"Wir sind schockiert"
Diskriminierung: Sinti-Familie fliegt von Campingplatz
Schock für Sinti-Familie
Als Robert Unger mit seiner Familie auf dem Wald-Campingplatz im hessischen Bad Zwesten eincheckt, ist alles ganz normal. Sie bekommen ihren Stellplatz zugewiesen und den Schlüssel für den Stromanschluss. Als die Familie ihr Vorzelt aufgebaut hat, kommt plötzlich der Rauswurf. Begründung: Sinti und Roma sind auf diesem Campingplatz nicht erwünscht.
Minderheiten werden ausgeschlossen
Grundlage für den Rausschmiss war ein Beschluss des Vorstandes des Camping Club Kassels. Dieser verwehrt Minderheiten, zu denen die Sinti und Roma gehören, den Zutritt zum Campingplatz. Angeblich habe man in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht. „Wir sind schockiert. Hier werden jahrhundertealte Ausgrenzungen vollkommen unverhohlen fortgeführt.“, kritisiert Adam Strauß, Vorsitzender des Hessischen Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma. Dass auch heute noch Sinti und Roma als zahlende Gäste nicht willkommen sind, sondern vertrieben werden, sei nicht hinnehmbar, so Strauß weiter.
Sinti und Roma werden seit Jahrhunderten diskriminiert
Seit 600 Jahren leben Sinti und Roma in Europa. Ursprünglich kamen sie aus Indien, von wo aus sie mehrere Jahrhunderte lang Richtung Westen wanderten. Bereits damals wurden sie diskriminiert und verfolgt. Seit ihrem Erscheinen in Europa hatten sie das Stigma der Kriminalität. Daran hat sich bis heute nur wenig geändert. „Es ist ein Skandal und verstößt gegen das Grundgesetz, dass auch heute noch Menschen aus rassistischen Gründen der Zugang zu Räumen verwehrt wird“, so Strauß.
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Ausgrenzung muss aufhören
Der hessische Landesverband Deutscher Sinti und Roma forderte von dem Betreiber des Campingplatzes eine Entschuldigung und die Aufhebung der rassistischen Ausgrenzung. Mit einem Brief, der RTL vorliegt, kommt der Camping Club Kassel dieser Aufforderung nach. Darin schreibt Michael Zollmann, Vorstandsmitglied des Vereins, man entschuldige sich aufrichtig bei Familie Unger und dem Landesverband. Zukünftig werde man keine diskriminierenden Beschlüsse mehr fassen. Beendet wird der Brief mit den Worten: „Wir haben gelernt!“ (api)