Selbst schuld, wer bei Instagram nicht aufgeräumt hat
GNTM Kolumne Folge zehn: Heidi Klums Models müssen zum Verhör ... äh, Interview

Da stehst du morgens im Drogeriemarkt an der Kasse, freust dich auf die zehnte GNTM-Folge und wirst – zack – gespoilert, wer abends den Casting-Job absahnen wird. Denn wen haben sie da an mir vorbei getragen? Eine große Papp-Selma, die für kühlende Augenmasken wirbt. Ganz mieses Timing. Apropos: Timing! Wer noch schnell vor dem Start der zehnten „Germany’s next Topmodel“-Kolumne alle kompromittierenden Fotos bei Instagram löschen möchte, sollte das JETZT tun. Sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt!
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Ist das bei GNTM noch ein Interview oder schon ein FBI-Verhör?
Jippieh, Interview-Training! Die zweitschönste Folge nach dem Umstyling in jeder GNTM-Staffel. Wer bislang seinen Instagram-Feed noch nicht aufgeräumt und alle Nackt-Selfies und Alkohol-Videos gelöscht hat, der wird spätestens jetzt schmerzlich daran erinnert: Das Internet vergisst nie! Und die toughe Sat.1-Anchorwoman Claudia von Brauchitsch, die sich in Folge zehn von „Germany’s next Topmodel“ Heidi Klums Meeedchen wie bei einem FBI-Verhör zur Brust nimmt, ist natürlich tiptop vorbereitet. „Es ist ja keinem damit geholfen, wenn ich hier heute einfache und leichte Fragen stelle“, erklärt sie.
Öhm, doch. Einigen der Nachwuchs-Models würde das sogar sehr helfen, denn sie stammeln sich ähnlich eloquent wie ein Profi-Fußballer im Interview nach einem verlorenen Bundesligaspiel durch ihre Antworten.
Dank meiner investigativen Namensvetterin Claudia weiß ich jetzt aber, dass Anya an ihrem 18. Geburtstag ganz allein feiern musste. Sie hatte Streit mit ihren Eltern und sie hat halt nur wenige Freunde, wie sie erklärt. Und nein, an dieser Stelle kommt dann mal kein zynischer Kommentar von mir zur GNTM-Einzelgängerin. Niemand sollte seinen 18, Geburtstags ganz allein feiern müssen.
Es gibt nur eine Antwort auf die Frage: "Möchtest Du die Louis-Vuitton-Tasche sein?"
Alle Influencerinnen müssen jetzt ganz, ganz stark sein, denn ihr Karrierkonzept wird in GNTM-Folge zehn in Frage gestellt. Was sage ich, Karrierekonzept – LEBENSKONZEPT! Schuld daran ist Somajia und ihr Instagram-Auftritt. Da posiert sie doch tatsächlich mit Luxushandtasche und macht einen auf „rich fu**ing kid“ (O-Ton Claudia von Brauchitsch) – obwohl sie an der Tankstelle arbeitet. Was? Wo gibt es denn sowas? So tun, als sei man reicher, cooler oder toller als man in Wirklichkeit ist, das gibt es doch nur im Märch… Genau: Bei Instagram! Und manche Leute machen das da sogar hauptberuflich und bekommen – wenn sie Glück haben – sogar Geld dafür. Man nennt sie gemeinhin Influencer. Denen ist schnuppe, ob die „gap“ (deutsch: die Lücke) zwischen ihrem realen Leben und der Fake-Welt, die sie darstellen, angeblich „zu groß“ ist, liebe Frau Brauchitsch. Zu groß? Fake it ‘till you make it, heißt die Devise!
Wenn dich also demnächst eine kühle Blonde in einem Interview fragt: „Möchtest du die Louis-Vuitton-Tasche sein? Oder wer bist du WIRKLICH?“, dann antwortest du: „NATÜRLICH bin ich die Tasche! Frag doch nicht so doof! Und jetzt muss ich weg, neue Fotos machen und ein bisschen Influencen.“
Ein kleiner GNTM-Exkurs in Sachen Internet-Hate
Zum Auftakt der 18. GNTM-Staffel hatte sich Heidi Klum ja erstmals zu den Negativschlagzeilen, die über ihr Topmodel-Format in den Medien kursieren, geäußert. „Bei GNTM ist alles echt“, sagte sie damals mit ernstem Blick und beteuerte, wirklich nur das Beste für ihre Meeedchen zu wollen.
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Tatsächlich überrascht die Model-Mama in Folge zehn mit Fürsorge in Form einer kleinen Lektion in Sachen Internet-Hate. Ex-GNTM-Siegerin Alex Mariah Peter darf über ihre Erfahrungen mit Body Shaming nach der Show auspacken. Und die diesjährigen Kandidatinnen werden damit konfrontiert, was sich ihre Vorgängerinnen in den letzten Staffeln so alles an Beleidigungen und Obszönitäten bei Instagram und Co. anhören mussten. Gemessen an den entsetzten Gesichtern dürfte der einen oder anderen Kandidatin spätestens jetzt aufgegangen sein, auf WAS sie sich da eingelassen hat.
„Man darf halt nie vergessen, dass es Leute sind, die zu Hause sitzen und mit sich selbst super unzufrieden sind. Und deren Selbstwertgefühl sich nur dadurch steigert, dich runterzumachen“, beschreibt Olivia die Menschen, die Hass im Netz verbreiten, sehr treffend.
Im Video: Ashley Graham liebt ihre Kurven!
Ashley Graham erklärt bei GNTM mal eben die Modewelt
Was ist das Gegenteil von Body Shaming? Ashley Graham! Das Curvy-Model ist in GNTM-Folge zehn Gast-Jurorin beim Entscheidungswalk. Dabei müssen Heidis Meeedchen als Roy-Liechtenstein-Comicfiguren laufen und spontan Emotionen, die auf Sprechblasen gedruckt sind, darstellen. Während sie versuchen, „Crazy in love“ oder „Oops, my fault!“ auf dem Niveau von „Ich kann meinen Namen tanzen“-Waldorf-Schülern mimisch darzustellen, haut Ashley Graham neben viel Model-Kernkompetenz auch noch ganz nebenbei einen Satz raus, der auf vielen Ebenen sehr viel Schönes – und Schreckliches – hat:
„Es ist schwer, ein Curvy Model zu sein. Wir werden anders angesehen. Zum Beispiel, wenn es um den passenden Körper, die Persönlichkeit oder die Haare geht. Alles muss stimmen. Bei schlankeren Models ist das anders. Sie können auch mal wie ein Alien oder wie ein Pferd aussehen und es ist gefragt.“ Die Fashion-Industrie auf den Punkt gebracht. Übrigens hat Heidi in der 18. GNTM-Staffel nur noch EIN Curvy Model im Rennen: Vivien. Ich lasse das mal unkommentiert hier und gehe für diese Woche ab. Meine Alexander McQueen-Handtasche schwenkend.
Oops, my fault (bitte hier SEHR erschrecktes Gesicht mit WEIT aufgerissenen Augen vorstellen!), fast vergessen zu erwähnen: Anya ist raus. Und so konsequent sich keines der anderen Meeedchen bei guten Challenges mit ihr gefreut hat, genauso konsequent ist nun auch niemand wirklich traurig, dass sie geht. Für alle, die bleiben dürfen, heißt es nächste Woche: Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin! Ich lösche jetzt mal ein paar Fotos bei Instagram und mache bis zur nächsten GNTM-Folge einen großen Bogen um den Drogeriemarkt.