Exklusive Forsa-Studie für RTL und ntv

AKW-Abschaltung ein Fehler - Mehrheit sieht Stromversorgung in Gefahr

14.10.2022, Bayern, Coburg: Gaszähler hängen an der Wand in einem Keller. Haushalte, die mit Gas heizen, müssen sich auf hohe Nachzahlungen durch die Anpassung der Betreiber im kommenden Jahr einstellen. Foto: Daniel Vogl/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Die Gaskosten steigen. Die Mehrheit der Forsa-Befragten achtet bewusst darauf, möglichst weniger zu heizen.
geo, dpa, Daniel Vogl

Die Heiz- und Energiekosten schnellen weiter in die Höhe und auch die verbleibenden drei Kernkraftwerke sollen im April des kommenden Jahres vom Netz gehen. Viele Menschen machen sich nun Sorgen über die Energiepolitik der Bundesrepublik. Das zeigt eine Forsa-Umfrage im Auftrag von RTL und ntv.

Stromversorgung nach AKW-Abschaltung gefährdet

ARCHIV - 12.10.2022, Baden-Württemberg, Neckarwestheim: Das Kernkraftwerk Neckarwestheim. Die verbleibenden drei deutschen Atomkraftwerke sollen maximal bis zum 15. April 2023 weiterlaufen können. Das hat Kanzler Olaf Scholz (SPD) entschieden. (zu dpa "Scholz spricht Machtwort: Drei AKW sollen länger laufen können") Foto: Bernd Weißbrod/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Kernkraftwerk Neckarwestheim. Ab April 2023 soll auch dieses Atiomkraftwerk vom Netz gehen.
bwe sei geo, dpa, Bernd Weißbrod

Mit 29 Prozent ist lediglich eine Minderheit davon überzeugt, dass die Stromversorgung in Deutschland auch im kommenden Jahr sichergestellt werden kann, wenn die drei Atomkraftwerke (Emsland, Isar, Neckarwestheim) im April abgeschaltet werden. Demnach glaubt die Mehrheit der Befragten (61 Prozent) sogar, dass eine Gefährdung der Stromversorgung eintritt, sobald die Abschaltung vollzogen wurde. Lediglich die Anhänger der Grünen gehen mit 74 Prozent mehrheitlich davon aus, dass die fortschreitende Energiewende problemlos vollzogen wird.

Ob die Bundesregierung die Energiekrise bewältigen wird, darüber sind sich die Umfrageteilnehmer uneinig. 41 Prozent sind überzeugt davon, 50 Prozent der Befragten glauben dagegen nicht an eine Bewältigung. Unterschiedlicher Auffassungen sind auch unter den Anhängern verschiedener Parteien deutlich. 80 beziehungsweise 81 Prozent der Anhänger von den Grünen und der SPD sind überzeugt, dass „ihre Parteien“ die Energiekrise lösen werden. Bei der FDP glauben das nur 53 Prozent.

Preisbremse für Heizöl mehrheitlich gefordert

 Die Heizölpreise werden im Augenblick von Boykottängsten und Kriegsbefürchtungen in die Höhe getrieben. Die Zapfpistole wird vom Tanklastwagen gehoben um den Öltank zu befüllen. Hörgering Bayern Deutschland *** The fuel oil prices are driven up at the moment by boycott fears and fears of war The pump nozzle is lifted from the tanker truck to fill the oil tank Hörgering Bavaria Germany Copyright: xRolfxPossx
Die Heizölpreise werden im Augenblick von Boykottängsten und Kriegsbefürchtungen in die Höhe getrieben. Viele Bürger würden eine Preisbremse begrüßen.
www.imago-images.de, IMAGO/Rolf Poss, IMAGO/Rolf Poss

Aufgrund gestiegener Energiepreise hat die Bundesregierung Gegenmaßnahmen angekündigt. Mittels einer Gas- und Strompreisbremse sollen die Preise gesetzlich begrenzt werden. Allerdings gilt die Begrenzung nicht für Heizöl. 69 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass eine solche Preisbeschränkung auch für Heizöl gelten sollte. Demgegenüber halten 20 Prozent eine solche Preisbremse nicht für sinnvoll.

Nach eigenen Angaben achte die große Mehrheit der Befragten (81 Prozent) aufgrund der Energiekrise und steigender Energiekosten deutlich bewusster darauf, möglichst weniger zu heizen. Lediglich 17 Prozent gaben an, an ihrem Heizverhalten nichts geändert zu haben. Zwischen den Einkommensklassen treten keine signifikanten Unterschiede auf.

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Gewinne besteuern, Entlastungen schaffen - die Mehrheit ist nicht davon überzeugt

Um die Strom- und Gaspreisbremse letztlich zu finanzieren, plant Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, die Gewinne von Energiekonzernen zu besteuern. Allerdings ist nur rund ein Viertel der befragten Bundesbürger davon überzeugt, dass Habeck diese Pläne auch umsetzen wird. 64 Prozent glauben daran. Unter den Anhängern der Grünen glaubt die knappe Mehrheit (58 Prozent), dass diese Pläne tatsächlich umsetzbar sind.

Mehrheit musste weder Schulden noch Kredite aufnehmen

ILLUSTRATION - Auf einem Kontoauszug ist am 03.12.2015 in Kempten (Bayern) das Wort «Dispositionskredit» rot markiert. Für ihre Guthaben erhalten die Sparer in Deutschland fast nichts, für Dispo-Kredite werden sie von vielen Banken immer noch kräftig zur Kasse gebeten. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa (zu dpa «Volks- und Raiffeisenbanken verteidigen hohe Überziehungszinsen» vom 05.12.2015) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Die Sorge vor Krediten und Schulden ist laut Umfrage weitestgehend kein Thema.
dpa, Karl-Josef Hildenbrand

Unterbrechungen der Lieferketten und die hohe Inflation wirken sich mittlerweile auch zunehmend spürbar auf die Bundesbürger aus. Allerdings gaben nur sieben Prozent der Befragten – die Bezieher geringerer und mittlerer Einkommen etwas häufiger als die Bezieher höherer Einkommen – an, dass sie aufgrund gestiegener Lebensmittel- und Lebenserhaltungskosten einen Kredit oder Schulden aufnehmen mussten. 93 Prozent mussten das (noch) nicht.

Derzeit scheint die Sorge davor, Schulden oder Kredite aufzunehmen unter den Bürgerinnen und Bürgern noch nicht allzu groß zu sein. 62 Prozent machen sich trotz gestiegener Lebenserhaltungskosten keine Sorgen. Demgegenüber stehen 27 Prozent der Befragten, die befürchten, sich zu verschulden oder einen Kredit aufnehmen zu müssen. (rdr, forsa)

Informationen zur Forsa-Umfrage:

Die Daten wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von RTL und ntv am 20. und 21. Oktobererhoben.

Datenbasis: 1003Befragte

Statistische Fehlertoleranz: +/- 3 Prozentpunkte.

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