Hamburg will realistische Portionsangaben bei Lebensmitteln umsetzen
Wer isst denn nur 25 Gramm Cornflakes?

Wer isst denn nur 25 Gramm Cornflakes, eine handvoll Chips oder nur einen Teil eines Schokoriegels? Diese Fragen hat sich auch Hamburgs Justiz- und Verbraucherschutzsenatorin Anna Gallina (Grüne) gestellt und will die Lebensmittelhersteller dazu verpflichten, realistischere Angaben auf den Lebensmittelverpackungen zu machen. Am Mittwoch (05. Mai) startet die Konferenz der Verbraucherschutzminister (VSMK), hier bringt Gallina den Vorschlag ein.
Verbrauchernahe Infos für besseren Verbraucherschutz
Viele Angaben auf Lebensmitteln würden die Verbraucher in die Irre führen, wie die Senatorin auf Nachfrage der Deutschen Presseagentur (dpa) mitteilte: „Die Lebensmittelindustrie rechnet in vielen Fällen den Gehalt von Salz, Zucker und Fett mit unrealistischen Mini-Portionsgrößen schön.“ Um dies zu ändern, macht Hamburg gemeinsame Sache mit Brandenburg und setzt sich für realistische Portionsangaben der Hersteller auf Lebensmittelverpackungen ein. Das geht aus einer gemeinsamen Beschlussvorlage für die VSMK hervor, die der dpa vorliegt. Darin fordern die Länder die Bundesregierung auf, mehr gegen die irreführenden Angaben auf EU-Ebene zu unternehmen.
"Informierte Kaufentscheidungen werden verhindert"
Denn: Die Verbraucher – also wir – essen laut Gallina meist deutlich mehr als die als Portion auf den Verpackungen angegebene Menge. "Die wenigsten essen nur 25 Gramm Cornflakes zum Frühstück, aus einer großen Chipstüte nur eine Handvoll Chips, drei Viertel eines Schokoriegels oder trinken aus einer kleinen Limoflasche nur die Hälfte." Solche Angaben seien völlig unrealistisch. "Informierte Kaufentscheidungen werden damit verhindert."
Kleine Portionen gaukeln uns geringere Zucker- und Fettwerte vor
Das muss sich nach Ansicht der Grünen-Politikerinnen dringend ändern. "Denn die meist zu klein angegebenen Portionen suggerieren den Verbraucherinnen und Verbrauchern geringere Zucker- und Fettwerte, als sie dann tatsächlich zu sich nehmen", sagte Gallina gegenüber der dpa. Auch die vorgeschriebenen Angaben pro 100 Gramm oder 100 Milliliter seien so abstrakt, dass eine klare Orientierung manchmal nur schwer möglich sei. "Wir machen uns deshalb für die Angabe realistischer Portionsgrößen stark.“
Konferenz der Minister tagt drei Tage
Dieses Vorhaben will sie ab Mittwoch bei der VSMK durchsetzen. Durch die Konferenz soll der Bund aufgefordert werden, in einer wissenschaftlichen Studie Produktgruppen zu ermitteln, bei denen ein erhöhtes Risiko für Missbrauch und Irreführung mit Blick auf unrealistische Portionsgrößen besteht. Neben diesem Thema setzt sich Hamburg unter anderem auch dafür ein, alle Arten von Bankgebühren zu reduzieren, wie ein Sprecher der Hamburger Verbraucherschutzbehörde RTL Nord mitteilte. Die VSMK sollte in diesem Jahr auf Sylt stattfinden, da Schleswig-Holstein den Vorsitz hat. Aufgrund der Coronapandemie treffen sich die Minister jedoch digital. Insgesamt stehen rund 60 Tagesordnungspunkte zur Debatte. Die Konferenz geht bis Freitag, im Anschluss stellen die Minister um den diesjährigen VSMK-Vorsitzenden Claus Christian Claussen (CDU) die Ergebnisse vor.
Quelle: DPA/ RTL.de