Schlechte Rahmenbedingungen

Hohe Steuerlast und viel Bürokratie

Der Lebensmittelgroßhändler Rullko aus Hamm, ein Familienunternehmen mit 100-jähriger Tradition, beliefert Großküchen und Krankenhäuser. An der Spitze steht Marie-Christine Ostermann, die gleichzeitig Präsidentin des Wirtschaftsverbands „Die Familienunternehmer“ ist. Die 47-Jährige zeigt sich alarmiert wegen der Entwicklung des deutschen Mittelstands.

„Die Steuern auf Unternehmensgewinne müssen sinken. Aber auch die Mitarbeitenden brauchen mehr Netto vom Brutto. Die Sozialabgaben-Quote darf nicht höher als 40 % des Bruttolohns sein“, fordert Ostermann. Zudem kritisiert sie die hohen Energiepreise und die Bürokratie: „Wir brauchen Wettbewerbsfähigkeit bei den Energiekosten.“

Der Verband „Die Familienunternehmer“ bestätigt diese Probleme im Länderindex, einer Rangliste der 21 wichtigsten Industriestaaten. Während Dänemark und Schweden an der Spitze stehen, landet Deutschland nur auf Platz 17. Grund sind hohe Steuern, Energie- und Arbeitskosten sowie wenig Anreize für Investitionen.

David Deißner vom Verband erklärt: „Wirtschaft ist nicht alles, aber alles ist nichts ohne Wirtschaft. 90% aller Unternehmen in Deutschland sind Familienunternehmen, die für 60% der Arbeitsplätze stehen. Ohne Innovationen und bessere Bedingungen ist der Standort Deutschland bedroht.“

Marc S. Tenbieg, Chef des Deutschen Mittelstands-Bunds, sieht jedoch nicht alles negativ. Einige Unternehmen profitieren bereits von der Digitalisierung. „Wir erleben schwierige Zeiten, aber statt nur zu nörgeln, braucht es Mut und einen Blick nach vorne.“ Gleichzeitig mahnt er, dass auch Unternehmer selbst Verantwortung für Fehlentwicklungen tragen.

Der Mittelstand, das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, fordert klare Reformen und weniger Bürokratie, um wieder wettbewerbsfähig zu werden.