„Mit dem Arsen da unten können Sie die ganze Welt vergiften“
Die größte Untertage-GIftmülldeponie wird 50 Jahre alt – 3,5 Millionen Tonnen Müll lagern hier
Hand aufs Herz: Die wenigsten Menschen würden hier wohl freiwillig einen Abstecher hin machen. Im osthessischen Heringen befindet sich unter Tage in 750 Metern Tiefe eine riesige Giftmüll-Deponie. Auf einer Fläche von 2.000 Fußballfeldern lagern hier 3,5 Millionen Tonnen Müll. Seit 1972 gibt es diese Deponie bereits, sie feiert also rundes Jubiläum. Unser Kamerateam hat sich in die Tiefe gewagt und der Deponie einen Besuch abgestattet – die Bilder gibt es im Video!
Müll reicht aus, um die ganze Welt zu vergiften
Dass der Müll so weit unter der Erdoberfläche gelagert wird, hat gute Gründe. „Die Abfälle sind in der Welt und müssen irgendwohin. Hier können sie im Prinzip bis in alle Ewigkeit verwahrt werden“, sagt Arnd Schneider, Leiter der Abfallbeseitigung.
Mit dem gefährlichen Sondermüll ist nicht zu spaßen. Klaus Reinhardt von der Bürgerinitiative „Für ein lebenswertes Werratal“ ist die Deponie ein Dorn im Auge. Der rund 100 Mitglieder zählenden Initiative bereitet die Sondermülldeponie große Sorge. „Mit dem Arsen, das da unten liegt, können sie die ganze Welt vergiften“, sagt Reinhardt. Arsen ist ein Halbmetal, das häufig in Vulkangestein vorkommt und für Menschen giftig ist.

Kasseler Regierungspräsidium bleibt gelassen
Das Regierungspräsidium Kassel hingegen hält die Deponie für sicher. Sie liege nicht in einem erdbebengefährdeten Bereich. Beim Auftreten von Brandgasen alarmierten eine Vielzahl von Sonden eine ständig besetzte Stelle. „Dann werden unverzüglich erfolgreich erprobte Maßnahmen eingeleitet, die eine Gefährdung der Mitarbeitenden und im Weiteren folglich auch von Dritten und der Umwelt verhindern“, teilt das Präsidium mit.

Warum liegt die Deponie unter Tage?
Laut Abfallbeseitigungsleiter Schneider sind die Abfälle hier umgeben von 300 Meter mächtigem gasdichten Salzgestein. „Darüber liegt eine 100 Meter dicke wasserdichte Tonschicht.“ Das garantiere eine absolute Trockenheit der Lagerstätte. „Die Abfälle werden auch in Jahrtausenden nicht mit Wasser in Berührung kommen“, betont er. Sie könnten in der Deponie langzeitsicher von der Biosphäre abgeschottet werden. Zudem würden sie langfristig im Salz fest eingeschlossen. „In 100 000 Jahren ist der Abfall komplett eingehüllt, weil sich das Salzgestein unter dem Druck des darüber liegenden Gesteins plastisch verformt.“ (ast/kmü/dpa)