Nach Dreifachmord: Angeklagter spricht erstmals vor dem Kieler Landgericht
Hartmut F.: "Es gibt keinen Grund, der das rechtfertigen kann"

„Wie soll man so etwas Schreckliches in Worte fassen“, sagt Hartmut F. vor Gericht. „Es gibt keinen Grund, der das rechtfertigen kann.“ Die letzten fünf Verhandlungstage hat er geschwiegen – nun äußert er sich vor dem Kieler Landgericht. Angeklagt ist der Zahnarzt Hartmut F. aus Westensee (Kreis Rendsburg-Eckernförde) wegen eines Dreifachmordes in Kiel und Dänischenhagen. Am fünften Verhandlungstag hatte das Gericht ein Geständnis des Angeklagten in einem Brief an eine Freundin verlesen.
Angeklagter: „Es ist eine komplette Tragik“
Nachdem sich am sechsten Prozesstag (10. März 2022) über drei Stunden erneut Zeugen zum Fall von Hartmut F. geäußert haben, ist der Angeklagte dran. Er könne die Taten selbst nicht erklären, „es ist eine komplette Tragik“, so der 48-Jährige vor Gericht. Eins wolle er aber klarstellen: „Ich habe nicht meiner Frau mit der Faust ins Gesicht geschlagen“. An den vorherigen Prozesstagen war immer wieder die Rede von häuslicher Gewalt. Ergänzend fügt er hinzu: „Ich habe mal eine Tür geballert“. Auf den Vorwurf, er habe mit einer Axt, vor den Augen seiner Kinder, einen Fernseher zerstört, erwidert er „das mit der Axt ist absoluter Quatsch“.
Hartmut F. fühlt sich nicht in der Verfassung zu sprechen
Bevor es zu den Äußerungen kam, wollte Hartmut F. seine Aussage zunächst verweigern: „Ich bin heute nicht in der Verfassung, etwas zu sagen. Es hat sich bei mir gerade etwas geändert. Ich möchte zurück in die JVA. Mir geht es nicht gut. Vielleicht muss ich auch nur etwas trinken. Es würde wie Hohn für die Opfer klingen, wenn ich mich jetzt zu der Sache äußere.“
Richter akzeptiert Verweigerung nicht
Doch so einfach ist es nicht. Der Richter akzeptiert die Verweigerung der Aussage von Hartmut F. nicht. Das Verfahren sei extra auf den Angeklagten zugeschnitten worden, daher müsse er nun auch kooperieren. Der Richter gönnt allen Prozessbeteiligten eine Pause – Hartmut F. soll sich danach dann äußern.
Hartmut F. hat den Dreifachmord gestanden
Bereits am 8. März 2022 legte der Angeklagte ein Schuldgeständnis ab, in Form eines Briefs. In dem Schreiben aus der Untersuchungshaft hieß es, er habe drei Menschen getötet: „Mit dieser Schuld leben zu müssen, ein Mörder zu sein, ist die schlimmste Strafe.“
Die Anklage stuft alle Taten als Mord aus Heimtücke und niedrigen Beweggründen ein. Dem 48-jährigen Deutschen drohen lebenslange Haft und die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld. Eine Haftentlassung nach 15 Jahren sei damit unwahrscheinlich. Das Urteil wird am 30. März erwartet.
Der Angeklagte soll seine Ehefrau erschossen haben
Laut Anklage erschoss der 48-Jährige am 19. Mai 2021 zuerst seine von ihm getrennt lebende Ehefrau und deren neuen Bekannten in Dänischenhagen mit einer Maschinenpistole und dann in Kiel einen gemeinsamen Bekannten des Ehepaares mit einer halbautomatischen Pistole. Mit der Waffe stellte er sich abends in Hamburg.