Schluss mit verstaubten Regeln
Gibt's das bald auch bei uns? Briten-Airline bricht mit Uralt-Tradition

Männer tragen Anzug und Frauen ein Kostüm, bestehend aus Rock und Blazer – nicht zu vergessen: natürlich auch Pumps. So werden Airline-Crews klassischerweise dargestellt. Und das ist wohl auch das Bild, das die meisten im Kopf haben, wenn sie sich die Besatzung eines Fluges vorstellen. Sie nicht auch?
Doch eine Airline bricht jetzt mit diesem Rollenbild und führt genderneutrale Uniformen ein. Sprich: Jeder darf tragen, was er will. Männer die „Frauen“-Variante und Frauen die „Männer“-Variante. Schluss mit verstaubten Ansichten heißt es also jetzt in Großbritannien. Bald auch bei uns?
Virgin Atlantic: Die inklusivste Airline der Welt
Warum mit dem Strom schwimmen, wenn man auch gegen ihn schwimmen und dadurch ein wichtiges Zeichen setzen kann? Das hat sich wohl auch die britische Airline „Virgin Atlantic“ gedacht und einen mutigen Schritt im sonst so klassischen Airline-Universum gewagt.
Während bei den meisten Airlines noch das fast schon verstaubte Rollenbild vorherrscht und Mitarbeiterinnen in der Öffentlichkeit meist in Rock, hohen Schuhen und mit Lippenstift dargestellt werden, während Männer einen Hosenanzug tragen, ist bei Virgin Atlantic jetzt Schluss damit. „Als die inklusivste Fluggesellschaft am Himmel wird Virgin Atlantic ihren Mitarbeitern einen fließenden Übergang zu ihren roten und burgunderroten Uniformen bieten.“
Das heißt: Unabhängig vom biologischen Geschlecht darf jeder Mitarbeiter ab sofort selbst entscheiden, in welcher Uniform, designt von Fashion-Ikone Vivienne Westwood, gearbeitet wird. In der knallroten „Frauen“-Uniform oder doch lieber in der burgunderfarbenen „Herren“-Variante? Ganz egal, Hauptsache die Mitarbeiter fühlen sich wohl in ihrer Haut. Und so trägt im Kampagnen-Video ein LGBTQ+-Flugbegleiter eben auch eine Uniform mit Rock.
Mutiger Schritt: Bald auch bei deutschen Airlines?

Zwar haben weibliche Crewmitglieder deutscher Airlines heutzutage in der Regel die Möglichkeit, statt eines Rockes eine Hose zu tragen, doch die Grenzen zwischen weiblicher und männlicher Uniform sind nach wie vor strikt getrennt. Ein Mann im Rock? Undenkbar! Oder etwa nicht? Ist es denkbar, dass auch deutsche Airlines einen derartigen Schritt gehen und die klassischen Uniform-Regeln bald der Vergangenheit angehören? Nein, wohl eher nicht, wie verschiedene deutsche Airlines auf RTL-Nachfrage erklärten.
So sagt eine Sprecherin von Condor: „Condor überarbeitet aktuell ihre Uniform-Richtlinien, geschlechtsneutrale Veränderungen sind jedoch derzeit nicht geplant. Für weibliche und männliche Crewmitglieder gibt es unterschiedliche Uniformteile, die kombiniert werden dürfen. Das wird auch weiterhin so bleiben.“
Und auch bei der größten deutschen Airline, der Lufthansa, sieht es ähnlich aus: „Bei Lufthansa existiert kein solcher Plan, zumal eine Vielzahl von Kombinationsmöglichkeiten der Uniform bestehen“, wie ein Pressesprecher mitteilt.
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Geteilte Meinungen: Nicht jedem gefällt die Idee
Die doch eher klassische Sichtweise scheint sich nicht nur bei deutschen Airlines zu halten. Auch im Internet plädieren zahlreiche Social Media-Nutzer für ein Beibehalten der alten Normen. „Es wird doch immer blöder“, sagt eine Facebook-Userin auf unsere Frage hin, ob man sich eine derartige Neuerung auch bei deutschen Airlines vorstellen könne. Ein anderer Nutzer pflichtet ihr bei: „So ein Quatsch.“
Während die Idee einer genderneutralen Uniform in Deutschland also eher weniger Anklang zu finden scheint, gibt es für Virgin Atlantic zahlreichen Applaus. So kommentiert ein Instagram-Nutzer: „Virgin Atlantic ist wieder einmal führend. Ich freue mich, das zu sehen.“ Ein weiterer schreibt: „Führend in der Branche, wenn es um die Förderung von Vielfalt und Integration geht.“
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Doch wer weiß, wenn sich das Vorgehen von Virgin Atlantic erst einmal bewiesen hat, ziehen vielleicht auch deutsche Airlines nach und machen den Himmel ebenfalls ein wenig facettenreicher. Denn leben wir nicht in einer Zeit, in der jeder das verkörpern dürfen sollte, was er im Inneren fühlt? Und letztlich ist es doch auch ganz egal, ob Rock oder Hose: Denn Flugbegleiter sind in erster Linie für die Sicherheit da!