Fußballdeutschland feiert die EM-Heldinnen

DANKE für ein geiles Turnier

Wieder ist Wembley ein Schicksalsort der Deutschen: 56 Jahre nach dem umstrittenen WM-Sieg der Engländer daheim gegen Deutschland gibt’s das (aus deutscher Sicht) bittere Deja-vu. Nach 120 wilden, intensiven, höchst spannenden Minuten besiegen die Lionesses die DFB-Frauen im EM-Finale mit 2:1. Was für ein Drama! Und trotzdem: Unsere DFB-Frauen können stolz auf sich sein, sie haben in kurzer Zeit das Herz von Fußballdeutschland erobert. DANKE, liebe DFB-Heldinnen für ein geiles Turnier – mehr im Video.

Nach dem Abpfiff: „Es tut einfach schweineweh"

UEFA WOMENS EURO ENGLAND 2022: Finale England - Deutschland 31.07.2022 Alexandra Popp Deutschland, 11 umarmt die weinende Marina Hegering Deutschland, 5 UEFA WOMENS EURO ENGLAND 2022: Finale England - Deutschland Wembley Stadium, London, 31.07.2022 *** UEFA WOMENS EURO ENGLAND 2022 Final England Germany 31 07 2022 Alexandra Popp Germany, 11 hugs crying Marina Hegering Germany, 5 UEFA WOMENS EURO ENGLAND 2022 Final England Germany Wembley Stadium, London, 31 07 2022 Copyright: xBEAUTIFULxSPORTS/Wunderlx
Alexandra Popp tröstet Marina Hegering.
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„Es tut einfach schweineweh, so kurz vor Schluss das 1:2 zu bekommen“, sagte Svenja Huth als eine der ersten Deutschen nach dem Abpfiff in Wembley. Was für Szenen im legendären Tempel! Die deutschen Frauen am Boden, leere Blicke. Eine Mischung aus Enttäuschung (über die Pleite), aus Frust (über vergebene Chancen) und Wut (über das Zeitspiel der Engländerinnen am Ende). Auf der anderen ausgelassen feiernde Löwinnen. „Sweet Caroline“ – im Duett mit den Fans.

Lese-Tipp: England-Star bricht königliches Protokoll

Eine ganze Nation ist erlöst. 56 Jahre nach dem umstrittenen Treffer von Geoff Hurst, 56 Jahre nach dem Triumph bei der Heim-WM kehrt der Fußball nach Hause. Wie sie auf der Insel sagen. Die Lionesses haben eine ganze Nation hinter sich gebracht, eine unfassbare Euphorie ausgelöst. In der wurde sogar ein royaler Skandal klaglos akzeptiert! Kapitänin Leah Williamson umarmte bei der Siegerehrung Prinz William. Damit bricht sie das königliche Protokoll, denn William ist der zukünftige König von England – und der darf NIEMALS umarmt werden.

Lese-Tipp: Die Stimmen zur Final-Niederlage der DFB-Frauen

Eine Parallele zu Deutschland: Auch das DFB-Team hat eine ganze Nation hinter sich gebracht. Das Finale am Sonntagabend war ein Straßenfeger. Endlich bekam der Frauenfußball mal die Aufmerksamkeit, die er verdient. Drama eben inklusive. Und so weinte ein ganzes Land mit der Mannschaft von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg.

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DFB-Frauen bis 5 Uhr an der Hotelbar

Nachdem die Tränen getrocknet wurden, überwog dann doch die Freude über ein gelungenes Turnier. Bis 5 Uhr sollen die DFB-Frauen an der Hotelbar gefeiert haben. Eine kleine Party zur „Vize-EM“. Und auch in der Heimat sollen unsere Heldinnen gebührend gewürdigt werden. Das Motto: das Finale zwar verloren, aber die Sympathien schon vorher gewonnen. Deswegen gibt es einen ausgelassenen Empfang mit Tausenden Fans auf dem Frankfurter Römer.

So tragisch lief das EM-Finale

Soccer Football - Women's Euro 2022 - Final - England v Germany - Wembley Stadium, London, Britain - July 31, 2022 England's Chloe Kelly celebrates scoring their second goal REUTERS/Peter Cziborra
Chloe Kelly traf mitten ins deutsche Herz.
DY, REUTERS, PETER CZIBORRA

Es war ein aus deutscher Sicht fast schon tragischer Abend. Und er begann wenige Minuten vor dem Anpfiff. Da sickerte die Meldung durch, dass Starstürmerin Alexandra Popp wegen muskulärer Probleme nicht mitwirken konnte. Ausgerechnet Poppi! Die 31-Jährige war zur große Heldin dieser Mannschaft geworden. Nach einem jahrenlangen Verletzungsmarathon und einer Corona-Infektion kurz vor dem Turnier hatte sie sich von allen Sorgen befreit. Und wie! Sechs Tore in fünf Spielen. Deutschland verliebte sich in das „Biest“ Poppi. Auf dem Feld und abseits davon.

Und wie sie mitleidete. Tränen am Rand, Eskalation nach dem 1:1 durch Lina Magull. Poppi war die Anführerin. Und Magull am Sonntagabend jene, die Deutschland die Hoffnung schenkte. Nicht nur wegen ihres Treffers. Sie war die beste Spielerin ihres Teams. Immer anspielbar, immer sehr gefährlich im Abschluss und unfassbar ballsicher. Hätte sie in der Verlängerung noch mitwirken können, vielleicht wäre der Abend in Wembley ganz anders verlaufen. Aber auch sie musste raus, auch sie war angeschlagen. Wie bitter.

Lese-Tipp: Gegentor in der 111. Minute! Deutschland verliert EM-Drama gegen England

Magull und Popp sind die herausragenden Persönlichkeiten dieses Abends. Aber es gibt noch so viele andere Geschichten zu erzählen. Die der Innenverteidigerinnen Marina Hegering und Kathrin Hendrich etwa. So stark war die Beiden im Turnier und dann unterlief ihn beim 0:1 der kapitale Fehler, als sie das Zentrum für Ella Toone öffenten, die mit einem Weltklasse-Heber abschloss. Merle Frohms war chancenlos. Wie auch beim Knockout-Treffer. Nach einer Ecke blockte Chloe Kelly im Fünfmeterraum sich und dem Ball rustikal den Weg frei. Frohms sah die Kugel halt nicht kommen und konnte nur abtropfen lassen. Mit der Pike stocherte Kelly den Ball dann irgendwie über die Linie. Ekstase pur bei England, Frust auf Seite der Deutschen. So brutal ist Fußball! (tno)