Freispruch für Afghanen

Sind sechs Messerstiche wirklich Notwehr?

Mutter des toten José M. kündigt Revision an

Der 18-jährige Seyed M. ist frei, obwohl er den 20 Jahre alten José M. bei einem Streit im nordrhein-westfälischen Ochtrup mit einem Küchenmesser getötet hat. Notwehr - das entschied die Jugendstrafkammer des Landgerichts Münster. Für die Mutter des Opfers ist das völlig unverständlich, schließlich war der Afghane bewaffnet und versetzte ihrem Sohn sechs Stiche. Warum das Gericht dennoch auf Notwehr entschied - in unserem Video!

"Er hatte ein Küchenmesser dabei und wusste, was er tat"

Maria M., die Mutter des Getöteten, kann das Urteil nicht verstehen und will deshalb in Revision gehen. "Es muss einfach Recht gesprochen werden. Wie kann ein Mörder freikommen?", fragt sie sich. "Das ist lächerlich", findet sie. "Er hatte ein Küchenmesser dabei und wusste, was er tat."

"In dieser Lage durfte er sich mit Messerstichen wehren"

Seyed M. , Rechtsanwalt Stephan Kreuels.
Der freigesprochene Seyed M. 7links) mit seinem Verteidiger Stephan Kreuels.

Für Strafverteidiger Stephan Kreuels ist der Richterspruch korrekt: "Es war Notwehr, weil der Geschädigte meinen Mandanten in den Schwitzkasten genommen und gewürgt hat. In dieser Lage durfte er sich mit Messerstichen wehren", sagt er.

Seyed M. hatte zugegeben, mit einer Flasche erst auf Josés Kopf geschlagen und dann mehrmals mit einem Brotmesser auf ihn eingestochen zu haben. Der 18-Jährige soll von José zuvor mit Faustschlägen attackiert worden sein. Daraufhin habe sich Seyed mit einer Flasche zur Wehr gesetzt. Weil José nicht aufgehört und ihn in den Schwitzkasten genommen habe, habe Seyed zugestochen.

Anzeige:

Empfehlungen unserer Partner

Klärendes Gespräch endet tödlich

Der 20 Jahre alte José M. engagierte sich in Ochtrup als freiwilliger Flüchtlingshelfer in seinem Heimatdorf. Den Asylbewerber aus Afghanistan lernte er dort auf einer Party kennen. Er erfuhr, dass der 18-Jährige eine Freundin Josés monatelang gestalkt hatte. Mehrfach kam es deswegen zwischen den beiden zu körperlichen Auseinandersetzungen.

Am besagten Pfingstmontag sollte dann wohl ein klärendes Gespräch zwischen Seyed und José stattfinden – doch stattdessen kam es im Ochtruper Stadtpark zu einer Prügelei mit tödlichem Ausgang. Die Staatsanwältin hatte drei Jahre Haft wegen Totschlags gefordert.