In der Stadtverwaltung in Grevenbroich heißt es seit Ende Dezember „Du“, statt „Sie“
Hier duzt der Azubi den Bürgermeister
Am Anfang war die Hemmschwelle noch groß. Mittlerweile ist es für Mitarbeiterin Silke Becker kein Problem mehr, den Bürgermeister zu duzen. Sie ist ja auch nicht die einzige. Denn alle Mitarbeiter im Rathaus Grevenbroich sagen jetzt „Du“ statt „Sie“. Vom Hausmeister bis zum Amtsträger. Das hat Stadtoberhaupt Klaus Krützen höchstpersönlich eingeführt. Grund: Seit zehn Jahren ist er Bürgermeister, kannte aber schon vorher viele in der Verwaltung. Die duzt der 56-Jährige alle und wollte es einheitlich machen. Außerdem hat eine Umfrage bei den Mitarbeitern ergeben, dass sich auch dort fast alle duzen bzw. es sich viele wünschen.
„Du“ ist in Grevenbroich jetzt Dienstanweisung
Laut Klaus Krützen kommt das „Du“ gut an. Für manche sei es noch ungewohnt. Eine wirkliche Wahl haben die Mitarbeiter aber laut des Bürgermeisters nicht. Der 56-Jährige sagt, nur wenn alle sich dranhalten, kann es funktionieren. Mit einer Abmahnung muss trotzdem keiner rechnen. Übrigens: Wenn ein Mitarbeiter aus anderen Gründen eine schriftliche Abmahnung bekommt, bleibt die Stadt beim „Sie“. Bei Stellenanzeigen beispielsweise soll künftig aber die „Du“-Form verwendet werden.
Rechtsanwalt Kempgens schätzt rechtliche Lage ein
Aber ist das aufgezwungene „Du“ rechtlich überhaupt in Ordnung? „Jeder Bürgermeister oder jeder Firmenchef kann das Duzen ruhig anbieten. Es muss aber nicht jeder annehmen. Und wenn man nicht geduzt werden will, hat man – aus dem allgemeinen Persönlichkeitsrecht – einen Anspruch nicht geduzt zu werden“, sagt Arndt Kempgens, Rechtsanwalt aus Gelsenkirchen. Übrigens: Wer unerlaubt duzt, kann sich theoretisch sogar wegen Beleidigung strafbar machen. Aber natürlich nicht beim Bürgermeister von Grevenbroich, dem Klaus.