Ein heftiger Schlag ins Gesicht verändert sein LebenSchwerbehindertes Gewaltopfer Christoph Rickels kämpft gegen seinen Ex-Anwalt

Christoph Rickels
Christoph Rickels blickt hoffnungsvoll in die Zukunft.
RTL Nord

2007 wird der damals 20-jährige Christoph Rickels vor einer Auricher Disco niedergeschlagen und erleidet schwerste Kopfverletzungen. Er hat eine sechsfache Hirnblutung und liegt monatelang im Koma. Als er wieder aufwacht, ist er halbseitig gelähmt – sein Gehirn trägt schwere Schäden davon. Er erkennt seine Mutter nicht wieder, muss das Laufen und Sprechen neu lernen und liegt als 20-Jähriger mit Windeln im Bett. Der Angreifer wird nur zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, denn er habe die schweren Folgen nicht absehen können, so das Gericht. 200.000 Euro Schmerzensgeld soll Christoph Rickels trotzdem bekommen. Das Geld hat er aber bis heute nicht gesehen – weil sein Anwalt ihn nicht ausreichend verteidigt haben soll. Deshalb streitet er mit seinem ehemaligen Anwalt jetzt um das Schmerzensgeld.

Anwalt gegen Anwalt

Christoph Rickels
Christoph Rickels mit seinem neuen Anwalt im Gerichtssaal.
RTL Nord

„It‘s the final Countdown“ singt Christoph Rickels und strahlt, als er aus seinem Auto vor dem Oberlandesgericht in Oldenburg steigt. Die Hoffnung, dass es am Donnerstag schon zu einem Urteil kommt, wird dem 34-Jährigen aber schnell genommen. Mit einer Entscheidung möchte sich Christoph Rickels endlich freikämpfen. Seit 14 Jahren kämpft er bereits um Schmerzensgeld, jetzt geht es sogar gegen seinen ehemaligen Anwalt. Die Haftpflichtversicherung des insolventen Täters will das Schmerzensgeld nicht zahlen, denn sie unterstellt dem Täter, er sei sich sehr wohl der Tragweite seines Faustschlags bewusst gewesen. Theoretisch hätte der Anwalt von Rickels danach selbstjuristisch gegen die Versicherung vorgehen können. Das Risiko sei ihm aber zu groß gewesen, wie der ehemalige Anwalt sagt. Der jetzige Anwalt von Christoph Rickels sieht darin eine Pflichtverletzung des Kollegen.

Der Auslöser war ein Flirt

An den Vorfall selbst hat Christoph Rickels keine Erinnerungen mehr, die Ereignisse lassen sich aber zum größten Teil rekonstruieren. „Ich habe dort in der Disco wohl ein Mädchen getroffen, mit der ich gelegentlich im Internet geschrieben habe und habe mit ihr etwas getrunken“, erzählt er vor einem Jahr im RTL-Interview. „Sie hatte einen Freund und der war wohl sauer und eifersüchtig“, ergänzt er. Es kommt zum Schlag ins Gesicht vor dem Club.Der Täter trifft ihn so unglücklich am Kinn, dass Rickels bewusstlos und sehr unglücklich mit dem Kopf auf den Steinboden knallt. Seine Geschichte hat Christoph Rickels auch in einem Buch zusammengefasst. Mittlerweile macht er sich auch als Botschafter gegen Gewalt stark.

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Entscheidung vertagt

Der Streitwert im aktuellen Prozess liegt bei 230.000 Euro. Als das Video der Überwachungskamera vor dem Klub in Aurich noch einmal vorgespielt wird, gesteht die Richterin: „Wenn man das sieht, macht es einen schon betroffen“. „Ich bin einfach ausgelaugt“, sagt Rickels. „Ich gebe nicht auf, ich habe noch nie aufgegeben, aber ich habe keine Lust mehr.“ Am 2. Dezember soll der Prozess fortgesetzt werden. Christoph Rickels hofft, dann endlich mit seiner traurigen Vergangenheit und den bleibenden Schäden abschließen und in die Zukunft schauen zu können. (cta)