46 Jahre Ehe

Experten-Tipps einer Therapeutin zur ewigen Liebe: Sie berichtet aus eigener Erfahrung

ILLUSTRATION - Eine älteres Ehepaar hält am 28.05.2012 in einem Garten in Hamburg Händchen.
Altes Paar hält Händchen
von Christina Klein

"Disney hat mir eine falsche Vorstellung von Liebe vermittelt" – das ist ein beliebter Social Media Spruch, der viel Wahres in sich trägt. Das Rezept für die die ewige Liebe beinhaltet nämlich keinen Prinzen/Prinzessin, sondern eine gute Portion Realismus.

Therapeutin packt in "Psychology Today" Liebes-Geheimnisse aus

Viele Menschen wünschen sich, die ewige Liebe zu finden, die Partnerschaft für das ganze Leben. Doch die ewige Liebe ist nicht nur schwer zu finden, sie ist vor allem auch schwer zu halten. Erst recht in Zeiten des Online-Datings, wo Bekanntschaften ähnlich oft gewechselt werden wie Socken.

Die Professorin für Psychologie und Therapeutin Kathy McCoy hat bei "Psychology Today" ihre Geheimnisse für die ewige Liebe verraten. In ihrem Bericht über die ewige Liebe erzählt McCoy von einer Situation am Vorabend ihrer Hochzeit, in der ihr eine Freundin einen Brief übergab. Die Verfasserin riet McCoy, neben Wünschen für gemeinsames Wachstum und Glück, "(...) dass eine Ehe Zeiten der Einsamkeit, der Depression oder anderer typisch menschlicher Probleme nicht ausschließt". Nach 46 Jahren Ehe bezeichnet McCoy diesen Hinweis rückblickend für einen der wichtigsten, den sie jemals zum Thema Liebe bekommen habe. Wenn man sich eine Beziehung für ein ganzes Leben wünscht, muss man stetig an sich und an der Beziehung arbeiten. Nach fast einem halben Jahrhundert Ehe und viel beruflicher Expertise auf diesem Gebiet rät sie zu folgenden Verhaltensweisen.

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Therapeutin McCoy berichtet aus eigener Erfahrung - ihre Geheimnisse aus 46 Jahren Ehe

Realistische Erwartungen
Zu hohe Erwartungen an den Partner bergen zugleich auch eine Menge Potenzial enttäuscht zu werden. McCoy selbst sagt, dass eine Beziehung immer eine Achterbahnfahrt ist, in der es gute und schlechte Zeiten gibt. Viele Ehen scheitern an einer märchenhaften Vorstellung und wenn diese Erwartungen nicht eintreffen, so geben die Eheleute oft zu schnell auf. Außerdem darf man nie vergessen, dass jeder Partner in erster Linie für sein eigenes Glück verantwortlich ist. Man darf den anderen nicht in die Pflicht nehmen, der Retter oder Allheilbringer zu sein.

Eine Beziehung muss ein sicherer Ort sein
In einer Beziehung ist es wichtig, dass man so sein kann, wie man ist. Das bedeutet aber nicht, dass ein Paar immer einer Meinung sein muss. Auch Streit und Reibereien gehören zu einer ewigen Liebe dazu. Wichtig ist nur, dass man bei Streitereien nicht unter die Gürtellinie geht. McCoy rät: "Sicherheit in einer Beziehung zu schaffen bedeutet, dass man verdrängte Wut, ätzende Bemerkungen, unnötige Kritik oder verletzende Drohungen vermeidet. Es bedeutet gute Kommunikation, auch in der Hitze des Konflikts – es ist harte Arbeit, sich auch in Konflikten sicher, transparent, respektiert und authentisch fühlen und geben zu können."

Positives Denken
In jeder längeren Beziehung wird es Momente geben, in denen man einfach nur genervt ist von seinem Partner. Vielleicht ist er oder sie unordentlicher geworden oder es wiederholen sich immer die gleichen, bereits kritisierten Verhaltensweisen. Ja, das kann einen wahnsinnig machen, aber wie wäre es denn, wenn man das Ganze mal andersherum betrachtet? Diese Sichtweise gibt die Therapeutin mit auf den Weg: Ja, er ist sehr unordentlich, dafür hat er aber einen tollen Sinn für Humor, ist fürsorglich und liebevoll. Das Fixieren auf die negativen Eigenschaften zieht einen selbst runter. Natürlich muss man abwägen, wie elementar das Negative ist, wenn man damit jedoch leben kann, einfach drüber hinwegsehen und das Gute sehen. McCoy rät dazu, zu verzeihen und sich zurückzubesinnen auf das, was die Beziehung zu etwas Besonderem macht.

In jeder Beziehung gibt es Krisen
Der Weg zu ewiger Liebe führt oftmals an vielen Krisen vorbei. Kaum eine Liebe geht nicht durch das ein oder andere Tal. "Keine Ehe ist immun gegen Krisen: finanzielle Probleme, Verlust geliebter Menschen, Entlassungen vom Arbeitsplatz oder Probleme mit Kindern. Eine Krise kann ein Paar auseinanderreißen – oder einander näher bringen, wenn sie sich dafür entscheiden, das Problem gemeinsam als Team zu meistern", so die Therapeutin. Es ist eine Entscheidung, gemeinsam durch ein Tal zu gehen. Paare, die das schaffen, gehen oftmals gestärket aus der Krise.

Es sind die kleinen Dinge im Leben
Es müssen nicht immer die großen Geschenke und Urlaube sein, die die Wertschätzung der Beziehung zum Ausdruck bringen. Ganz im Gegenteil, die kleinen Freuden des Alltags bringen viel mehr für die ewige Liebe. Der Tipp der Expertin: "Notieren Sie sich, was Ihrem Partner Freude bereitet, und überraschen Sie ihn oder sie mit einer Geste der Zuneigung – einem besonderen Geschenk, einer Notiz, einer herzlichen Umarmung – dies kann viel dazu beitragen, Ihre Liebe am Leben zu erhalten."

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Gemeinsam lachen und glücklich sein für die ewige Liebe

Lachen verbindet
Optik vergeht, aber der Humor bleibt ein Leben lang. Wenn man mit seinem Partner lachen kann und Spaß hat, ist das die halbe Miete und ein Zeichen dafür, dass die Liebe für die Ewigkeit geschaffen sein könnte. Egal, ob gemeinsame TV-Sendungen, Stand-up Comedy Veranstaltungen, das kleine Necken im Alltag oder gewaltige Wortwitze, Humor verbindet.

Füreinander da sein
Der Partner sollte im besten Fall der beste Freund, die Liebe des Lebens und der Partner in Crime sein. Dauerhafte Liebe bedeutet, dass man füreinander da ist, zuhört und die Schulter zum Anlehnen für den anderen darstellt, so gut man eben kann. Auch mal Dinge tun, wie der langweilige Besuch bei Verwandten, die nur dem Partner wichtig sind und auch Kompromisse einzugehen gehört dazu. Wichtig ist aber auch, dass man seine Gefühle mit dem anderen teilt. Hat man Angst, Bedenken oder ähnliches, so sollte man das seinem Partner sagen können.

Man braucht Luft zum Atmen und Raum zum Wachsen
Auch eine Partnerschaft besteht aus zwei Individuen, die sich selbst entwickeln müssen. Nur weil man in einer Beziehung ist, heißt das nicht, dass man nun als Symbiose stagniert. Die Therapeutin rät: "Manche Ehepartner wehren sich gegen Veränderung und Wachstum, weil sie befürchten, dass der Partner sich weg entwickeln könnte. (...) Allerdings stellen immer mehr Paare fest, dass sie sich aufs Neue verlieben, wenn sie einander zu Wachstum und positiven Veränderungen in allen Phasen ihres gemeinsamen Lebens anfeuern."

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Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst bei Stern.de