Kameramann von eigener Mutter tot im Bett gefunden
Journalist stirbt nach Schlägen bei CSD Parade in Georgien

Kameramann Alexander Laschkarawa soll am Sonntagmorgen von seiner Mutter tot in seinem Bett gefunden worden sein, berichtet der georgische Sender Pirweli. Laschkarawa sollte für den unabhängigen TV-Sender die Christopher Street Day Parade aus der Hauptstadt Tiflis filmen. Dann sei er von gewalttätigen Gegendemonstranten angegriffen und schwer verletzt worden, heißt es.
Alexander Laschkarawa Zuhause tot aufgefunden
Der 37-jährige Kameramann Alexander Laschkarawa erlitt wohl Brüche der Gesichtsknochen, als er vor gut einer Woche auf einer CSD-Parade von einer Gruppe schwulenfeindlicher Demonstranten verprügelt wurde. Eine Gruppe Aktivisten der sogenannten LGBTQ-Bewegung hatte die Pride-Parade in der georgischen Hauptstadt Tiflis organisiert, um für die Rechte sexueller Minderheiten zu demonstrieren. Mehrere hundert aggressive Gegner der Parade griffen die Teilnehmer und Berichterstatter an. „Mein Kameramann war in einer Blutlache. Sie schlugen ihn 20 Minuten lang gnadenlos. In der Zwischenzeit hielten mich 15 Leute fest, ich schrie sie an, ihn nicht zu töten, sie stießen und schlugen mich. Sie warfen mein Handy weg und 20 Leute schnappten sich Lekso, ich konnte ihn nicht sehen“, schilderte die TV-Reporterin Miranda Baghaturia die brutale Attacke in einem Interview mit dem Fernsehsender TV-Pirweli.
Kein Vertrauen in Ermittlungen der Polizei
Nach Angaben der Organisation „Reporter ohne Grenzen“ wurden bei den Übergriffen mehr als 50 Journalisten zum Teil schwer verletzt. Sie trugen Knochenbrüche, Gehirnerschütterungen und durch Chemikalien verursachte Verätzungen davon. Alexander Laschkarawa war nach der Behandlung im Krankenhaus zur Erholung nach Hause geschickt worden. Die Todesursache ist noch unbekannt. Nach Angaben der georgischen Polizei gehen die Ermittler davon aus, dass er sich selbst das Leben nahm. Freunde und Angehörige des Toten sprechen hingegen von einem klaren Zusammenhang mit den Folgen des Angriffs.
Demonstranten fordern Rücktritt der Regierung
Vor dem Regierungssitz in Tilflis haben sich tausende Demonstranten versammelt, um für Pressefreiheit und Menschenrechte zu demonstrieren. Sie fordern den Rücktritt von Premierminister Irakli Gharibaschwili. Der Regierungschef hatte sich offen gegen die CSD-Parade ausgesprochen. Vertreter unabhängiger georgischer Medien beschuldigen Gharibaschwili zudem, zur Gewalt gegen Journalisten aufzurufen und solche Gewaltakte sogar selbst zu organisieren. Neben dem Rücktritt fordern die Demonstranten eine unabhängige Untersuchung von Laschkarawas Tod und eine Festnahme und harte Bestrafung seiner Angreifer und ihrer Anführer. (rra)
Hilfe bei Suizidgedanken
Haben Sie suizidale Gedanken oder haben Sie diese bei einem Angehörigen/Bekannten festgestellt? Hilfe bietet die Telefonseelsorge: Anonyme Beratung erhält man rund um die Uhr unter den kostenlosen Nummern 0800 / 111 0 111 und 0800 / 111 0 222. Auch eine Beratung über das Internet ist möglich unter http://www.telefonseelsorge.de.