Traditionsteam feiert in Monaco Jubiläum

750. Grand Prix für Williams: Garagenteam, Weltmeister, Hinterbänkler

 Frank Williams left, and Patrick Head Formula One World Championship, WM, Weltmeisterschaft 1985 ACHTUNG AUFNAHMEDATUM GESCHÄTZT PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY 85ptr079
Frank Williams (l.) und Patrick Head formten aus Williams eines der erfolgreichsten Teams der F1-Geschichte
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Triumphe und Tragödien, Drama und zuletzt ein kapitaler Absturz - das Formel-1-Traditionsteam Williams feiert beim Großen Preis von Monaco in Monte Carlo (Sonntag, 15 Uhr im RTL-Live-Ticker) seinen 750. Grand Prix mit einer Mischung aus Stolz und Tristesse.

Sieben Fahrer- und neun Konstrukteurstitel

Eigentlich wollte sich Patrick Head nur ein paar Pfund dazuverdienen, um sein Boot fertig zu bauen. Doch Frank Williams hatte mehr vor mit dem nach Holzkleber riechenden Ingenieur. "Du kannst Montag als mein Chefdesigner anfangen", sagte Williams am Ende eines halbstündigen Gesprächs in der Lobby eines Nobelhotels. Heads Arbeiten am Boot kamen damit zum Erliegen, stattdessen schrieben die beiden Briten ab 1977 Formel-1-Geschichte.

Sieben Fahrer- und neun Konstrukteurstitel errang das Williams-Team, das seine ersten Boliden in einer alten Teppichfabrik baute. 44 Jahre später, beim 750. Grand Prix des Rennstalls in Monaco, ist neben goldenen Erinnerungen nur noch der ikonische Teamname geblieben. Das Team, das es einst aus der Garage an die Spitze schaffte, wurde überrollt von der wirtschaftlichen Power der Werke und den Milliarden von Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz.

Boss Capito glaubt an Williams

Sir Frank Williams, der seit einem Verkehrsunfall 1986 im Rollstuhlsitzt, verkaufte im vergangenen August seine Anteile an das US-amerikanische Investment-Unternehmen Dorilton Capital, seine Tochter Claire zog sich aus der operativen Leitung zurück. Frisches Geld ist nun da, der Erfolg noch nicht. Seit 31 Rennen wartet der Rennstall auf einen WM-Punkt, kämpft mit Mick Schumachers Haas-Team darum, zumindest Vorletzter in der Konstrukteurswertung zu werden.

Man könne "nicht sagen", das Team liege "am Boden", sagte Jost Capito, seit Februar Williams-Geschäftsführer, bei „auto motor und sport“. Die neuen Besitzer "investieren stark", beteuerte der 62-Jährige: "Sie haben Interesse am langfristigen Erfolg. Damit sind die Möglichkeiten gegeben, das Team wieder aufzubauen." Zudem verfügt Williams in George Russell über einen Piloten, der laut Capito "absolut, zu 100 Prozent" das Zeug zum Weltmeister hat. Irgendwann will man schließlich wieder oben anklopfen. Dort, wo der Platz von Williams in den 1980er- und 1990er-Jahren war.

Bereits im vierten Formel-1-Jahr erklomm das Team aus Grove den Gipfel. Alan Jones wurde 1980 Weltmeister, auch in der Konstrukteurswertung hatte der Rennstall die Nase vorn. Später kamen noch Keke Rosberg, Nelson Piquet, Nigel Mansell, Alain Prost, Damon Hill und zuletzt 1997 Jacques Villeneuve im Williams zu Weltmeister-Ehren.

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Senna-Unfall in Imola der dunkle Fleck

ARCHIV - Ärzte behandeln am 01.05.1994 beim Rennen um den Großen Preis von San Marino in Imola den verunglückten brasilianischen Formel-1-Fahrer Ayrton Senna. Er war in Führung liegend zuvor mit seinem Williams-Renault in der Tamburello-Kurve von der Strecke abgekommen und mit etwa 300 km/h frontal gegen eine Betonmauer gerast. Stunden nach den Unfall verstarb Ayrton Senna in der Maggiore-Klinik in Bologna. Foto: Heikki Saukkomaa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Imola 1994: Ayrton Senna kracht im Williams gegen die Mauer - die F1-Legende stirbt wenig später im Krankenhaus in Bologna.

Auch zahlreiche deutsche Piloten feierten Erfolge mit dem Team: Ralf Schumacher holte seine sechs Rennsiege für Williams, Heinz-Harald Frentzen wurde 1997 Vize-Weltmeister. Der 113. und bislang letzte Sieg aber glückte Pastor Maldonado 2012 in Barcelona - es war einer aus der Kategorie "Sensation".

Doch Williams wird auch für immer mit dem tödlichen Unfall Ayrton Sennas am 1. Mai 1994 in Imola verbunden. "Viele gaben uns die Schuld dafür. Als hätten wir der Welt ein Gemälde von Michelangelo gestohlen", sagte Frank Williams später rückblickend.

Verwunden hat er diesen schwarzen Tag nicht, glaubt seine Tochter Claire. "Ayrton war ein Gott in unserem Haus", sagte sie einmal der „Sun“: "Frank war gewissermaßen verliebt in Ayrton. Er schlich sich in sein Herz, in seinen Verstand, und er wollte ihn immer in seinen Rennwagen setzen. Dads Wunsch ging dann in Erfüllung, aber es endete auf die schlimmstmögliche Art und Weise."

Ihr Vater habe nie mit jemandem darüber gesprochen, sagte Claire Williams, "aber man kann den Schmerz in seinen Augen jedes Mal sehen, wenn er an den Unfall denkt". (sid/mar)