Von Sicherheitskräften erschossen
Hingerichtet wegen Freude über WM-Aus? Tod von Mehran Samak erschüttert Iran

Unfassbare Geschichte aus dem Iran: Laut der Menschenrechtsorganisation Iran Human Rights ist der 27-jährige Mehran Samak von Sicherheitskräften erschossen worden, weil er den WM-K.o. der Nationalmannschaft ausschweifend gefeiert hatte. Der Iran war am Dienstagabend im brisantesten Spiel des Turniers in der letzten Vorrundenprtie gegen die USA (0:1) gescheitert.
Genaue Umstände der Tat sind unklar
Mehran Samak, so soll der Getöte heißen, war nach der Niederlage offenbar mit seinem Auto laut hupend durch die Straßen der Stadt Bandar Ansali gefahren – danach wurde er dann erschossen. Mehrere Twitter-User schreiben, dass die Frau von Samak mit im Auto gesessen haben soll.
Über die genauen Umstände gibt es keine weiteren Angaben. Bislang gibt es nur Human Rights als Quelle. Ob von den Behörden noch weitere Informationen veröffentlicht werden, ist unklar. Die Niederlage der Nationalmannschaft gegen den amerikanischen Erzfeind löste im Iran sehr unterschiedliche Emotionen aus – eben von Freude bis Frust.
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Nationalspieler Saeid Ezatolahi, der gegen die USA die komplette Spielzeit über auf dem Feld stand, und wie der Erschossene aus Bandar Anzali stammt, schrieb auf Instagram, dass er Samak aus Kindertagen gekannt habe: "Nach dem bitteren Verlust von gestern Abend hat die Nachricht von deinem Tod mein Herz in Flammen gesetzt", schrieb der 47-fache Nationalspieler über seinen "Mannschaftskameraden aus der Kindheit".
Ezatolahi äußerte sich nicht zu den Umständen des Todes seines Freundes, sagte aber: "Eines Tages werden die Masken fallen und die Wahrheit ans Licht kommen." Er fügte hinzu: "Das ist nicht das, was unsere Jugend verdient hat. Das ist nicht das, was unsere Nation verdient."
Ezatolahi wünscht sich Frieden für seine Heimat
448 Menschen durch Sicherheitskräfte getötet?
Viele Menschen im Iran weigerten sich wegen des brutalen Vorgehens des herrschenden Regimes gegen die andauernden Proteste im Land, ihr Nationalteam zu unterstützen. Auslöser der landesweiten Demonstrationen war der Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini, sie starb im Polizeigewahrsam. Sie hatte ihr Kopftuch nicht ordnungsgemäß getragen.
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Die Behörden gehen seit Wochen mit zunehmender Härte gegen die Demonstrierenden vor. Laut IHR wurden mindestens 448 Menschen durch Sicherheitskräfte getötet, das Militär spricht von mehr als 300 Todesopfern. (tno)