Tage voll Tränen
Hasan Salihamidzic' bewegende Fluchtgeschichte

Wie so viele in den 1990er-Jahren flüchtete auch Hasan Salihamidzic aus dem kriegsgeschüttelten Balkan nach Deutschland. Mit nichts in der Hand, nur Angst und Tränen im Gepäck. Seiner geliebten Familie musste er den Rücken kehren. In einem bewegenden Interview schildert der 44-Jährige die Geschichte seiner Flucht. Und auch nach fast 30 Jahren scheinen die Erinnerungen noch so frisch, als wäre kaum Zeit vergangen. Heute ist er ein gemachter Mann, hat mit dem FC Bayern alles gewonnen, was wichtig ist – und ist heute Sportvorstand des Clubs, mit dem er seine größten Erfolge feierte.
"Mein Vater wollte mich unbedingt in Sicherheit bringen"
Doch der Weg dorthin – er gleicht einem Martyrium. Nach seiner Flucht aus dem damaligen Jugoslawien nach Deutschland litt er vor allem unter der Trennung von seiner Familie. „Während der ersten drei Monate habe ich jeden Tag geheult. Papa, Mama und meine Schwester waren das Wichtigste für mich“, erzählt der Bosnier im Interview dem DFL-Magazin. „Aber mein Vater wollte mich unbedingt in Sicherheit bringen. Die Front verlief im Sommer 1992 ganz in der Nähe unserer Stadt Jablanica in Bosnien.“

Vorbildcharakter in Sachen Integration
Salihamidzic wurde 1992 mit 15 Jahren von seiner Familie nach Hamburg geschickt, wo er später eine Bundesligakarriere starten konnte. „Ich hatte vor meiner Abreise die wichtigsten Sätze und Ausdrücke in ein kleines Buch geschrieben. Einer davon war: ‘Ich möchte eine Limonade’“, erinnert sich Salihamidzic an seinen ersten Satz auf Deutsch.
Was folgte, war eine schillernde Karriere, die ihn über den Hamburger SV zum FC Bayern führte. Später, nach neun Jahren in München, folgten noch vier Jahre bei Juventus Turin, bevor er sein letztes Profijahr beim VfL Wolfsburg ausklingen ließ.
Seit 2020 ist er nun Sportvorstand beim deutschen Rekordmeister. Seine Geschichte, so glaubt er, dient als bestes Beispiel dafür, durch Leidenschaft und harte Arbeit alles erreichen zu können, wovon man träumt. Egal, woher man kommt. Egal, wie man aussieht. Denn: “Im Fußball zählt, was du kannst. Nicht, wer du bist. Und Fußball macht es einem auch relativ leicht, Anschluss zu finden.“ (mli/dpa)