Geringere Viruslast im Rachen
Neue Hoffnung? Mundspülung könnte die Corona-Ansteckungsgefahr verringern
Zuverlässiger Schutz vor dem Virus?
Virologen der Ruhr-Universität Bochum fanden heraus, dass sich die Zahl der Coronaviren im Mund-Rachenraum eines Infizierten durch die Verwendung bestimmter Mundspülungen reduzieren lässt. Das kann das Ansteckungsrisiko senken, etwa vor zahnärztlichen Behandlungen. Ein Schutz oder erst recht eine Vorbeugung stellt das nicht dar. „Wer infiziert ist, bleibt es auch“, sagt RTL-Medizin-Experte Dr. Christoph Specht.
Forscher machen hilfreiche Entdeckung
Für die Studie mischten die Forscher acht unterschiedliche Mundspülungen, darunter beispielsweise „Listerine Cool Mint“ und „Chlorhexamed Forte“, die in Apotheken und Drogerien erhältlich sind, mit dem Virus und schüttelten das Gemisch, um Gurgeln zu simulieren. Bei diesem Test stellte sich heraus, dass alle getesteten Präparate die Viruslast in den Proben senkten.
Drei der Mundspülungen senkten die Viruslast sogar soweit, dass nach 30 Sekunden keine Viren mehr nachweisbar waren. Funktioniert das denn wirklich? RTL-Medizin-Experte Dr. Christoph Specht sagt uns: "Jetzt muss man noch gucken: Passiert das auch im Mund eines Covid-19-Patienten?" Das müssen nun erst einmal klinische Studien nachweisen.
Welche anderen hilfreichen Tricks es mit Mundspülungen gibt, können Sie hier nachlesen.
Mundspülung schützt nicht vor Ansteckung
Ein sicherer Schutz vor der Ansteckung mit dem Virus sei die Verwendung von Mundspülungen allerdings nicht, betonen die Forscher. „Das Gurgeln mit einer Mundspülung kann nicht die Produktion der Viren in den Zellen hemmen“, erklärt Tim Meister aus dem Bochumer Forschungsteam laut „Aponet.de“.
Mundspülungen seien aber in der Lage, die Viruslast im Mund-Rachen-Raum zu senken. Das sei vor allem vor zahnärztlichen Untersuchungen hilfreich oder bei der Versorgung von infizierten Coronavirus-Patienten. So schätzt das auch der Medizin-Experte ein: "Wichtig ist“, so Specht, „gegen das Coronavirus selbst hilft das nicht. Wenn ich infiziert bin, bleibe ich auch infiziert. Aber: Es könnte dabei helfen, dass ich andere nicht so leicht infiziere - zum Beispiel beim Zahnarzt."
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Sollte Gurgeln jetzt Pflicht werden?
Also Gurgeln gegen die Pandemie? Hygieneexperte Klaus-Dieter Zastrow von der FU Berlin ist sicher, dass Corona-Ausbrüche wie der jüngste in Garmisch-Partenkirchen verhindert werden könnten, wenn Mundspülungen nach Corona-Tests zum Pflichtprogramm würden. Aber auch für Infizierte selbst könne die antivirale Wirkung der Mittel von Vorteil sein: Durch eine verringerte Viruslast werde der mögliche Schweregrad einer Covid-19-Erkrankung abgemildert, so der Hygieneexperte gegenüber „Bild“.
Eine Mundspülung könne auch prophylaktisch eingesetzt werden, etwa nach dem Aufenthalt in öffentlichen Räumen mit erhöhter Ansteckungsgefahr, Verkehrsmitteln oder Bars, sagt Susanne Hugget, Hygieneexpertin der Asklepios-Kliniken, gegenüber der "Bild"-Zeitung. Allerdings betont sie auch, dass eine einmalige Spülung nicht ausreiche, da nicht alle Viren deaktiviert würden und sich die verbliebenen wieder "explosionsartig" vermehren könnten. Wie oft genau eine Mundspülung aber eingesetzt werden müsse, sei unklar.
Die Schleimhaut-Desinfektionsmittel, welche sich als wirksam gegen Coronaviren zeigten, seien in jeder Apotheke rezeptfrei erhältlich, so Zastrow. Experten warnen jedoch vor einem breiten Einsatz dieser Mittel ohne ärztlichen Rat - beispielsweise verfärbe der Wirkstoff Polyvidon-Iod oder Povid-Iod die Schleimhaut. Das Mittel sei zudem für Patienten mit Schilddrüsenerkrankungen nicht geeignet. Zastrow betont, dass trotz der Wirksamkeit von Mundspülungen eine Mund-Nasen-Schutzmaske das erste Mittel der Wahl im Kampf gegen die Pandemie sei.
Quelle: RTL.de/n-tv
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