Getöteter Austauschschüler in den USA: Das letzte Foto von Diren (17)

Der Vater des in Montana getöteten Gastschülers Diren hat die Waffengesetze in den USA scharf kritisiert. "Amerika kann hier nicht weiterhin Cowboy spielen", sagte der 46-Jährige. Er habe sich keine Gedanken darüber gemacht, "dass hier jeder jemanden erschießen kann, nur weil er in seinen Garten gekommen ist". Andernfalls hätte er seinem Sohn den Schüleraustausch keinesfalls erlaubt. "Er soll die gerechte Strafe bekommen."

Dieses Foto zeigt Diren in der Garage kurz bevor er erschossen wird.
Dieses Foto zeigt Diren in der Garage kurz bevor er erschossen wird.
ABC Fox Montana

Der US-Sender ABC Fox Montana veröffentlichte indes ein Foto aus der Überwachungskamera in der Garage. Auf diesem Bild ist Diren mit einer Taschenlampe zu sehen – kurz bevor der 17-Jährige erschossen wird.

Er sei am Anfang dagegen gewesen, dass sein Sohn in die USA geht, sagte sein Vater. "Ich weiß, dass es in Amerika gefährlich ist - nicht überall, aber in den Großstädten." Er kehrt am Freitag mit der Leiche seines Sohnes nach Hamburg zurück. "Da erwartet mich das Schlimmste", sagte der 46-Jährige. "Verwandte, Nachbarn, Kollegen - alle sind im Schock. So einem Jungen durfte so etwas nicht passieren. "

Trauermarsch für Diren

Die türkische Gemeinde in Hamburg hat zu einem Trauermarsch aufgerufen. Der Marsch soll am Freitagnachmittag um 16 Uhr in Hamburg-Altona starten und vor dem amerikanischen Generalkonsulat enden. Zudem ist eine Trauerfeier für Sonntagnachmittag in der Moschee am Nobistor geplant. "Jeder ist eingeladen, jeder wird dort mit offenem Herzen als Gast empfangen", sagte der Vater. Diren soll in Bodrum im Südwesten der Türkei beerdigt werden. Wann dort die Trauerfeier stattfindet, ist noch nicht bekannt.

Am Mittwochabend hatten Freunde von Diren und sein Hamburger Fußballverein mit einem emotionalen Benefizspiel Abschied genommen. Rund 1.000 Zuschauer kamen im Stadtteil Altona zusammen, um des 17-Jährigen zu gedenken, darunter seine Mutter und seine beiden Schwestern. Viele Gäste trugen T-Shirts mit einem Foto von Diren, zahlreiche Plakate und Bilder erinnerten an den Hobbyfußballer. Am Spielfeldrand hing ein Banner mit der Aufschrift "Unser Bruder stirbt und Amerika schaut zu". Einige Besucher legten weinend Rosen nieder. In Direns Gymnasium soll es zudem am Montag eine Schweigeminute geben.

Unterdessen sagte eine deutsche Konsularbeamtin der Lokalzeitung 'Ravalli Republic', Deutschland bemühe sich um Gerechtigkeit für den Tod des Jungen. Deutsche Diplomaten hätten mit dem zuständigen Staatsanwalt gesprochen. Auch die Hamburger Staatsanwaltschaft will ein Ermittlungsverfahren einleiten. Man habe die erforderlichen Unterlagen von den zuständigen amerikanischen Behörden angefordert, sagte Sprecherin Nana Frombach. Hintergrund ist Paragraf 7 des Strafgesetzbuchs. Darin heißt es, dass das deutsche Strafrecht für Taten gilt, die im Ausland gegen einen Deutschen begangen werden. Diren war in der Stadt Missoula getötet worden.

Der Jugendliche, der im August für ein Jahr in die USA gekommen war und eine High School besuchte, soll in der Nacht in die Garage gegangen sein, in der die Schüsse fielen. Der 29 Jahre alte Hausbesitzer fühlte sich seinem Anwalt zufolge bedroht und schoss auf den Teenager. Dieser wurde am Kopf und am Arm getroffen und starb im Krankenhaus. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 29-Jährigen vorsätzliche Tötung vor. Zwar räumt der Staat Montana für die Verteidigung des eigenen Hauses das bewaffnete Recht auf Notwehr ein. Laut Anklageschrift stellte der Mann aber potenziellen Dieben eine Falle. Die Partnerin des Schützen habe als eine Art Köder eine Handtasche mit persönlichen Gegenständen in die Garage gelegt. Trotz der Einbrüche der vergangenen Wochen ließen die beiden das Garagentor offen stehen.

Einer Zeugin zufolge soll der Mann seit Nächten darauf gewartet haben, jemanden zu fassen und zu erschießen. Das Gericht setzte ihn gegen Zahlung einer Kaution von 30.000 Dollar (21.000 Euro) vorerst auf freien Fuß. Nach Angaben seines Anwalts erhält der Todesschütze Morddrohungen. Der 29-Jährige und seine Partnerin hätten hasserfüllte anonyme Anrufe und Facebook-Nachrichten bekommen, sagte der Strafverteidiger Paul Ryan. "Es ist eine sehr problematische Situation für sie. Sie verlassen ihr Haus nicht mehr. Sie machen sich Sorgen um ihr kleines Kind."

Direns Vater bereitet sich indes auf weitere bewegende Tage in Hamburg vor. "Da erwartet mich das Schlimmste", sagte der 46-Jährige. "Verwandte, Nachbarn, Kollegen - alle sind im Schock. So einem Jungen durfte so etwas nicht passieren." In Hamburg und anschließend im türkischen Bodrum sollen Angehörige, Freunde und Bekannte bei muslimischen Trauerfeiern von dem Jugendlichen Abschied nehmen.