Mit diesen Maßstäben hätte Vettel einen WM-Titel weniger!Warum die Alonso-Strafe von Anfang an ein Witz war

 ALONSO Fernando spa, Alpine F1 Team A522, portrait during the Formula 1 AWS Grand Prix du Canada 2022, 9th round of the 2022 FIA Formula One World Championship, WM, Weltmeisterschaft on the Circuit Gilles Villeneuve, from June 17 to 19, 2022 in Montreal, Canada - F1 - CANADIAN GRAND PRIX 2022 DPPI/Panoramic PUBLICATIONxNOTxINxFRAxITAxBEL _V2_5518
Fernando Alonso machte die FIA bereits auf ihre mögliche Fehlentscheidung aufmerksam, tatsächlich bekamen er und sein Alpine-Team in der Berufung Recht.
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von Ludwig Degmayr

Wo ist Michael Masi, wenn man ihn einmal braucht? Die Kritik an der Rennleitung um Niels Wittich nimmt seit dem Japan-GP weiter Fahrt auf und die – mittlerweile zurückgenommene – Bestrafung von Fernando Alonso beim Großen Preis der USA ist ein Sinnbild für die Inkonsistenz der Entscheidungen beim Automobil Weltverband FIA. Ein Beispiel zeigt, welchen folgenreichen Effekt die aktuellen Regeln hätten, würde man sie auf die Vergangenheit anwenden. Vor allem deutsche Fans können dahingehend durchschnaufen.

Vettels Titel 2012? Nach aktuellen Maßstäben futsch

Red Bull driver Sebastian Vettel, of Germany, steers his car ahead of Ferrari driver Felipe Massa, of Brazil, during the Formula One Brazilian Grand Prix at the Interlagos race track in Sao Paulo, Brazil, Sunday, Nov. 25, 2012. Vettel overcame a first-lap crash to clinch his third straight Formula One championship title on Sunday, finishing sixth in an incident-filled Brazilian Grand Prix won by Jenson Button under pouring rain. (AP Photo/Andre Penner)
Der Unterboden an der linken hinteren Fahrzeugseite war ordentlich beschädigt bei Vettel. Zum Vergleich: Bei Alonso war es "nur" der Spiegel, der fehlte.
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Sebastian Vettel etwa wäre ein direkt Leidtragender. Denn 2012 stünde der heute viermalige Weltmeister mit leeren Händen da bei der Titelentscheidung. Ein kurzer Rückblick für die Erinnerung: Während der Startphase beim Saisonfinale in Brasilien wird Vettel ausgerechnet von Lokalmatador Bruno Senna in einen Dreher geschickt. Vettel steht im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Rücken zur Wand, der Titel scheint verloren, Alonso als Champion festzustehen.

Mit einem auf der linken Seite völlig ramponierten Red Bull nimmt der Deutsche aber das Herz in die Hand und überholt das halbe Feld im Nu. Der einsetzende Regen hilft Vettel zusätzlich und am Ende reicht ein sechster Platz für den dritten Titel.

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Doch halt: Nach der Regelinterpretation hätte dieser Triumph annulliert werden müssen!

So wäre Alonso der Weltmeister 2012

Assen: DTM TT Circuit Assen 2021, (Photo by Hoch Zwei)
Nils Wittich ist seit dem Rennen in Austin alleiniger Rennleiter in der F1. Doch wie Michael Masi vor ihm tut er sich mit den Stewards schwer, ein klare Linie bei Strafen zu etablieren.
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Vettel fuhr mit einem auf der linken Seite komplett beschädigten Auto weiter. Wäre wie bei Alonso gehandelt worden, hätte es hierfür eine 30-sekündige Strafe geben müssen. Damit hätte es Vettel aus den Punkten gespült – und Alonso stünde heute als Weltmeister 2012 und dreifacher Champion in den Geschichtsbüchern.

Eine Story, die zeigt wie absurd aktuelle Regelwerk und seine Auslegung durch die Rennleitung ist. Zumal es ja auch anders laufen kann. Die orange-schwarze Flagge dient dazu, beschädigte Autos zu einer Reparatur an der Box aufzufordern. Diese Option ließen Wittich und Co. aber ungenutzt. Absolut verständlich also, dass Alpine sich wegen der Strafe ungerecht behandelt fühlte.
Altmeister Alonso hätte aber wohl sicher diese Regelauslegung in Kauf genommen, wenn ihm dafür der Titel 2012 zugespochen worden wäre. Ein Glück, dass die WM in diesem Jahr schon entschieden ist. Wer weiß, auf welche Ideen die Rennleitung in Abu Dhabi dieses Jahr kommen würde.