Endlich wieder Monaco, Baby! Alle Fragen und Antworten zum Formel-1-Klassiker

Monaco ist DAS Highlight im Rennkalender der Formel 1. Die spektakuläre PS-Jagd mitten durch die Häuserschluchten eines Fürstentums macht dem Grand Prix auch zum gesellschaftlichen Happening. Für die Motorsport-Königsklasse und deren Fans ist das Rennen dieses Jahr eine Comeback-Feier. Denn wegen Corona fiel der GP im vergangenen Jahr aus.
Bis zu 7500 Zuschauer dürfen beim Rennen am Sonntag (ab 15 Uhr im Live-Ticker bei RTL.de) auf den Rängen Platz nehmen, damit wären die Tribünen zu 40 Prozent gefüllt. Voraussetzung ist allerdings ein negativer PCR-Test.
Was macht diese Strecke so einzigartig?

Sainte-Devote, Rascasse, Casino, Mirabeau - allein die Kurvennamen in Monaco sind legendär und erzählen Geschichten von Triumphen und Tragödien. Kein Rennen im Formel-1-Kalender sticht so heraus. Auf der kürzesten Strecke werden die niedrigsten Geschwindigkeiten des Grand-Prix-Jahres erzielt, und doch will jeder Fahrer dieses Rennen unbedingt gewinnen.
Monaco ist einfach einzigartig. Nur dort zahlt die Königsklasse Startgeld und nicht umgekehrt. Überholen ist kaum möglich, ein Fahrfehler führt fast zwangsläufig zum Ausscheiden. Der Aufbau der Strecke dauert satte sechs Wochen, irre 33 Kilometer Leitschienen werden angebracht, 20.000 Quadratmeter Fangzäune, die Tribünen-Konstruktionen wiegen zusammen mehr als 1000 Tonnen.
Die einen schimpfen auf Prozessionen von PS-Monstern durch viel zu enge Straßen. Die meisten aber lieben genau diese Faszination, die man nirgendwo sonst findet - wie auch den Glamour, der an keinem Formel-1-Standort größer ist.
Wie ist sportliche die Ausgangssituation?
Hamiltons Mercedes-Rennstall hat die Favoritenrolle im Vorfeld zu Verstappen und Red Bull geschoben. Tatsächlich ist der Bolide des WM-Herausforderers wendiger und scheint damit prädestiniert zu sein für das Kurvengewirr im Fürstentum.
Aber: Während Hamilton drei der ersten vier Saisonrennen gewann und auch in Monaco bereits dreimal triumphierte, schaffte es Verstappen (WM-Zweiter mit 14 Punkten Rückstand) auf der Fahrerstrecke schlechthin bislang nicht aufs Podium.
Den Speed hat der 23-jährige Niederländer, doch in der Vergangenheit agierte er zu oft mit der Brechstange. Wie 2018, als er die Trainingseinheiten dominierte, den Red Bull allerdings kurz vor dem Qualifying in seine Einzelteile zerlegte. Der Max Verstappen von 2021 aber wirkt reif wie nie. Viel wird davon abhängen, wie die erste Startreihe aussieht. Seit 2004 konnte nur ein Mann aus Reihe zwei gewinnen: Lewis Hamilton (2008, 2016).
Was ist von Sebastian Vettel und Mick Schumacher zu erwarten?

Für Vettel zeigt der Trend ganz zart noch oben, nach vier Rennen für sein neues Team Aston Martin ist der viermalige Weltmeister aber immer noch ohne WM-Punkt. Zwar ist Monaco eine "Fahrerstrecke", doch in einem unruhigen Boliden wie dem AMR21 sind die Möglichkeiten des Piloten begrenzt.
Schumacher freut sich nach vier persönlich guten Auftaktrennen auf den selektiven Kurs, den er bislang nur aus der Formel 2 kennt. Doch auch sein Bolide lässt keine großen Sprünge zu, im Normalfall ist der Haas das schwächste Auto im Feld, das chronisch instabile Heck könnte in Monaco ein noch größeres Problem darstellen als auf weitläufigeren Strecken.
Gibt es denn irgendwas zu feiern?
Jein. Williams bestreitet im Fürstentum seinen 750. Grand Prix. Nur Ferrari und McLaren waren häufiger am Start, allein die Scuderia hat mehr WM-Titel (31) gewonnen als das von Sir Frank Williams 1975 gegründete Privatteam (16). In den letzten 24 Jahren, seit dem WM-Erfolg von Jacques Villeneuve im beinharten Zweikampf mit Michael Schumacher (Stichwort: Rammstoß von Jerez), zeigt die Kurve aber nach unten.
Der letzte Grand-Prix-Sieg liegt neun Jahre zurück, im Vorjahr war Williams punktloses Schlusslicht der Konstrukteurs-WM. Mit finanzstarken neuen Besitzern und unter dem deutschen Geschäftsführer Jost Capito soll es langsam wieder bergauf gehen. (sfu/sid)




