Überraschendes Geständnis im Dreifachmord-Prozess

"Mit dieser Schuld leben zu müssen, ein Mörder zu sein, ist die schlimmste Strafe"

07.03.2022, Schleswig-Holstein, Kiel: Justizbeamte bringen den Angeklagten (3.v.l.) in Handschellen in den Sitzungssaal der Außenstelle des Landgerichts Kiel zu Beginn des Prozesstages wegen eines Dreifachmordes. Vorne rechts im Bild steht sein Verteidiger, Abdou Gabbar. Am 19. Mai 2021 soll der Mann zuerst seine von ihm getrennt lebende Ehefrau und deren neuen Bekannten in Dänischenhagen mit einer Maschinenpistole erschossen und danach in Kiel einen gemeinsamen Bekannten des Ehepaares mit einer halbautomatischen Pistole getötet haben. Mit der zweiten Waffe stellte er sich am Abend in Hamburg der Polizei. Foto: Marcus Brandt/dpa - ACHTUNG: Der Angeklagte wurde aus rechtlichen Gründen gepixelt +++ dpa-Bildfunk +++
Hartmut F. gesteht in einem Brief den Dreifachmord.
bra, dpa, Marcus Brandt

„Mein Lebenswunsch war es ganz sicher nicht, meine eigene Frau zurück zu schlagen und drei Menschen zu erschießen“, schreibt Hartmut F. in einem Brief. Ein Geständnis, das vor dem Kieler Landgericht für Überraschung sorgte und in dem der 48-Jährige am fünften Prozesstag (8. März) gesteht, ein Dreifachmörder zu sein. Zuvor hatte der Angeklagte auch auf Anraten seiner Verteidiger geschwiegen.

Hartmut F. habe "nichts mehr zu verlieren"

„Mit dieser Schuld leben zu müssen, ein Mörder zu sein, ist die schlimmste Strafe“ – mit diesen Worten hat der wegen Dreifachmordes angeklagte Zahnarzt aus Westensee die Taten in einem Brief an eine frühere Freundin gestanden. Kurz vor der mittäglichen Unterbrechung verliest der Vorsitzende des Kieler Schwurgerichts die handgeschrieben Worte des Angeklagten. Es handele sich hierbei um einen Brief, den Hartmut F. am Folgetag des Prozessauftakts an eine Freundin schrieb. Die Freundin hatte dem 48-Jährigen nach Worten des Vorsitzenden einen Blumenstrauß in die Zelle geschickt.

In dem Brief schreibt der Zahnarzt, es sei für ihn „sehr schlimm“ im Gerichtssaal zu erfahren, „welchen Schmerz ich den Hinterbliebenen bereitet habe“. Bis heute hatte der Angeklagte vor Gericht kein Wort verloren. Seine Anwälte hätten ihm dringend abgeraten, sich im Prozess zu äußern. Er habe aber „nichts mehr zu verlieren. Das letzte, was mir bleibt, ist die Ehre vor mir selbst.“

Der Angeklagte sei ein Mann mit zwei Gesichtern

Am Vormittag des Prozesstags hatte eine Haushaltshilfe der Ehefrau ausgesagt und von Gesprächen mit der Ehefrau berichtet. Sie habe befürchtet, ihr Mann würde sie erschießen. Hartmut F. wurde von der Haushälterin als Mann „mit zwei Gesichtern“ beschrieben. Er sei „einerseits zuvorkommend, gastfreundlich, lieb und höflich“ und im nächsten Moment „wie ausgewechselt, total sauer“. Ihren Schilderungen nach, habe man in diesen Momenten etwas seinen Augen gesehen.

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Zahnarzt ist wegen Dreifachmord angeklagt

Die Ehefrau und vierfache Mutter hatte sich nach Seitensprüngen ihres Mannes und Gewalttätigkeiten von ihm getrennt und einen neuen Mann kennengelernt. Der Zahnarzt ist angeklagt, am 19. Mai 2021 sie und ihren neuen Bekannten in Dänischenhagen und anschließend in Kiel einen gemeinsamen Bekannten des Ehepaares erschossen zu haben. (dpa/fst)