Papa Jos machte ihm riesigen Druck
Max Verstappen: Schon in seiner Kindheit gab es nur „gewinnen, gewinnen, gewinnen“

Er ist mit wahnsinnig viel Talent gesegnet. Man könnte fast schon meinen, in seinen Adern fließt Benzin. Aber das allein reicht nicht aus: Hinter Max Verstappens Erfolg steckt ein langer, mühsamer Weg – Tausende von Kilometer, teure Investitionen und ganz viel Zeit, wie Vater Jos verrät.
Max Verstappen: Papa Jos war immer an seiner Seite
„Wir sind fast jeden Freitag nach der Schule mit dem Bus nach Italien gefahren. Dort standen zwei Tage Training auf dem Programm und am Sonntag das Rennen. Abends sind wir wieder nach Hause und am Montag ging es wieder in die Schule“, erinnert sich der Papa des Red-Bull-Piloten im Gespräch mit Sport1.
Eine „normale“ Kindheit gab es für den Niederländer nicht – aber nur, weil Vater Jos, selbst früherer Formel-1-Pilot, und Mama Sophie Kumpen, ehemalige Kartfahrerin, das große Potenzial ihres Sohnes erkannten. Denn sonst „wäre ich da nie so tief eingestiegen“, gibt Jos Verstappen zu. „Jedes Jahr waren es für mich zwischen 80.000 und 100.000 Kilometer mit dem Bus. Ich habe nebenbei die Motoren präpariert, war Mechaniker, nebenbei noch Hausvater. Das hat mich schon viel Zeit und Geld gekostet und das hätte ich nicht gemacht, wenn ich nicht sein Talent gesehen hätte.“

„Es ging Tag und Nacht um Motorsport“
Zwischen 1994 und 2003 ging Verstappen Senior in der Königsklasse an den Start, fuhr u.a. für Benetton, Tyrrell und Arrows. Und weil auch Mama Sophie aus einer Rennfahrerfamilie kam, war das Hauptthema zuhause klar: „Es ging Tag und Nacht um Motorsport. Max war immer dabei und hat nichts anderes gehört als Formel 1 oder Go-Kart. Er hat dann ja auch mit vier Jahren angefangen, selbst Rennen zu fahren.“
Ein wenig erinnert die Geschichte an die von Lewis Hamilton, der ebenfalls als kleiner Junge mit seinem Papa Anthony von Rennstrecke zu Rennstrecke zog, um sich seinen Traum zu verwirklichen. Einziger Unterschied: Die Hamiltons kämpften ohne finanzielle Grundlage und als Schwarze in einer von Weißen dominierten Sportwelt um Lewis‘ Chance.
Max Verstappen: Sein Vater machte ihm riesigen Druck
Für Verstappen war es auf eine andere Art und Weise hart. „Wir sind nicht auf die Strecke gegangen, um hinterherzufahren. Wir sind hingegangen, um zu gewinnen. Und das habe ich Max auch gelehrt. Ich wollte immer nur gewinnen, gewinnen, gewinnen. Das habe ich von ihm auch verlangt“, gesteht Vater Jos. Der Druck auf seinen Sohn war also von Anfang an riesig.
Aber jene Leistungserwartungen kamen nicht aus dem Nichts. „Seit er sieben Jahre alt war, habe ich gesehen, dass er etwas Spezielles hat“, so Verstappen. „Man konnte es im Rennen sehen, weil er auf der ersten Runde auf kalten Reifen immer wahnsinnig schnell war. Und beim Überholen. Man sieht das, wo jemand überholen kann, wie er das vorbereitet - da war Max immer sehr gut." Und ist es eben noch heute.
WM noch lange nicht entschieden
Trotzdem will Vater Jos noch nicht vom WM-Titel reden, auch wenn sein Sohn in der F1-Fahrerwertung führt: „Natürlich liegt er vorn in der Meisterschaft, aber wir wissen alle, was noch alles passieren kann. Man braucht auch Glück. Ich hoffe, dass es in die richtige Richtung geht."
Um Max auf seinem Weg zum Champion zu unterstützen, steht ihm Jos immer mit seinem Rat zur Seite. „Das Schöne ist: Wir sprechen jeden Tag, an dem Max gefahren ist, miteinander. Wir rufen uns an und reden darüber, wie es lief, was los ist.“ Eine Angewohnheit, die zum Ritual geworden ist. Und das von der gegenseitigen Offenheit lebt: "Ich sage ihm auch meine Gedanken dazu. Ich sag es ihm nur, er braucht nicht zu antworten, aber ich weiß, dass er darüber nachdenkt. Das ist das Einzige, was ich will."
Das nächste Vater-Sohn-Gespräch steht also spätestens am Sonntag nach dem zweiten Rennen in der Steiermark an. Und geht es nach Max und Jos unterhalten sich die beiden dann wieder über einen überlegenen Verstappen-Sieg. (ana)