland gibt es momentan keine bekennend schwulen Fußball-Profis. Der in Deutschland bekannteste schwule Ex-Fußballer ist Thomas Hitzlsperger, heute Sportvorstand des VfB Stuttgart. Allerdings outete sich Hitzlsperger – wie andere Profis – erst nach seiner aktiven Karriere als homosexuell.