Grabungen im Fall Maddie: Portugiesen fühlen sich gestört

Seit den frühen Morgenstunden haben die Ermittler ein riesiges Areal am westlichen Stadtrand von Praia da Luz abgesperrt. Sie haben offenbar eine konkrete Spur, suchen hier nach der Leiche der vermissten Madeleine McCann.
Bislang verrät die portugiesische Polizei nicht, warum ausgerechnet heute und hier gegraben wird. Händler und Hoteliers dagegen stört die erneute Suche nach einer Kinderleiche, nur wenige hundert Meter vom Strand entfernt. "Das hätte man vielleicht besser im Winter gemacht, nicht jetzt am Anfang der Saison, das schadet doch dem Tourismus", sagt Antonio Viera, der seinen Laden an der Strandpromenade für die Sommerurlauber gerade aufgemacht hat.
Der Tourismus ist um rund 20 Prozent eingebrochen seit Madeleine vor sieben Jahren verschwunden ist, sagt Osvaldo Ferreira. Der 70-Jährige vermietet Ferienapartments in der Nähe. Er glaubt nicht, dass die Grabungen zu einem Ergebnis führen werden. "Das machen die portugiesischen Behörden doch nur, weil die britische Regierung in London wieder einmal Druck gemacht hat", meint Osvaldo. So denken viele Portugiesen.
Kompetenzgerangel zwischen britischen und portugiesischen Ermittlern

Dass Scotland-Yard-Beamte in den vergangen Monaten immer wieder in die Ermittlungen eingegriffen haben, verletzt ihren Stolz. So ist es kein Wunder, dass die britischen Ermittler bei ihren portugiesischen Kollegen erst einmal eine Menge Überzeugungsarbeit leisten mussten, bis die heutigen Grabungsarbeiten genehmigt wurden. Wenig verständnisvoll reagierten die portugiesischen Behörden bisher auch auf die Anfrage von Scotland Yard, acht Verdächtige in Portugal befragen zu dürfen.
Britische Ermittler waren in den vergangenen Monaten mehrfach an der Algarve. Im Visier haben sie vor allem einen Mann, der zwischen 2004 und 2010 in insgesamt 18 Ferienwohnungen eingebrochen ist. Dabei soll er neun Mädchen sexuell missbraucht haben. Auch Madeleine könnte dem Sexualstraftäter zum Opfer gefallen sein. Das Apartment im 'Ocean Club' aus dem sie verschwand, ist nur etwa 500 Meter entfernt von der Grabungsstelle. Hier sind auch spezielle Radargeräte im Einsatz, mit denen man feststellen kann, ob der Boden in den vergangenen Jahren bewegt worden ist.
Über ein Ergebnis der Grabungen ist bisher nichts bekannt. Madeleines Eltern, Kate und Gerry McCann, sind nicht vor Ort in Portugal, sie werden über die Untersuchungen aber zu Hause in Großbritannien ständig auf dem Laufenden gehalten.