Tod der Mutter monatelang verschwiegen
Oliver H. präpariert Leiche seiner Mutter mit Plastikfolie und Katzenstreu - 20.000 Euro kassiert
von Constanze Rotzsch
Gruseliger Prozess am Amtsgericht Freiberg (Sachsen): Auf der Anklagebank saß der 55-jährige Oliver H. Als seine 77-jährige Mutter Erika H. verstarb, präparierte er ihre Leiche und hielt ihren Tod geheim. Eine Freundin meldete die verschollene Frau schließlich als vermisst. Nun musste sich der Mann aus Freiberg wegen Betruges in drei Fällenvor Gericht verantworten. Anfang März fiel das Urteil gegen einen Mann aus Freiberg am Amtsgericht Freiberg.
77-Jährige soll ihren Sohn finanziert haben
Gudrun K. war eine gute Freundin von Erika H. und berichtet im RTL-Gespräch, dass die 77-jährige seit Jahren mit ihrem Sohn in einer gemeinsamen Wohnung gelebt hat. Die Seniorin soll mit ihrer Rente und anderen Zuschlägen von insgesamt über 2.000 Euro monatlich für die Finanzen zuständig gewesen sein. Ihr 55-jähriger Sohn war jahrelang arbeitslos.
Als Gudrun plötzlich nichts mehr von ihrer Freundin hörte, wurde sie skeptisch: „Wir waren seit Jahren befreundet, hatten regelmäßig Kontakt. Dass sie sich nicht meldet, war unglaublich.“
Kripo findet tote Rentnerin in Badewanne
Oliver H. erzählte allen, seine Mutter würde sich im Ausland aufhalten, wo es weder eine konkrete Adresse oder Telefonverbindung gäbe. Gudrun K. bekam Zweifel an der Geschichte und meldete ihre Freundin Mitte 2019 als vermisst.
Erst Monate später, im Januar 2020, meldete sich Oliver H. beim Kassenärztlichen Bereitschaftsdienst und führte einen Mitarbeiter zu seiner verstorbenen Mutter. Zu diesem Zeitpunkt lag sie in der Badewanne der gemeinsamen Wohnung. Die Kriminalpolizei nahm daraufhin die Ermittlungen auf.
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Verstörende Details kommen in Gerichtsverhandlung ans Licht
Den genauen Todeszeitpunkt konnten die Ermittler nicht herausfinden. Erika H. soll aber eines natürlichen Todes verstorben sein. Die Leiche hat der 55-Jährige mit einer Plastikfolie aus dem Baumarkt und Katzenstreu präpariert. Vermutlich hat Oliver H. seine Mutter daraufhin monatelang in der gemeinsamen Wohnung versteckt.
Vor Gericht musste er sich jetzt wegen Betruges verantworten. Denn die Rente und andere Vorsorgegelder flossen auch nach dem Tod seiner Mutter weiter, da er diesen nie gemeldet hat. Insgesamt soll er so über 20.000 Euro einkassiert haben.
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Urteil überrascht: Gericht spricht Oliver H. frei
Das Urteil des Amtsgerichts Anfang März war in Anbetracht der Vorgeschichte umso überraschender: Der 55-Jährige Oliver H. muss die Gelder, die er erhalten hat, zurückzahlen, wurde aber freigesprochen, weil man ihm kein strafbares Verhalten vorwerfen kann. Die Begründung: Es gebe keine gesetzliche Pflicht einen Toten bei der Rentenversicherung zu melden, so der Richter.
Die Staatsanwaltschaft hatte eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und zwei Monaten ohne Bewährung gefordert: „Die Hauptproblematik war ein rechtlicher Aspekt, der unterschiedlich bewertet wurde, dass ist sicherlich sehr streitbar. [...] Jetzt muss man im Nachgang prüfen, ob man einen Rechtsmittelweg geht und das noch mal in der Tiefe prüft.“
Gudrun K. kann das milde Urteil nicht nachvollziehen. Oliver H. wollte sich auf RTL-Anfrage nicht äußern.