Hausexplosion in Itzehoe: Ermittler suchen nach der Ursache
Nach der Hausexplosion in Itzehoe mit vier Toten und 15 Verletzten stehen viele Anwohner vor dem Nichts. Experten des Landeskriminalamtes untersuchen derzeit das Trümmerfeld. Die Unglücksursache ist aber noch immer unklar.

Itzehoe am Tag nach dem Unglück: Die Aufräumarbeiten sind in vollem Gang. Schutt und Absperrbänder erinnern an die Katastrophe. Das Haus Nummer 3 in der Schützenstraße gibt es nicht mehr. "Es sieht aus, als hätte es ein Sprengmeister akkurat heraus gesprengt", beschreibt ein Passant die Folgen der Wohnhausexplosion. Unter dem Schutt ist noch immer das penetrante Piepen der Rauchmelder zu hören. Vier Menschen starben bei dem Unglück, 15 weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Die Suche nach möglichen weiteren Opfern wurde inzwischen eingestellt.
Was bleibt, ist die Frage nach der Ursache. Experten des Landeskriminalamts untersuchen derzeit das Trümmerfeld des völlig zerstörten Hauses. Ein Todesermittlungsverfahren sei eröffnet worden. "Wir stehen am Anfang", sagt Staatsanwalt Peter Müller-Rakow. "Wir ermitteln in alle Richtungen." In besonderem Blickpunkt steht eine mögliche Gasexplosion. In der Nähe des Hauses hatte es Bauarbeiten an der Kanalisation gegeben. In den Straßen rund um die Unglücksstelle wurde das Gas sicherheitshalber abgestellt. "Gasgeruch allein ist kein hinreichender Beleg", sagte ein Polizeisprecher. Dass ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg hochgegangen sein könnte, schloss die Polizei - nach den bisherigen Erkenntnissen - aus.
Mit schwerem Gerät wurden große Schuttmengen abgefahren und für weitere polizeiliche Untersuchungen zunächst zwischengelagert. "Es sieht aus wie im Zweiten Weltkrieg: Meine Oma hatte mir erzählt, wie es damals war. Jetzt kann ich es ein bisschen nachempfinden", sagt Dirk Lindemann, der rund 50 Meter entfernt wohnt.
Viele Anwohner stehen jetzt vor dem Nichts. Manuela Witt wohnte zwei Häuser von der Explosion entfernt. Die Steine seien durch die ganze Wohnung geflogen, hätten alles zerstört, erzählt sie. Auch Ronald Dürr hat durch die Explosion seine ganze Existenz verloren: "Wir durften uns ein paar Sachen aus der Wohnung holen. Chaos, Bombe, da kann man nichts mehr machen", sagt der Familienvater.
Spenden für die Opfer
Innenminister Andreas Breitner (SPD) beschrieb auf Facebook seine persönlichen Eindrücke vom Unfallort: "Schlimm, mit welcher Wucht sich ein solcher Unglücksfall auswirken kann. Verletzte und Tote. Zwei Häuser nahezu komplett weg, viele weitere im ganzen Umkreis stark beschädigt."
Bei der Explosion am Montag gegen 9.00 Uhr kamen ein 58 Jahre alter Bauarbeiter und drei Hausbewohner ums Leben. Sie waren 36, 38 und 45 Jahre alt. Ein Baggerfahrer erlitt schwere Verletzungen. Die Druckwelle der Explosion beschädigte mehrere angrenzende Gebäude. Rund 100 Menschen durften nicht in ihre Wohnungen zurück, Statiker sollten die Gebäude zunächst begutachten. Einige Betroffene verbrachten die Nacht in Hotels, andere bei Verwandten und Freunden. Zunächst war nicht absehbar, wann sie wieder zurück dürfen.
Bis spät in die Nacht zum Dienstag hatten Spürhunde und Rettungskräfte unter den Trümmern nach dem letzten Vermissten gesucht. Die Helfer mussten den Schutt teils mit bloßen Händen abtragen. Die Stadt Itzehoe sammelt nun Spenden, um den Verletzten und materiell Geschädigten der Explosion zu helfen.