"Verrückt zu hören, was hier passiert"
Hamilton prangert Menschenrechtslage in Saudi-Arabien an

Formel-1-Superstar Lewis Hamilton hat vor dem umstrittenen Grand Prix von Saudi-Arabien seine Popularität genutzt und die desaströse Menschenrechts-Situation in dem Königreich angeprangert. „Es ist verrückt zu hören, was hier passiert. Mir wurde gesagt, dass ich einen Brief von einem 14-jährigen Jungen erhalten habe, der in den Todestrakt soll. Mit 14 Jahren! In dem Alter weiß man verdammt noch nicht mal, was man tut oder in Zukunft tun möchte“, sagte der siebenmalige Weltmeister in Dschidda, wo der Saudi-GP stattfindet.
Lewis Hamilton zeigt erneut Flagge
Schon im Vorjahr hatte Hamilton in Saudi-Arabien Flagge gezeigt. Auf seinem Helm war eine Regenbogenfahne lackiert, mit der er die LGBTQ+/Bewegung unterstützte, der in dem wahhabitisch-islamisch regierten Staat der Tod droht. „Meine Position hat sich seit dem vergangenen Jahr nicht verändert“, so Hamilton.
In Saudi-Arabien hatte es erst vor kurzem eine Massen-Hinrichtung gegeben. 81 Menschen wurden exekutiert, ihnen legte das Königreich Terrorismus zur Last. Der Wüstenstaat steht international zudem wegen seiner Verstrickung in den Krieg im Nachbarland Jemen in der Kritik. Seit Jahren bombardiert die saudische Luftwaffe Stellungen der jemenitischen Huthi-Rebellen. Die Opfer der Bomben: Oft ganz normale Jemeniten.
Am Rande des 1. Trainings zum diesjährigen Saudi-GP feuerten die Huthi eine Rakete auf eine Öl-Anlage nahe des Stadtkurses von Dschidda, das GP-Wochenende soll dennoch wie geplant stattfinden.
Formel-1-Star zum Dialog mit den Mächtigen bereit
„Wir Fahrer entscheiden nicht, wo wir fahren“, gab Hamilton zu bedenken: „Dennoch müssen wir unsere Reichweite nutzen, um für mehr Aufmerksamkeit zu sorgen. Selbst wenn es nur einen kleinen Unterschied macht, ist das besser als gar keiner. Aber am Ende müssen diejenigen, die die Macht haben, etwas verändern. Es gibt erste Schritte in die richtige Richtung – aber es muss definitiv mehr passieren.“
Er selbst sei zum Dialog bereit, um Veränderung zu schaffen, so der 37-Jährige. „Es ist eine komplexe Situation. Ich bin offen mich mit den Verantwortlichen zu unterhalten und zu diskutieren. Ich will die Vorgänge besser verstehen und wissen, warum so was noch passiert. Es ist 2022. Ich glaube, dass es leicht wäre, die Lage zu verbessern.“ (mar)