Viele Menschen lüften falsch

Heizung runterdrehen und Kosten sparen? Experten warnen vor massiver Schimmel-Gefahr

ARCHIV - 23.06.2022, Mecklenburg-Vorpommern, Pokrent: Auf einem digitalen Heizungsregler wird das Frostzeichen angezeigt und signalisiert einen abgestellten Heizkörper. Angesichts der Gaskrise sind sich viele Fachleute mit der Politik einig: Damit im kommenden Winter kein Engpass beim Gas droht, müssen alle weniger verbrauchen - auch die Bürgerinnen und Bürger. (zu dpa "«Gesetzlich verordnetes Frieren» - Wie kalt wird es zu Hause?") Foto: Jens Büttner/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Wenn nicht mehr geheizt werden kann, regelmäßig die Raumtemperatur überprüfen, damit es nicht schimmelt.
jbu tba vco, dpa, Jens Büttner

So heiß es gerade in Deutschland ist, so kalt kann es unter Umständen in vielen Wohnungen und Büros im Herbst und Winter werden. Grund dafür ist die Energiekrise, die die EU ausgerufen hat und demzufolge auch Menschen in diesem Land treffen wird.

Gefahr für die Gesundheit

Deswegen mahnt die Bundesregierung bereits, Energie zu sparen und führt eine öffentliche Debatte, die Temperaturen in den genannten Innenräumen um ein bis zwei Grad zu senken, damit die systemrelevanten Einrichtungen genügend Heizenergie zur Verfügung haben.

Manche Wohnungsbaugesellschaften sprechen sogar davon, die Raumtemperatur in den kalten Jahreszeiten auf 16-18 Grad Celsius zu beschränken.

Gegenüber dem Tagesspiegel gab Dr. Heinz-Jörn Moriske, langjähriger Innenraumhygieneexperte am Umweltbundesamt, allerdings zu bedenken, dass solche starken Temperaturabsenkungen auch ein Gesundheitsrisiko darstellen. In erster Linie deswegen, weil sich durch ein starkes Drosseln der Temperaturen Schimmel bilden und das negative Folgen für den Menschen haben kann.

Hohe Luftfechte begünstigt Schimmel

Damit Betroffene trotzdem unbeschadet durch Herbst und Winter kommen, folgt hier eine Übersicht über die möglichen Gefahren und Tipps, wie man sich gegen den Schimmelbefall schützen kann:

  • In regelmäßig genutzten Wohnräumen erhöht sich das Schimmelrisiko, sobald die Raumtemperatur gesenkt wird. Kalte Raumluft erhöht die relative Luftfeuchte, wodurch sich ein flüssiger Wasserfilm bildet und damit eine größere Gefahr für einen Schimmelbefall darstellt.

  • Kalte Außenwände, kühle Oberflächen im Raum und auch Nischenbereiche, wo die Feuchte nicht durch Luft abtransportiert werden kann, sind besonders gefährdet. Eine hohe Luftfeuchte über Tage und Wochen kann das Wachstum von Schimmelpilzen um mehr als 60 Prozent erhöhen.

  • In Jahreszeiten, in denen geheizt wird, die Temperaturen auf unter 16-18 Grad Celsius zu senken, erhöht das Risiko für Schimmelbildungen in Wohnungen unter Umständen massiv. Sind Innenräume befallen, kann der Mensch an Asthma erkranken, oder es verschlimmert sich. Zudem können noch weitere mit Schimmel im Zusammenhang stehende gesundheitliche Probleme auftreten.

  • Es wird empfohlen, dass Wohnungen tagsüber nicht die Raumtemperatur von 19-20 Grad Celsius unterschreiten, nachts kann sie 18 Grad Celsius betragen. Alles darunter erhöht das Schimmelrisiko deutlich.

26.10.2020, Nordrhein-Westfalen, Gütersloh: Eine Schülerinn sitzt zum Schulbeginn in Nordrhein-Westfalen nach den Herbstferien mit ihrer Winterjacke bei geöffneten Fenstern in einer Klasse der Freiherr-vom-Stein-Realschule in Gütersloh. Ein wichtiges Element in den Hygienekonzepten der Schulen zum Schutz vor Corona ist das intensive Lüften der Klassenräume. Viele Schüler und Eltern fürchten, dass es in den kommenden Wochen und Monaten in den Klassenräumen kalt werden könnte. Alle 20 Minuten Stoßlüften lautet die Vorgabe vom Schulministerium. Eine Maßnahme, die dafür sorgen soll, dass die Aerosol-Konzentration und damit das Corona-Risiko nicht zu stark ansteigen. Foto: Guido Kirchner/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Mit dem richtigen Lüften kennen sich mittlerweile wohl schon die meisten Schülerinnen und Schüler aus.
gki kno, dpa, Guido Kirchner
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Möbel nicht zu nah an die Wände

  • Viele Menschen auf engem Raum erhöhen die Wasserdampfabgaben und je mehr Wasserdampf produziert wird, desto wichtiger wird das regelmäßige Lüften.

  • Im Winter reicht daher das mehrmalige Lüften am Tag durch weit geöffnete Fenster, das bekannte Stoßlüften. Kipplüftung wird dagegen im Winter nicht empfohlen, es führt zu stärkeren Energieverlusten.

  • Allerdings kann im Winter nicht nur das Lüften das Schimmelrisiko vermieden werden, es kommt in erster Linie darauf an, dass man spätestens oberhalb von 60 Prozent relativer Feuchte in allen Räumen vermehrt lüftet. Um Raumtemperatur und Luftfeuchte regelmäßig verfolgen zu wissen und verfolgen zu können, reichen digitale Raumluftfeuchtemesser bzw. Thermohygrometer, die man für wenige Euro im Baumarkt bekommt.

  • Abgesehen vom Lüften sollte man darauf achten, dass man in Gebäuden mit schlechter Wärmedämmung im Winter keine massiven Möbel wie Schränke der Betten direkt an die Außenwände stellt. Damit sich Schimmel nicht bildet, empfiehlt es sich, die Gegenstände einige Zentimeter von der Außenwand entfernt hinzustellen, damit beim Lüften die Feuchte dort abtransportiert werden kann. Drei bis fünf Zentimeter sind in diesem Fall angemessen. Zudem sollten alle genutzten Räume einer Wohnung beheizt werden, und die Innentüren zu kühleren Räumen muss unbedingt geschlossen bleiben.

Es könnte kälter als sonst werden

Viele Menschen machen sich bestimmt bereits Sorgen, wenn sie an den Herbst und Winter und die möglichen Folgen der Energiekrise denken. Doch wenn man sich an ein paar grundlegende Dinge, die oben genannt sind, hält, dann sollte man auch ohne Schimmel und gesundheitliche Beschwerden durch die Jahreszeit kommen. Wohl aber etwas kälter und mit einem dickeren Pullover an. (nul)